Das tessiner Startup ViSSee hat eine originelle Technologie zur optischen Geschwindigkeitsmessung entwickelt.

Vissee: Die Gründer

Die Prinzip für ihren tragbaren visuellen Sensor haben Nicola Rohrseitz und Valeria Mozzetti jemand sehr kleinem abgeschaut. Für seine Doktorarbeit hat sich Nicola nämlich mit der Flugkontrolle von Fruchtfliegen beschäftigt. In einem Windkanal überwachte er ihr Verhalten und analysierte ihre Verabeitung von optischen Reizen. Dabei hatte er die Idee, ihr Prinzip der Signalverarbeitung nachzubauen. Ergebnis der Forschung war die Technologie für einen tragbaren Sensor, der optisch Geschwindigkeit messen kann. Vorteile der Technik von ViSSee sind laut Nicola der geringe Stromverbrauch und die grössere Genauigkeit, verglichen mit einem GPS oder Beschleunigungssensoren.

Als ersten wollen die Gründer jetzt den Markt für Sporttechnik ins Visier nehmen. Das aus strategischen Überlegungen, wie Nicola erklärt. Längerfristig zielen die Gründer vor allem auf die Automobilindustrie, wo sie viele Anwendungen für ihren Sensor geortet haben. Optische Geschwindikeitsmesser liessen sich an verschiedenen Stellen am Auto verbauen und könnten etwa ein ABS bei der Verkürzung des Bremswegs unterstützen. Da das Autogeschäft aber vergleichsweise träge ist durch seine langen Entwicklungszyklen, will ViSSee sich zuerst auf Geräte im Fitness- und Therapiebereich konzentrieren und parallel dazu Kontakte mit Autoherstellern suchen. „Ein Startup muss nunmal versuchen, möglichst schnell eigenes Geld zu verdienen“, meint Nicola dazu.

Sportgadgets und Physiotherapie

Eine Idee, die die Gründer aus dem Kontakt mit Physiotherapeuten heraus entwickelt haben, ist die eines Allroundsensors für Fitnessgeräte. Wenn ein Therapeut den Bewegungsablauf eines Patienten nicht ständig persönlich überwachen will, braucht er ein mit speziellen Messgeräten bestücktes Fitnessgerät. Diese sind jedoch gegenüber den normalen deutlich teurer. Hier will ViSSee ansetzen und ein Überwachungstool liefern, das für alle Geräte gleichermassen einsetzbar ist und dem Praxisbetreiber so entweder das Geld für die kostspieligeren Maschinen oder die Zeit für die persönliche Überwachung des Patienten spart.
Das zweite Einsatzgebiet sehen die Gründer bei den Sportgadgets. Der Sensor könnte ähnlich wie im Therapiebereich zur Ausstattung von Maschinen im Fitnessstudio gehören oder nach draussen mitgenommen werden. So liesse sich der eigene Bewegungsablauf per Kurvendarstellung auf einem Display überwachen, und zum Beispiel mit dem eines Spitzensportlers vergleichen. Das wäre für eine Rudermaschine genauso denkbar wie auf einem Golfkurs. Der Zugriff auf die Daten des Sensors soll nämlich auch mobil per Smartphone oder per iPad möglich sein, um die Anwendungsmöglichkeiten zu erhöhen.

Gegründet haben Nicola und Valeria ViSSee um vergangenen Juli und bereits verschiedene Förderpreise für ihre Idee erhalten. Nach Venture Kick folgten Venture 2010 und die IMD Startup Competition. Momentan sind die Entwickler mit Unterstützung eines KTI-Projekts dabei, den vorliegenenden Protoypen weiter zu verkleinern. Ziel ist ein gerade noch zwei Zentimeter grosser Sensor. Gleichzeitig will das Team bereits Ende 2010 mit einem ersten Produkt für den Therapiebereich am dem Markt sein.