Wie findet man die Nadel im App-Store-Heuhaufen? Ein ETH-Spin-off hat sich in einem dynamisch entwickelnden Markt mit zwei interessanten Ansätzen positioniert.

1,4 Millionen: Zählt man iOS und Android zusammen, ist die Auswahl an Apps für die gängigsten Smartphones bereits unüberschaubar riesig. Wer sie alle ausprobieren wollte, hätte eine ebenso grosse Aufgabe, wie alle Bewohner Münchens persönlich kennen zu lernen.

Und das Wachstum ist ungebrochen. Ähnlich stürmisch wie das Angebot der App-Märkte wächst darum ein Feld, das damit eng verknüpft ist: App Discovery oder App Recommendation. Ein Zürcher Startup tritt an, hier mitzumischen.

Wichtige Startups heissen App Smart, App Hero, Quixey, Chomp (vergangenes Jahr von Apple gekauft) oder App-o-Day und haben eines gemeinsam. Sie wollen Nutzern helfen, einen Pfad durch den App-Dschungel zu finden. Geld verdienen dieses Services meist mit Werbung oder einem B2B-Modell zur Appvermarktung. Der Bereich ist umkämpft, so Andrea Girardello, CEO von 42matters. Für Startups mit Bootstrapping-Ansatz werde es immer schwieriger, noch Platz zu finden.

Stores platzen aus allen Nähten

Dass dieser Space so attraktiv ist, ist kein Zufall. Es zeichnet sich ab, dass die bestehenden Store-Infrastrukturen der anhaltenden Flut von Software nicht Herr werden. Entsprechend sind Lösungen gefragt, die Ordnung und Übersicht in das Angebot bringen. Suchalgorithmen allein helfen nicht – es drängt sich sich der Vergleich mit Musikplattformen auf: Der Nutzer weiss nicht im Vornherein, welche Band oder welches Genre ihn interessiert. Andere Ideen sind darum gefragt. Denn es existiert ein Long Tail von guten Apps, die aufgrund fehlender Marketings ihrer Macher in der Masse untergehen.

Das Schweizer Startup 42matters setzt hier mit seinen beiden Apps gleich auf zwei verschiedene Ansätze, so Andrea Girardello: Social und Curation. AppAware (unser Bericht) will mit einer eigenen Mini-Community Androidnutzer für Empfehlungen motivieren und Freundeskreise zum Teilen ihrer App-Entdeckungen bringen.

Helferlein finden: Crowdsourcing

Letztes Jahr liess das Startup mit Playboard zudem eine weitere App als Testballon fliegen, die Curation in den Vordergrund stellt. Die Idee zur App stammte aus Rückmeldungen von AppAware-Nutzern. Sie wünschten sich die Möglichkeit, thematische Listen von Apps anzulegen und teilen zu können. Zum Beispiel Listen für Kochapps, Apps mit TV-Streaming oder solche für Eltern.

Die Gründer fanden die Idee bestechend: Wer aktive Appnutzer zum Erstellen und Unterhalten solcher Listen motiviert, hat die Aufgabe, Apps zu suchen, zu bewerten und zu empfehlen gelöst. Und zwar per Crowdsourcing – Poweruser, die sich auf ihrem Bereich auskennen und Zeit investieren, machen ihre Erkenntnisse der Menge zugänglich. Das Team von 42matters entschloss sich, die Idee in einer eigenen App umzusetzen. Der Grund: Listen in AppAware einzubauen, hätte die Applikation mit Funktionen überladen: «Keep it simple. Wir wollten aus AppAware keinen schwerfälligen Dinosaurier machen.»

Teilen via Web

Das Teilen der Listen motiviert das Startup geschickt und benutzerfreundlich mit Widgets, die sich auf Webseiten einbinden lassen. So können Blogger oder Medien die App zum Unterhalten eigener App-Kanäle verwenden. Die Listen taugen nebenbei auch als Marketinginstrument für Appentwickler. Wer etwa sein eigenes Produktivitätstool bewerben möchte, kann eine Liste erstellen, auf der er passende Apps und seine eigene unterbringt.

Im August lanciert, verzeichnet Playboard bereits 150’000 Downloads. Während AppAware mit Promoangeboten Geld verdient, hat Playboard noch kein Geschäftsmodell. Ideen seien da, so das Startup, aber zunächst wolle man sich auf Wachstum konzentrieren.

(Foto: Flickr/Phil Aaronson, CC BY 2.0)