Jungunternehmer Philippe Willi erklärt Trekksoft, eine spezialisierte Buchungsplattform für Outdoor-Aktivitäten, und wie er zum Gründer im Tour-Operator-Geschäft wurde.

Philippe Willi

Ich treffe Philippe Willi im ehemaligen Büro der Zürcher Webentwickler Zimtkorn an der Sumatrastrasse. Inzwischen ist hier als Nachmieterin die Goodshine GmbH eingezogen, die hinter dem Groupon-Klon Deindeal.ch steht. Die Verbindung der beiden Unternehmen ist Adrian Locher, Gründer in beiden Unternehmen.

Philippe hat heute einen seiner zwei Tage in Zürich pro Monat, sein Arbeitsplatz ist sonst Interlaken. Die Funktion als CFO von Zimtkorn liesse sich gut von dort aus erledigen, meint er. Der Grund, warum er gern mehr Zeit in Zürich verbringen würde, sei die Nähe zur Startupszene, meint er: „Alles passiert in Zürich.“ Neben den Meetings, die jeweils hier auf dem Programm stehen, rührt Philippe gerade die Werbetrommel für Trekksoft. Vorher hat er etwa Roland Zeller, Geschäftsführer von travel.ch für ein Gespräch getroffen. Und jetzt hat er die Gelegenheit genutzt, um sich kurz die Fortschritte bei Goodshine anzuschauen.

Trekksoft ist das neueste Venture von Phillippe, Adrian und Valentin Binnendijk, ebenfalls bei Zimtkorn. Trekksoft ist eine Online-Buchungsplattform, die für Tour Operators im Outdoor-Sport-Sektor gedacht ist.
Anders als bei Getyourguide, das in ähnlichen Gewässern unterwegs ist, zielen die Gründer nur auf das Aufsetzen der personalisierten Plattformen für Kunden, nicht auf ein Portal wie Getyourguide.com, wo die Angebote aller Kunden versammelt sind und von Getyourguide auch vermarktet werden. Stattdessen geht es um einzelne Kundenwebseiten, auf denen die Shop-Infrastruktur eingebunden werden soll. Momentan sei man mit potentiellen Interessenten im Gespräch, erzählt Philippe – vom Paragliding-Anbieter bis hin zu Organisatoren von Pub Crawls.

Backpacker für Interlaken

Trekksoft ist im Grunde genommen eine Weiterentwicklung der Online-Aktivitäten des Interlakener Unternehmens Outdoor Interlaken, bei dem Philippe seit 2007 im Vorstand und operativ tätig ist. Der Tour Operator bietet diverse Outdoor-Aktivitäten (u.a. Rafting, Fallschirmspringen, Klettern) an und hat sich auf eine interessante Nische spezialisiert: Amerikanische Austauschstudenten und Backpacker, eine Zielgruppe bei der Interlaken traditionell eine gute Reputation hat. Und diese bewirtschaftet das Unternehmen intensiv und gezielt.

Unter anderem mit der Tochter Bus2alps. Das Unternehmen ist ein Vehikel zur Akquise von Kunden in verschiedenen europäischen Städten, bis jetzt noch primär in Italien. Ein sehr aktives Netz von lokalen Agenten bewirbt für Bus2alps die Angebote von Outdoor Interlaken in departure cities wie Rom oder Florenz. Interessenten wird gleich auch ein Bustransfer angeboten, entweder direkt oder von einem Schweizer Flughafen nach Interlaken. Der Einsatz von Facebook und Marketern auf Kommissionsbasis an den Unis sorgen dafür, dass zusätzlich zur Mundpropaganda auch sonst alles getan wird um die potentiellen Kunden zu erreichen.

Vom ersten Shop zur Plattformlösung

Die Spezialisierung auf amerikanische Studis in Europa und das Wissen um deren Kundenwünsche und Ausgabeverhalten zahlen sich aus. Die Gruppe macht einen signifikanten Anteil am Gesamtumsatz aus. Das Modell führt damit vor, was möglich ist mit genauer Kenntnis eines Kundensegments und gezieltem Marketing.
Trekksoft als jüngstes Venture der Gründer ist aus der anfangs noch eher experimentellen Online-Buchungslösung von Outdoor Interlaken entstanden. Der erste, sehr einfache Tourshop (beispielsweise konnte nur per Paypal bezahlt werden) ging 2008 online. Als aus den steigenden Umsätzen klar wurde, dass hier ein klares Kundenbedürfnis gefunden war, baute man die Lösung entsprechend aus. Die Trekksoft-Plattform ist mittlerweile grösstenteils fertig entwickelt und wird sowohl bei Bus2alps und bei Outdoor Interlaken eingesetzt, die auch als Usecases für potentielle Kunden fungieren. Bei den Features der Plattform haben sich die Gründer an den aus der eigenen Erfahrung stammenden Bedürfnissen von Tour Operators orientiert.

Während zunächst einmal Anbieter aus dem Inland im Visier der Gründer sind, wären längerfristig auch Länder wie die USA oder Neuseeland eine Option, meint Philippe.

Philippe ist einer der wenigen Geschäftsleitungsmitglieder bei Outdoor Interlaken, die nicht aus dem Guide-Bereich kommen. Sonst setzt sich das internationale Team praktisch komplett aus Leuten mit Guide-Hintergrund zusammen. Darum war sein Anfang in der Branche auch ein Quereinstieg. Nach der Beraterfirma Wonderbrand und Zimtkorn leitete er zunächst ein Fitnessstudio, bevor er in die Geschäftsleitung von Outdoor Interlaken wechselte. Dort ist der erst 27-jährige neben Trekksoft im operativen Geschäft voll eingebunden. Das heisst auch Reisen: In den nächsten Tagen stehen zum Beispiel Konsultationen zur Stuktur von Bus2alps in Italien an.