Die Anzahl der Coworking Spaces im Ausland nimmt zu. Auch in der Schweiz bewegt sich etwas, aber die Arbeitsgemeinschaften sind noch spärlich gesäht.

Coworking ist kein weiteres miete-einen-Schreibtisch-Konzept“, beteuern die Verfechter der Idee. Die Coworking Spaces wollen keine Bürogemeinschaft im klassischen Sinn sein, sondern ein Ort an dem kreativer Austausch, Kollaboration und Networking gross geschrieben werden.

Das hat Konjunktur, gerade bei den neuen Selbständigen, die zum Arbeiten nicht mehr als einen Laptop und eine Kaffeemaschine brauchen.

Diese Coworking Spaces konzentrieren sich darum auf das Wesentliche und bieten grosse Tische, schnelles Internet, Gleichgesinnte und eine eigene Philosophie.

Offene Strukturen

In deren Zentrum steht die Flexibilität. Nur zwei Tage die Woche einen Arbeitsplatz brauchen, temporäre Projekte, unsichere Einkünfte – solche Berufsbedingungen machen die Miete eines klassischen Arbeitsplatzes unpraktisch. Gerade an Freiberufler und Selbständige mit diesem Profil richten sich die Coworking Spaces. Sie können, je nach Wahl, mit tiefen oder gar keinen Fixkosten Arbeitsplätze anmieten ohne sich länger verpflichten zu müssen. Das ist ein massiver Vorteil für alle, denen ein Zweijahresmietvertrag wie eine Bindung für die Ewigkeit vorkommt. Und nicht zuletzt auch ein Anreiz, es mit der Selbständigkeit überhaupt erst zu versuchen – da das Problem wegfällt, sich auf schmerzhaft lange Zeit hinaus comitten zu müssen.

Alternative zum Home Office

Zur institutionalisierten Flexibilität dazu kommen ein bisschen „Yes, we can“-Atmosphäre, Gelegenheit zum Netzwerken, gegenseitiges Coaching und Wir-Gefühl. Die Abwechslung zum einsamen Home Office ist genauso oft Anreiz für Coworking wie die Möglichkeit, Leute für Kooperationen zu finden.

Der typische Coworkingnutzer ist zwischen 25 und 45 und Webworker. Bei den Freiberuflern sind aber Metiers vom Designer, Softwareentwickler, Texter, Grafiker und Journalisten bis hin zum Anwalt vertreten. Und auch Jungunternehmen, die keine grossen Anforderungen an die Infrastruktur haben, quartieren sich in den Coworking Spaces ein. Im grössten Deutschlands, dem Berliner Betahaus, sind es mehr als ein halbes Dutzend.

Arbeiten wie bei Google

Die Grundausstattung eines Coworking Spaces wurde schon erwähnt. Inzwischen bieten aber viele solcher Büro-WGs auch zusätzliche Angebote. Neben Gemeinschaftsküchen, Sofaecken und Konferenzräumen gehören mancherorts auch Kinderkrippe und Fitnessraum zum Konzept – wer nicht gerade bei Google arbeitet wird es schwer haben, solche Services an einem konventionellen Arbeitplatz zu finden. Die meisten Spaces sind nach eigenen Angaben sogar dog-friendly.
Die Idee der Büro-WG kommt wie so oft aus den USA und hat in Europa zuerst in Deutschland Tritt gefasst, wo es in den grösseren Städten schon mehrere Dutzend Coworking-Orte gibt. In der Schweiz sind die Angebote noch weniger zahlreich. Coworking Spaces existieren in Basel, Lausanne und Zürich, wo zusätzlich zum bestehenden Citizen Space zwei neue Standorte im Aufbau sind.

Hype à la „digitale Bohème“ oder Arbeitsform der Zukunft? In einem zweiten Bericht nehmen wir nächste Woche unter die Lupe, was für weitere Coworking Spaces es in der Schweiz gibt und für wen sich so ein Angebot eignet.

(Bild: hillary_h, CC-Lizenz)