Soll die Schweiz mit einem staatlichen Fonds ihren Startups die Finanzierung erleichtern? Das war die Leitfrage am SECA-Anlass in Zürich.

Die SECA (Swiss Private Equity and Corporate Finance Association) ist der Dachverband der Investor-Szene in der Schweiz – Business-Angel-Netzwerke, Beteiligungsgesellschaften oder Corporate Venturing.

Entsprechend gestaltete sich der Fokus des Abends: Es ging um die Bedürfnisse der Startup-Szene aus der Sicht von Venture-Capitalists.

Für die Podiumsdiskussion lag keine griffige Frage auf dem Tisch, vielmehr eine ganze Reihe von Fragestellungen: Fehlt Kapital oder fehlen die richtigen Unternehmen? Sind staatliche Beteiligungsfonds sinnvoll, und wenn ja in welcher Phase? Wo bestehen Finanzierungslücken und wie sollte ein Förderinstrument idealerweise aussehen? 

Ja, aber..

Die Voten der Referenten dazu blieben verhalten – im Ganzen vielleicht ein „ja, aber“.

Daniel Gutenberg von VI Partners sah vor allem die Gefahr, dass staatliches Geld für Frühphasen-Investments die Bewertungen zu stark erhöhe und es den Investoren damit später schwerer mache. Ausserdem relativierte er die Diagnose einer Finanzierungslücke. Geld für Investments in Firmen wie Facebook, Zynga oder Square zu einzusammeln, sei hierzulande kein Problem. So liess er die Frage nach Staatsgeld denn auch mehrheitlich links liegen. Für ihn liegt das Problem eher an den passenden Schweizer Unternehmen: Um richtig grosses zu Schaffen fehle es den heimischen Startuppern an Forschheit und Risikofreudigkeit.

Lernen vom Ausland

Die Frage nach Förderung hängt eng mit den Instrumenten zusammen. Gert Köhler, CEO von Creathor Ventures, gab zunächst einen Überblick über mögliche Initiativen – insbesondere staatliche VC-Fonds in Deutschland – und ging hart mit ihnen ins Gericht. Zu wenig Auslese, zu wenig strikte Konditionen und unqualifizierte Investments sorgten oft für schlechte Erfolgsquoten oder hätten verschiedene Fonds schlichtweg scheitern lassen.
Als Negativbeispiele nannte er unter anderem den Hightech Gründerfonds und die mittlerweile verschwundene deutsche Wagnisfinanzierungsgesellschaft WFG.

Positivbeispiele gab es auch, den EIF (European Investment Fund), den ERP-Startfonds und die Initiative GO-Bio. Die jeweiligen Vorteile dieser Instrumente seien:

  • strenge Auslese und Konditionen
  • Parallel-Investments zu Marktkonditionen
  • Übergang zu Privatfinanzierung

Mit diesen befasst sich die Podiumsdiskussion aber nicht im Detail, sondern blieb an der Oberfläche. Konsensfähig war vor allem Gert Köhlers Votum, grundsätzlich wichtig sei, dass es sich um Co-Investments handle. Die Idee ist nicht neu – schon länger sind gerade hierzulande sogenannte Matching-Funds in der Diskussion. Vereinfacht gesagt funktionieren diese so, dass ein Startup für jeden privat investierten Franken vom Staat einen weiteren dazu erhalten würde. Der Vorteil: So müsste der Staat nicht Lead-Investor spielen.

Rahmenbedindungen als Ansatzpunkt?

Andere Vorschläge betrafen die Rahmenbedingungen für VCs: Anpassungen bei den Steuern und mehr Rechtssicherheit würden ihnen das Leben erleichtern und darum auch für mehr Investitionen sorgen.

Die Diskussion blieb im Ganzen etwas unfokussiert. Kein Wunder – wichtig wäre es gewesen, klarzustellen was man überhaupt erreichen möchte. Mehr High-Profile-Startups insgesamt, mehr Exits nach Übersee, höhere Renditen bei Later Stage Investments? So schimmerten mehr die partikularen Interessen der Referenten durch als Grundsatzüberlegungen zur Förderung der Startup-Landschaft.

Spannend, und vielleicht ein Korrektiv dafür hätte eine Beteiligung von Jungunternehmenseite sein können: Wie erleben Startups die Suche nach Wachstumsfinanzierung und Risikokapital?

Update: Ein Kommentar zum Event von Claus Niedermann ist auf dem Startupticker erschienen.