Eineinhalb Jahre nach dem Start ist der Coworking-Space HUB Zürich zur festen Grösse in der Startup-Szene geworden. Neue Programme sollen nun dafür sorgen, dass auch die finanzielle Bilanz stimmt.

HUB Zürich (Bild: zvg)Neue Ideen unter alten Bögen: Der Coworking-Space HUB Zürich im Zürcher Viadukt ist ein Forum für nachhaltig orientierte Startup-Gründer. Durchschnittlich 15-20 Leute werkeln hier täglich an wechselnden Arbeitplätzen an Geschäftsideen mit Mehrwert.
18 Monate nach der Eröffnung hat sich der HUB als Anlaufstelle für Jungunternehmer etabliert, die marktkompatible Antworten auf gesellschaftliche Fragen suchen. Rund 220 Mitglieder hat der Verein inzwischen, die zu verschiedenen Tarifen im HUB Arbeitsplätze mieten. Neben dem Raumangebot offeriert der HUB auch Veranstaltungen zum gegenseitigen Austausch und Netzwerk-Hilfe.

Ein Flaggschiffprojekt dieses Treffpunkts sind die Fellowships: Gründer haben in einem Businessplan-Wettbewerb Gelegenheit, eine Art von Stipendium zu gewinnen, um ihre Ideen während eines Jahr umzusetzen. Preise sind eine Vollmitgliedschaft im HUB und ein gesponserter Geldbetrag. Bisherige Fellows sind Roman Gaus‘ UrbanFarmers, Superar und Eaternity.

Auf dem Weg zum Break-Even


Auch wenn der HUB brummt, abgeschlossen ist noch nichts. Der Coworking-Space sei nach wie vor ein «work-in-progress» und werde laufend weiterentwickelt, meint Vereinsmitbegründer Michel Bachmann. Das gilt nicht nur für die Einrichtung, sondern auch für die Angebote, mit denen der HUB sich finanziell nachhaltig aufstellen will.

Rund 30’000 Franken im Monat sind nämlich nötig um die laufenden Kosten zu decken. Zwei Drittel davon bestreitet das HUB-Team aus den Membership-Gebühren, den Rest aus Event-Ausrichtungen und Workshops, die den Betrieb quersubventionieren. Damit der noch nicht ganz erreichte Break-Even bald stattfindet, will das Team die internen Prozesse professionalisieren und eine Reihe von neuen Programmen starten.

Crowdfunding und Unternehmensberatung

Eine der dieser Ideen sind regelmässige Kontaktanlässe für die von RonOrp getragene Crowdfunding-Plattform 100 Days. Hier können die Projektinitianten ihre Ideen potentiellen Geldgebern persönlich vorstellen. Ebenfalls verfolgt wird eine Innovationsplattform, die Denkhilfe als Dienstleistung für Unternehmen anbietet. Wollen diese ihre ökologische oder soziale Bilanz verbessern, können sie sich Beratung aus dem HUB-Netzwerk holen. An Workshops tüfteln die Mitglieder dann zusammen mit den Unternehmen an Ideen und Konzepten. Hier wird ein Trend bedient: Corporate Social Responsability und Nachhaltigkeit sind zunehmend ein Thema für Firmen und ihre Anleger.

Besteht da nicht die Gefahr, sich zwecks Greenwashing vor den Karren eines Unternehmens spannen zu lassen, das seine Nachhaltigkeitsprogramme nur als Marketing betreibt? Michel Bachmann bejaht, er habe auch bereits Angebote abgelehnt.

Generell hat der HUB aber keine Berührungsängste mit der «Corporate World». Anders als viele NPOs und NGOs, die zur Privatwirtschaft auf Distanz gehen, pflegt man im HUB einen pragmatischen, unideologischen Ansatz.
Statt vom «oft falsch verstandenen» Begriff social entrepreneurship zu reden oder sich auf den Gegensatz «non profit» vs. «for profit» einzulassen, spricht Bachmann auch lieber von «for purpose» und «sustainable solutions». In anderen Worten: Wenn der gesellschaftliche Mehrwert stimmt, dürfe auch die finanzielle Bilanz stimmen.

Nachhaltig heisst auch profitabel

Nicht nur im Betrieb des HUB, sondern auch sonst folgt man einem unternehmerischen Pfad. Neben Austausch und Kontakten für die Startups will das HUB-Team die Community dazu anleiten, sich auf geschäftliche und finanzielle Anforderungen vorzubereiten, um später selbsttragend zu sein. «Nachhaltigkeit bedeutet auch finanzielle Nachhaltigkeit», meint Bachmann, für ihn steht im Vordergrund, dass idealistisch motivierte Startup-Gründer im HUB ihre Ideen zu Businessplänen entwickeln: «In diesem Sinn wollen wir die Leute erden». Betreuung dabei gibt es vom HUB-Team nur informell. Das leitende Prinzip ist Peer-to-Peer, also gegenseitige Hilfe und Austausch zwischen den Mitgliedern, sowohl lokal in Zürich als auch global im weltweiten HUB-Netzwerk.

Insofern sei man vor allem eine Lerngemeinschaft. Damit hier das Klima stimmt, wird bei Neuzugängen genau hingeschaut. Interessierte müssen beim HUB ein Bewerbungsgespräch bestehen, immerhin ein Drittel der Anfragen werde abgelehnt. Passen müsse die persönliche Ebene, die Kandidaten sollen einen Mehrwert für die Community mitbringen und ihre Projekte das Potential zur nachhaltigen Problemlösung haben.

Speeddating für Startups

Als nächstes lanciert der HUB zusammen mit Climate-KIC und WWF Schweiz Match.Me.Up – ein Programm, das Jungunternehmen aus dem Bereich Green Innovation mit Quereinsteigern aus der Wirtschaft zusammenbringt, die bei einem sinnvollen Startup einsteigen wollen. Geplant ist eine Art Speeddating-Anlass, auf dem sich beide Seiten beschnuppern und offene Stellen besetzt werden können. Die Anmeldung für Startups steht noch bis zu 24. August offen, stattfinden wird der Anlass am 11. Oktober.