Von VC-Magie bis zu kulturellen Fettnäpfchen – eine aktuelle Startup-Roadshow zum Silicon Valley informiert über Pros und Kontras der Reise westwärts.

Startup-Eldorado Silicon Valley {warzauwynn;http://www.flickr.com/photos/warzauwynn/2665739383/;http://creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0/deed.de}Am Infoabend zum Thema Go West verrieten am Montag die Leiter der Startupdienste von Swissnex San Francisco, ob und wann Startups sich in die USA aufmachen sollten. Die Organisation kümmert sich um die Vernetzung von Jungunternehmern im Ausland. In San Francisco unterhält sie eine von zwei Niederlassungen in den USA.

Der Kickoff der Reihe war in Zürich und diese Woche tourt die Roadshow durch weitere vier Städte; Bern, Lugano, Lausanne und Genf.

Startup-Mekka USA

Grosser Markt, attraktive Rahmenbedingungen, Inspiration: Hinzu kommt – vielleicht noch wichtiger – der Rockstar-Status von Startupgründern im Silicon Valley. Hier ist das Gründen eines eigenen Unternehmens das Normalste der Welt – naturgemäss übt der Ort darum eine magische Anziehungskraft auf Jungunternehmer aus.

Abgesehen von Gründerromantik hat der Ruf des Valleys auch objektive Gründe: Reich an early adoptern und technikbeflissenen Leuten ist es eine ideale Testumgebung für neu lancierte Dienste. Hier lassen sich Kontakte zu den bekanntesten Köpfen des US-Startupszene knüpfen. Hinzu kommt die hohe Konzentration an Investoren, rund 40 Prozent des Wagniskapitals des Landes sitzen hier, so Gioia Deucher von Swissnex.

Attraktiv ist der Landstrich an der US-Westküste also, aber gilt er zu Recht als Traumdestination?

Die Antwort der Swissnex-Gastgeber, zusammengefasst: Ja – aber. Sie bemühten sich, übertriebene Hoffnungen zu dämpfen und ein realistisches Bild von Chancen und Aufwand zu liefern.

Eine der Hauptbotschaften: Hier wird einem nichts geschenkt. Startups könnten zwar von einem Aufenthalt im Valley profitieren, harte Arbeit sei aber Pflicht. Das US-Pflaster sei ein hochkompetitives Umfeld, ausserdem koste der Valley-Boost viel Zeit, Geld und Nerven. Ohne pausenloses Networking und eine Menge Klinkenputzen komme man zu keinen Pitchgelegenheiten. Die nötige Beziehungsarbeit dauere zwangsläufig mehrere Monate.

Der Trip westwärts sei technisch am einfachsten mit zwei Einreiseoptionen; entweder ohne Visum für drei Monate oder mit einem B1-Visum für bis zu sechs Monate. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Visumsmöglichkeiten, hier rät Swissnex aber zum Gespräch mit einem Rechtsanwalt.

Tabus und Pflichten

Um nicht ins Fettnäppchen zu treten, gabs von den Referenten auch Tipps zu den Kulturunterschieden. Zum Beispiel bei Geheimhaltungsverträgen: Was bereits von Schweizer Investoren nicht gern gesehen wird – das Verlangen von NDAs, also non disclosure agreements – ist in den USA ein grober Fauxpas. NDAs würden kategorisch abgelehnt.

Weiter: Ein forsches und selbstbewusstes Auftreten sei Pflicht, um im Trubel nicht unterzugehen. Und Kontakte seien die Währung vor Ort; entsprechend hoch der Druck, stets auf der Jagd nach guten Intros zu sein. Gute Vorbereitung sei hier zentral, es lohne sich, so viele Kontakte wie möglich bereits von der Schweiz aus zu knüpfen.

Es drohen auch ernüchternde Erkenntnisse: Gefasst machen müssten sich Gründer auf saftige Visa-, Wohn- und Mietkosten. Auch ist die Bay Area kein Eldorado fürs Recruting, die Aussichten sind düster. Es tobe ein Talentwettbewerb, der das Finden von Mitarbeitern ebenso schwer mache wie in der Schweiz. Laut Swissnex starten die Saläre für Entwickler bei 90’000 Dollar plus einer Beteiligung am Startup. Das Beteiligen von neuen Angestellten am Unternehmen sei dabei beinahe Pflicht, so Gioia Deucher.

Swissnex berät Startups zu Auslandaufenthalten und bietet Kontakte vor Ort an. Allerdings steht der volle Swissnex-Unterstützung nur KTI-geförderten Startups zur Verfügung. Andere Gründer können es auf eigene Faust versuchen, oder sich um Starthilfe des Handelsfördervereins Osec bewerben. Eine weitere Möglichkeit, laut Gioia Deucher: Die in den USA verbreiteten Inkubatorprogramme. Diese seien zwar schwer zu erreichen, lieferten den Teilnehmer aber wertvolle Schützenhilfe. Allein in der Bay Area gibt es rund 30 verschiedene Programme im Stil von Ycombinator, Techstars, 500 startups oder Angelpad. Startups, die hier einen Platz finden, haben eine gute Grundlage für den US-Start.