Medienpartnerschaften bringen grosse Chancen für Startups mit sich, Gefahren allerdings auch.

Die Startup-PR-Agentur Rollfeld lud zu einer Diskussionrunde über das Wie und Wozu der Zusammenarbeit mit Verlagen. Besonders für Webstartups sind Medien- oder sogenannte Reichweitenpartner eine attraktive Sache. Die Einbettung im Onlineangebot eines publikumsstarten Mediums könne einem Jungunternehmen einen «Wasserfall an Aufmerksamkeit» bieten, so Hansi Voigt, ehemaliger Chefredaktor von 20Minuten online.

Das leuchtet ein: Auf einem bekannten Onlineangebot präsent zu sein, kann einem Startup innert kurzer Zeit eine kritische Masse an Nutzern verschaffen.

Richtig eingesetzt schaffen Medienpartnerschaften Startups die Aufmerksamkeit, die sie in der Startphase brauchen. Gleichzeitig bieten sie Verlagen die Möglichkeit, ihre Onlineangebote auszubauen. Klassisches Win-win? Sind solche Partnerschaften zurecht eine Art heiliger Gral für Startups, wie oft behauptet wird?

Neues Interesse am Digitalen

Dass Verlage zunehmend mit Webstartups liebäugeln, zeigt sich nicht nur an Investorenmeetings. So konnte, wer sich umsah, in den vergangenen Monaten öfters Vertreter aus dem Business Development grosser Verlage an Startupevents treffen. Der Grund: Das Printgeschäft steckt in der Krise. Die Medienhäuser haben sich als Folge digitales Wachstum verordnet. Darum hätten sich alle Ziele in der Art von «Digitalumsätze bis 2015 = 50 Prozent» notiert, so Cedric Köhler von Creathor Ventures. Und bei der Umsetzung dieser Pläne würden sich die Verlage nun gern helfen lassen.

Eine Chance für Startups. Allerdings reiche eine gute Geschäftsidee allein nicht aus, um ein Medienhaus für sich zu gewinnen. Ein Startup müsse zum Angebot eines Verlags passen und es sinnvoll ergänzen, war sich die Runde einig. Das zeigt auch der Blick auf die bisherigen Akquisitionen von NZZ und Tamedia. Modelle rund um Advertising, Vermittlung (Job- oder Kleinanzeigen), E-Commerce oder Couponing sind gefragt. Wenig überraschend – diese passen unmittelbar zu den Geschäftsmodellen der Verlage.

Um bei der Präsentation Interesse zu generieren, müssen Startups also darauf achten, sich den Verlagen so zu verkaufen, dass ihr Nutzen für diese ersichtlich wird. Hansi Voigt sagte, bei Startup-Pitches habe ihm oft das Bewusstsein für die Interessen des Verlags gefehlt. Startups sollten sich die Frage stellen: «Was passt bei denen in den Baukasten?» Damit erhöhten sich ihren Chancen, beim Gegenüber zu landen.

.. sonst seid ihr tot

Die Frage nach der richtigen Chemie ist auch aus Startupsicht essentiell. Eignet sich Webdienst nicht wirklich zur Einbettung in ein Verlagsangebot, wird dieses dem Startup nicht nachhaltig bei der Vermarktung helfen. «Das sorgt dann nur für ein Strohfeuer. Es ist nicht zu empfehlen, kurzfristige Aufmerksamkeit einzukaufen» meinte Luzius Meier, Wuala-Mitgründer und Zeeder-Investor. Hansi Voigt ging noch weiter darin, Startups ein genaues Prüfen potentieller Partner ans Herz zu legen: «Seid vorsichtig, wenn sich ein Verlagshaus in seiner Not an euch ranschmeisst und kämpft um maximale Autonomie, sonst seid ihr tot,» rief er den Jungunternehmern zu. Aus der anfangs liebevollen Umarmung werde sonst vielleicht ein Tod durch Ersticken.

Vier verschiedene Startups pitchten nach der Diskussion: parku, Dozeo, Diamond Heels und bfox. Parku ist eines der drei Startups, die derzeit in Zürich eine appbasierte Parkplatzvermittlung aufbauen wollen. Diamond Heels ist ein Spin-Off des Massanzug-Franchising-Startups SuitArt, das es heuer ins Top100-Ranking schaffte. Die Geschäftsidee besteht darin, dass Partnershops individualisierbare Damenschuhe feilbieten. Bfox (Startwerk-Porträt) hat sich Online-Versicherungsvergleiche und -Beratung auf die Fahnen geschrieben, das Stuttgarter Startup dozeo hat ein vielseitiges Videokonferenz-System entwickelt.