LocalUncles CEO Philip Reichen erzählt, was er von der Konkurrenz hält und warum er Entwickler aus der Schweiz rekrutiert.

Wenn man über Schweizer Startups bloggt, führt man nicht allzu oft Ferngespräche. Aber ab und zu fällt eine Ausnahme an – zum Beispiel für ein Update zu LocalUncle in New York City. Das von zwei Schweizern (Philip Reichen und Philipe Fatio) zunächst in Zollikon gegründete Startup macht sich gerade daran, von New York aus das Feld der local based Services aufzumischen.

Wir haben bereits im März zum ersten Mal über den damals noch auf den Namen loqize.me hörenden Dienst berichtet. Inzwischen haben die Gründer den Namen gewechselt – eingänglicher und leichter zu buchstabieren sollte die neue Webadresse sein.

In Entwicklung ist der Service schon mehr als halbes Jahr. Bereits im Oktober 2010 hatte ich die Gelegenheit, eine  vielversprechende lauffähige Seite auszuprobieren. Seither sind einige Features hinzugekommen, aber der Dienst ist immer noch im Private-Beta-Modus. Das ist auch meine erste Frage an Philip: Warum?
Philip: Die Technik ist noch nicht soweit. Geplante Features seien noch nicht umgesetzt und man möchte erst mit einem breiten Publikum starten, wenn man den definitiven product-market-fit gefunden hat und der Service durch die nächste Produktiteration gegangen ist – schliesslich sei bei Webdiensten oft der erste Eindruck der entscheidende. Für die geplanten Features brauche man aber noch mehr Entwickler – und die zu finden ist schwerer als gedacht.

Entwickler einfliegen

Denn ein Problem, mit dem sich das Team aktuell herumschlägt, ist laut Philip die harzige Rekrutierung. Um mit der Entwicklung vorwärts zu kommen, sucht das Jungunternehmen per Jobpage mehrere Informatiker. Er sei zwar an jedem Recruiting Event, aber dort buhle man nun einmal mit grossen Namen wie Hunch, Foursquare oder Google um die talentierten Leute. Die aktuelle Boom-Stimmung in den USA, bei der man sich fast schon an die Dotcom-Bubble erinnert fühlt, sei hier deutlich zu spüren – mit viel Geld ausgestattete Unternehmen führen einen regelrechten „War for Talent“. Jemand zu finden bedeute ja, dass dieser allen lukrativen Angeboten von Grossfirmen widerstehe und sich für ein kleines Startup und damit auch (vorerst) für einen Hungerlohn entscheide. Das zeigte sich unlängst deutlich: Nach einem favorablen Artikel bei theNextWeb hatten die Gründer einen ganzen Stapel Bewerbungen auf dem Tisch. Von den vier Leuten, die Philip zu einem Gespräch einlud, wollte schliesslich keiner zu den offerierten Konditionen arbeiten.

Um dem beizukommen, sucht das Team Verstärkung in der Schweiz – und dem Rest der Welt. Man will auch weiterhin gerade in der Schweiz die Augen offen halten und Entwickler lokal in Zürich rekrutieren oder für einen Job in New York City begeistern.

Dicke Konkurrenz

LocalUncle ist in seinem Geschäftsfeld bereits jetzt nicht mehr allein. In den letzten Monaten poppten nach und nach eine Reihe von Konkurrenten auf, etwa Loqly, Gootip, Localmind oder das im Januar an die Öffentlichkeit gegangene Dienst Hipster, der Mitte Mai ein stolze Million Dollar an Series-A-Finanzierung einstrich und damit auf einen Schlag zum Platzhirsch wurde. Schlechte Nachrichten für LocalUncle?

Philip verneint. Zwar hätte ihn die Funding-Nachricht von Hipster schon leer schlucken lassen, aber hauptsächlich weil sie das Recruiting-Problem verstärke. Denn der Konkurrent könne jetzt eine Menge Geld in talentiertes Personal investieren. Dass Hipster aber die technisch bessere Lösung präsentiert, davor hat man keine Angst. Zudem zeige die Konkurrenz, dass die Idee offensichtlich nicht so verrückt sei, so Philip. Offensichtlich sind auch andere Teile der Szene davon überzeugt, dass diese Form ortsbasierter Tipps nicht nur für ein Feature, sondern für ein Geschäftsmodell taugt. Auch bei der Finanzierung macht man sich im Team keine Sorgen. „In den USA war es selten einfacher, an Startup-Finanzierung zu kommen als jetzt,“ meint der CEO.

Zurzeit ist das Startup eigenfinanziert unterwegs. Da man momentan Cash-mässig gut aufgestellt sei, ist eine Investorensuche erst für Ende 2011 geplant. Philip Reichen gehört zu den Gründern des erst kürzlich, Ende Februar gelaunchten Likealittle-Klons blicKlick und arbeitete 2010 ein Dreivierteljahr beim in New York beheimateten Startup Pixable als Produktmanager. Als Advisors von LocalUncle und Investoren sind Johannes Reck, Tao Tao und Martin Sieber an Bord – alle Mitgründer von GetYourGuide.

Wie schon im ersten Beitrag zu LocalUncle erklärt, funktioniert der Dienst nach dem Q&A-Prinzip. Nutzer können hier Fragen nach Tipps zu einer Stadt stellen, etwa: “Welches ist die beste Pizzeria in Zürich?” Die Frage geht an einen Followerkreis und weitere Nutzer und wird auf Wunsch auch per Twitter und Facebook veröffentlicht. In einem Antwortthread kann der Freundeskreis dann Tipps und Empfehlungen abgeben. Ein Anschluss an die Google-API sorgt dafür, dass die kommentierten Empfehlungen gesammelt auf einer Karte angezeigt werden. Der Fragesteller kann einzelne Tipps mit einem Like versehen, sowie kommentieren oder Rückfragen stellen.