Zwei Tage Hektik, dafür am Schluss eine Geschäftsidee. Seit diesem Wochenende gibts diese Art von Tüftelmarathon nun auch in der Schweiz.

Am Wochenende ging in Zürich das erste Schweizer Startup Weekend über die Bühne. Das Motto lautete „Von der Idee bis zur Unternehmensgründung in 48 Stunden“.
Den Startschuss des Weekends war am Freitag Abend um 17:00 mit dem Pitching der Projektideen. An denen mangelte es nicht: Von den rund 80 Teilnehmern wurden 30 Ideen präsentiert, wofür den Kandidaten nicht viel Zeit blieb. „Der Fahrstuhl fährt nur zwei Minuten“ lautete die Vorgabe. Anschliessend wurden Teams gebildet, die bis zum Sonntagnachmittag Zeit hatten, ihre Ideen weiter zu verfolgen und ein Geschäftsmodell daraus zu entwickeln.
Vom Franchise-Store über die Handyapp bis hin zum Consulting-Geschäft gab es eine grosse Bandbreite bei den Ideen.

Vernetztes Arbeiten

Diese hatten sich die Organisatoren auch angezielt. Das Zürcher Startup Weekend will sich laut Dariush Daftarian vom OK gerade durch Interdisziplinarität von anderen Startup Weekends nach amerikanischem Modell abheben. Ein breite Durchmischung der Teilnehmerbackgrounds soll dabei ein kreatives Klima begünstigen, tendenziell sind nämlich Startup-Weekends bislang eher die Domäne von IT- und Wirtschaftlern. Letzere machten zwar auch hier die grösste Gruppe aus, es war aber ein breit gestreuter Anteil an Ingenieuren, Geisteswissenschaftlern und sogar Kunsthochschülern anzutreffen.

Für agile Gruppen waren die Organisatoren sehr um nicht zu grosse Teams bemüht und versuchten, dafür günstige Rahmenbedingungen zu setzen. Wunschziel waren fünfköpfige Teams, was mehr oder weniger auch gelang. Diese waren dann Freitag und Samstag bis teils spät in die Nacht am Entwerfen von Präsentationen und Businessplänen. Das Konzept dabei: Einfach ins kalte Wasser springen – learning by doing. Dafür setzte man auf das Canvasmodell und einen eigens ausgearbeiteten Leitfaden, der als eine Art Spickzettel für Businessplan-Konzepte die wichtigsten Punkte vom Leistungsversprechen bis hin zur Kostenstruktur bewusst halten sollte. Eindrucksvoll: Knapp dreissig Experten standen zum Coaching der Teams mit Anregungen und Kritik zur Verfügung. Sie sollten die Gruppen vor allem dazu anzuleiten, sich auf die Kernfragen zu konzentrieren.

Fazit: Einstand geglückt

Das Resultat konnte sich sehen lassen. Am Sonntagabend hatten die Teams nochmals fünf Minuten Zeit, ihre Ideen vor den acht Jurymitgliedern zu präsentieren. 16 Präsentationen auf solidem Niveau waren das Resultat der 48 Stunden Tüftelei, wobei die ausgereiftesten Ideen nicht erst auf dem Weekend entstanden waren.

Neben diesem Output standen am Ende auch jede Menge neue Kontakte und ein Einblick in eine für viele bisher unbekannte Szene. Darum: Das erste Schweizer Startup Weekend darf als gelungener Anlass und frischer Beitrag zur Förderung von Unternehmertum gelten. Umso mehr, da die ambititionierte Veranstaltung von einer Gruppe von engagierten Studenten auf die Beine gestellt wurde.

Nach den Präsentation gab es Feedback der Juroren sowie Preise in drei Kategorien: Radikalität der Idee, Geschäftspotenzial und sozialer Mehrwert.

Klick für Legende und Vollansicht. (Quelle: Startupweekend bzw. JR)

NDAs und Sicherheit

Zu den Gewinnern und den übrigen Präsentationen darf ich an dieser Stelle leider nichts schreiben, obwohl ich gerne einen Querschnitt durch die Ideen gegeben hätte. Zum Schutz der Ideen haben die Organisatoren nämlich allen Teilnehmern und Gästen ein restriktives non-disclosure agreement aufgedrückt. Dieses verbietet, jegliche Details zu den Projekten gegenüber Dritten zu erwähnen.
Wenn dieses auch von einigen der Teilnehmern wohl so gewünscht worden war, lässt sich doch fragen, ob so etwas letztlich praktikabel ist; auch einer der anwesenden Experten hat mir gegenüber daran Zweifel geäussert. Mein Input wäre darum: Sollte nicht gerade ein Anlass, der sich Austausch so sehr auf die Fahne geschrieben hat, einen anderen Umgang mit diesem Thema pflegen?

Schliesslich ist es ohnehin nicht möglich, per NDA Sicherheit lückenlose Sicherheit zu gewährleisten. Der Nachweis, eine Idee basiere auf einer anderen, ist im Einzelfall schwierig zu führen. Und dass man die Geheimniskrämerei um eine Idee lange aufrecht erhalten kann, ist illusorisch. Umgekehrt ist ein NDA für einen Investor oder Coach ein unangenehmes Risiko. Er kann nämlich Probleme bekommen, sofern er zu einem späteren Zeitpunkt zufällig mit einem Startup zu tun hat, das in ähnlichen Gewässern unterwegs ist. Was gut sein kann, sieht er doch hunderte Pitches jedes Jahr.
Dass es am Schluss der Veranstaltung teilsweise noch Hickhack dazu gab, ob und was zu den Ideen geschrieben werden durfte, ist aus meiner Sicht eine unschöne Fussnote zum Anlass. Eines der Gewinnerteams hatte zuerst unprofessionell kommuniziert und, als nachher einigen Teammitgliedern mulmig wurde, beeilte man sich plötzlich, eine mögliche Berichterstattung wieder abzuwürgen. Solchem Geholper sollten die Veranstalter nächstes Mal mit einer proaktiveren Öffentlichkeits-Policy vorbeugen. Dies als Kritikpunkt zu einer ansonsten gelungenen Veranstaltung.