Mit Park-it und seinen weiteren Mitbewerbern zeichnet sich nach den Group-Buying-Startups der nächste umkämpfte Trend ab: Parkplätze per App untervermieten.

Parkplätze per App findenIm vergangenen Monat startete der US-Dienst Parking Panda. Die Idee: Parkplatzbesitzer vermieten ihre Plätze per App unter. Geschäfte oder Privatpersonen, die ihre Plätze nicht voll nutzen, können für diese eine Online-Parkuhr aufstellen.

6’000 Kilometer entfernt beobachten zurzeit drei Jungunternehmen die Fortschritte der Amerikaner besonders genau. Denn: Drei Startups sind dabei, dieses Modell hierzulande umzusetzen und stehen kurz vor dem Launch. Pikant: Die für ihren Parkplatzmangel bekannte Zürcher City ist dabei der explizite Fokus zweier der Mitbewerber. Und als ob das nicht reichen würde: Der Mobilfunkriese Nokia will künftig ebenfalls mitmischen. Das Gerangel um die besten Plätze wird sich künftig also nicht nur auf der Strasse, sondern auch virtuell abspielen.

Hinter dem im Februar 2012 gegründeten Park-it, dessen iPhone-App in den kommenden Wochen am Markt sein soll, steht Jasmin Samsudeen. Die App ist schnell erklärt: Wer einen oder mehrere Parkplätze besitzt, die nicht ständig in Verwendung sind, kann diese auf der Website von park-it eintragen. Beispielsweise benötigt ein Geschäft seine Plätze während der Nacht nicht oder jemand, der mit dem Auto zur Arbeit fährt, hat tagsüber keine Verwendung für den eigenen Stellplatz. Mit Angaben über diese Verfügbarkeiten versehen, lässt sich der jeweiligen Platz online untervermieten. Das zu einem fixen Stundentarif. Autofahrer auf der Suche nach Parkgelegenheiten können sich freie Plätze per App auf einer Umgebungskarte anzeigen lassen. Wer sein Auto abstellt, bucht den aktuellen Platz über die App, die Bezahlung läuft über den Zahlungsanbieter Paypal.

Zürich für den proof-of-concept

Ein kleiner Gefallen brachte den Ball ins Rollen: Jasmin Samsudeen half ihren Nachbarn mit einer Onlineanzeige bei der Untervermietung ihres Parkplatzes. Daraus entstand die Idee, eine einfache Vermietungslösung per App auf die Beine zu stellen. Die studierte Juristin und Politologin gründete daraufhin Park-it auf eigene Faust und holte Entwickler ins Boot. Das Design einer ersten Testversion hat sie noch selbst erstellt, ebenso wie die Flyer, mit denen die App jetzt im Raum Zürich bekannt gemacht wird. Inzwischen sind Design und Vermarktung auf mehr Hände verteilt. Um den Aufbau kümmert sie sich mit einem vierköpfigen Team. In die CTO-Rolle ist das Entwicklerteam der App des österreichischen Startups Getataxi geschlüpft, das die Plattform gegen eine Beteiligung an Park-it erstellt hat.

Die App von Park-itPark-it soll Stück für Stück die Schweiz erobern. Anfangen aber will die Gründerin mit Zürich. Das ist kein Zufall: Die Limmatstadt ist bekannt für ihre Parkplatznot und sei der ideale Ort für den Dienst, da hier der Bedarf klar vorhanden sei, nicht nur aufgrund notorisch saftiger Parkbussen. Das Angebot ist dabei zweiseitig: Verzweifelten Autofahrern verspricht das Startup Park-Entspannung und den Besitzern ungenutzter Parkplätze eine Verdienstmöglichkeit. Die App soll auch für mehr Effizienz im Verkehr sorgen, da weniger Autos auf Parkplatzpirsch durch die Quartiere kurven.

Angesichts der Konkurrenz setzt Jasmin auf Geschwindigkeit, um schnell am Markt Fuss zu fassen. Ein Rollout-Plan mit einer Anzahl weiterer Städte steht bereits. Je nachdem, wie viel Finanzierung sie hereinholen könne, desto schneller werde man weitere Orte ins Visier nehmen.

Berliner Konkurrenz in der Schweiz

Parku (sprich: park you) wurde im Juni in Berlin gegründet und wandelt in den Fussstapfen von Park-it. Das Startup hat in den vergangenen Wochen ein dreiköpfiges Team in der Schweiz aufgebaut. In Zürich ist Biognosys-Mitgründer Philipp Antoni mit an Bord, in Deutschland leiten Aurel Albrecht und Investor Christian Oldendorf das Startup.

Parku will denselben Markt wie Park-it beackern, aber voraussichtlich mit einem stärkeren Fokus auf Unternehmen als Parkplatzanbieter. Für diese lohne sich der Aufwand, mehrere Parkplätze auf die Plattform zu bringen mehr als für Privatpersonen. Wie Park-it setzt parku beim Geschäftsmodell auf eine Kommission. Laut Philipp Antoni soll parkus Anteil an gezahlten Parkgebühren zwischen 30 und 40 Prozent liegen, wobei Grosskunden mit etwas günstigeren Konditionen rechnen könnten. Nach einem Start bis November steht die Expansion in weitere Schweizer Städte auf dem Programm. Hier stehen die Startups also im direkten Wettbewerb um Nutzer und Anbieter. Angst vor einem möglichen Preiskampf hat Philipp nicht: «Wir sind gut finanziert und haben den längeren Atem.»

Wie die Pläne des dritten Wettbewerbers, Parkspatz, aussehen, muss sich noch zeigen.

Kaum taucht das Konzept Parkplatzvermietung als Startup-Idee auf, ist der Kampf um den Markt in vollem Gang. Wer hier erfolgreich sein will, muss diesen gleich an zwei Fronten gewinnen. Angenommen, dass allen Konkurrenten die technische Umsetzung gelingt, entscheidet sich der Wettbewerb im Markting: Wer gewinnt die meisten Anbieter für sich – mit den besten Plätzen – und wem gelingt es, mehr Endnutzer an Bord zu holen.