Medikamententests könnten bald billiger und einfacher werden, dank neuer Testmethoden mit Zellkulturen, so genannten micro tissues. Damit spart man Geld und später vielleicht sogar Tierversuche.

Insphero Zellkulturen, micro tissues genannt. (Insphero)Neue Pharmaka auf den Markt zu bringen ist teuer. Kosten für Forschung und Entwicklung in mehrstelliger Millionenhöhe sind Standard. Darum ist jede Innovation, die diese Prozesse billiger oder effizienter macht, für die Pharmaindustrie Gold wert. Das hat das Gründerteam von Insphero erkannt. Dabei sind besonders Methoden in den labortechnischen Phase der Medikamentendesigns interessant, da hier mögliche Blindgänger bereits lange vor den kostspieligen klinischen Tests ausgeschieden werden können. Jan Lichtenberg, Wolfgang Moritz, Jens Kelm und Simon Hoerstrup wollen mit ihren Produkten hier ansetzen. Mit ihrer Idee haben sie auch die Jury von Venture Kick in der Schlussrunde überzeugt (Startwerk.ch berichtete) und erhalten eine Anschubfinanzierung in der Höhe von insgesamt 130’000 Franken.

Die Kunst der Kultur

Die Idee: An besonderen Zellkulturen, sogenannten micro tissues, lassen sich die Wirkungen von Präparaten im Labor beobachten und testen. Bisher sei diese Art von Tests kompliziert und wenig zuverlässig, so Jan Lichtenberg. Der von Insphero patentierte Herstellungsprozess der Kulturen stellt nun die bisherigen Methoden buchstäblich auf den Kopf: Die Zellverbände wachsen in hängenden Tropfen, die durch die Oberflächenspannung in speziellen Paletten gehalten werden. Insphero hat dieses vorher noch nicht praxistaugliche Verfahren so weiterentwickelt, dass es nun im Stadium der Marktreife ist. Der Vorteil: Aussagekräftigere Resultate als bei traditionellen Verfahren und effizientere Anwendung als bei vergleichbaren Methoden.

Zwei Produkte hat das Jungunternehmen bereits am Markt. Gegründet Ende März, hat Insphero die operativen Tätigkeiten im Juli aufgenommen. Zurzeit wird noch in von der Uni angemieteten Labors produziert, ein Umzug in eigene Liegenschaften steht aber kurz bevor. Parallel dazu konzentriert man sich auf den Aufbau von Marketing und Sales: „Momentan sind wir dabei die Trommel zu rühren und mögliche Käufer zu identifizieren“, erzählt CEO Jan Lichtenberg. Zudem läuft eine Entwicklungsstudie in Zusammenarbeit mit der Novartis.

Herantasten an den Markt

Den Bewerbungsprozess bei Venture Kick haben die Gründer durchwegs positiv erlebt, neben dem Preisgeld, das jetzt erst einmal „für etwas Wasser unter dem Kiel“ sorge – man will es in den Firmenauftritt, etwa auf Messen, investieren – sei die Begleitung im Gründungsprozess sehr hilfreich gewesen. Vor allem Standortbestimmungen und Beratungen halfen beim Herantasten an den Markt, schildert der CEO. Auf der Agenda für die nähere Zukunft steht ein kontinuierliches Upscaling der Aktivitäten parallel zur Produktion und Weiterentwicklung. Das Team soll in den kommenden Monaten vergrössert werden.

Ganz am Anfang von Insphero stand übrigens ganz prosaisch der Ärger im Labor. Wolfgang Moritz und Jens Kelm, beide am Unispital tätig, ärgerten sich über die vorhandene Technologie und suchten nach einer besseren Lösung. Das Resultat war schliesslich ein Patent. Gutes Feedback darauf und schliesslich ein Schlüsseltelefonat mit der Roche überzeugten das Team, dessen Bewirtschaftung selbst in die Hand zu nehmen.