Malcolm Gladwell beschreibt in der neusten Ausgabe des New Yorker die Bedeutung von Selbstbewusstsein und Vermessenheit anhand des Niedergangs der Investment Bank Bear Stearns. Seine Einsichten sind auch für Jungunternehmer von Bedeutung.

Dank Tina Roth Eisenberg, auch bekannt als Swissmiss, bin ich gestern Abend auf einen aufschlussreichen Artikel im New Yorker gestossen. Malcolm Gladwell beschreibt in «Cocksure: Banks, battles and the psychology of overcofidence», wie Selbstbewusstsein zum Erfolg aber auch zum Niedergang einer persönlichen Karriere oder eines ganzen Unternehmens beitragen kann.

Gefährlicher Erfolg

Gladwell stellt fest, dass wer zu selbstsicher sei, dazu neige, die Grenze zwischen Kontrollierbarem und Unkontrollierbarem zu verwischen. Wer viele Erfolge habe verbuchen können, tendiere zur Annahme, diese seien seiner Expertise allein zu verdanken; und mit jedem Erfolg steige das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten weiter. Fatalerweise führe dies dazu, dass Erfolgmenschen häufig der Illusion erlägen, in allen erdenklichen Bereichen herausragende Ergebnisse erzielen zu können. Diese Vermessenheit könne in Ignoranz umschlagen, umfähig machen, unerwartete Situationen – schwarze Schwäne – richtig einzuschätzen und adäquat zu reagieren.

«Optimal margin of illusion»

Nun ist Selbstbewusstsein oder Bewusstsein für den eigenen Erfolg natürlich nicht per se schlecht und gefährlich. Gladwell zitiert den Sozialpsychologen Roy Baumeister: Menschen hätten eine «optimal margin of illusion». Nur wer an den eigenen Erfolg glaube, könne andere von seinen Ideen überzeugen. Wer zweifle, werde dies verraten und damit die Zuversicht anderer in das eigene Projekt zerstören – gerade im Banking, einem Geschäft, das von der vertrauensvollen Beziehung zwischen Dienstleister und Kunde lebe, könne allzu selbstkritisches Auftreten tödlich sein.

Diese Ausführungen lassen sich sehr leicht auf Jungunternehmer münzen: Es ist extrem wichtig, an den Erfolg der eigenen Idee zu glauben. Kaum ein Investor würde sich dazu hinreissen lassen, einem Startup Cash anzuvertrauen, wenn er nicht überzeugt wäre von der Zuversicht der Jungunternehmer. Nicht minder wichtig ist es, sich vor Augen zu halten, dass Erfolg einem tanz auf Messers Schneide gleicht. Wer sich nicht konzentriert, die Balance zwischen Zuversicht und kritischer Selbstreflexion, die «optimal margin of illusion» halten kann, wird Mühe haben, auf unerwartete Ereignisse schnell und effektiv zu reagieren.