Maus und Scanner in einem: Das ETH-Spinoff Dacuda hat ein Eingabegerät entwickelt, das den Scannermarkt umkrempeln soll.

Das Dacuda-Team (zvg)

Neben jedem Computer liegt eine Maus. Die Gründer von Dacuda haben sich Gedanken gemacht, was für zusätzliche Funktionalität dieses alltägliche Eingabegerät neu erfinden könnte. Die Idee: Wenn statt einem optischen Sensor eine kleine Kamera verbaut wird, lässt sich die Maus zum Scannen einsetzen.

Die Technik hinter den schlauen Mäusen ist in Entwicklung seit 2007. Die Alphaversion, die Entwickler Erik Fonseka vorführt, überzeugt durch die simple Bedienung: Eine Vorlage wird gescannt, indem man mit der Maus über sie wischt.

Die Scan-Software startet mit dem Druck einer Scantaste an der Maus. Eine zoom- und drehbare Vorschau auf dem Desktop zeigt dem Benutzer, was von der Vorlage bereits gescannt ist. Anders als die frühen Handscanner, die einer Linie entlang geführt werden mussten, kann die Maus frei über die Vorlage bewegt werden. Wischbewegungen reichen, da sich ein Algorithmus um das passende Zusammensetzen der Bildinformationen kümmert. Der fertige Scan lässt sich in der Anwendung zuschneiden und per Zwischenablage als Bild einfügen. Den Fokus in der Entwicklung legte das Team auf Schnelligkeit des Scanprozesses und intuitive Bedienung. Damit soll die Scanmaus sich von den Flachbettscannern absetzen – dank besserer Integrierbarkeit in den Workflow.

Interessante Marktbedingungen

Der Markt für Computermäuse ist immer noch grösser als etwa der für Smartphones, stolze 280 Millionen der Eingabegeräte werden jedes Jahr verkauft. Die Maus ist dabei nach wie vor ein attraktives Produkt, dank mittlerweile geringer Hardwarekosten winkt eine hohe Marge. Der Preis für Mäuse variiert je nach zusätzlicher Funktionalität – z.B. die Zweitnutzung als Fernbedienung – und geht bis zu etwa 150 Dollar. Daneben der Bereich der Personal Scanner: Sie sind nach wie vor relativ teuer, erst ab rund 300 Dollar sind Textscanner in Stiftform oder Einzugsscanner für Papierseiten zu haben. Grund dafür ist, dass die Hersteller für jedes Modell eine eigene Hardware entwickeln müssen.

Hier hat Dacuda darum eine Lücke im Visier, wie Alexander erklärt: Positionieren will man die Scanmaus zwischen dem Segment der höherwertigen Mäuse und dem der Personal Scanner. So will man sich an beide Märkte gleichermassen andocken, mit genügend Spielraum für die Preisgestaltung durch den Verkäufer.

Lizenzieren statt produzieren

Beim Geschäftsmodell waren sich die Gründer schnell darüber im Klaren, dass sie die Hardware nicht selber produzieren lassen wollten. Man entschied sich stattdessen für ein Lizensierungsmodell. Das bedeute zwar einen geringeren Teil der Wertschöpfungskette, im Gegenzug aber eine deutlich bessere Skalierbarkeit. Dacuda beschränkt sich darum darauf, den Hardwareherstellern die nötige Technologie zur Verfügung zu stellen: Nämlich ein Referenzdesign der Hardware, die Treibersoftware und die dazu gehörige Lizenz. „So mussten wir im Team auch keine zusätzlichen Kompetenzen für Hardwareentwicklung aufbauen,“ erklärt CTO Alexander Ilic. Das Team, das mehrheitlich aus Softwareentwicklern besteht, kann sich auf die Entwicklung des zum Scannen benötigten Maustreibers konzentrieren.

Dacuda befindet sich gerade im Aufgleisen von Verhandlungen mit Herstellern aus Asien, Europa und den USA. Erste Modelle der Scanmaus sollen Anfang nächsten Jahres auf dem Markt sein. Bis dann ist vor allem noch Testing und Verbesserung der Software gefragt, eine Erprobung der Maus im Arbeitalltag mehrerer Firmen ist für die nächste Zeit geplant.

Das Gründerteam fand sich in einem Kurs von Venture Challenge zusammen, wo erste Ideen ausgetauscht wurden und blieb anschliessend bestehen, um 2008 Dacuda zu gründen. Das Kernteam sind CEO Michael Born, CTO Alexander Ilic und als Leiter in der Soft- und Harwareentwicklung Erik Fonseka und Martin Zahnert. Das Unternehmen ist seit der Gründung auf 13 Köpfe angewachsen und hat Förderung von der KTI, Venture Kick und dem MIT Venture Mentoring Service ergattern können.