Heilige Kühe, Bollywood, Cricket? Ja, aber auch IT-Hotspots. Eine Roadshow wirbt für Indien als Destination für Startups und KMU.

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Was hält Indien für CH-Startups bereit?

Beim Silicon Valley ist der Fall klar: Kalifornien ist das Mass aller Dinge für die Internetbranche und gilt als Mekka für viele Techgründer. Kürzlich war ein Swissnex-Infoabend zum Thema gut besucht. Es ging darum, was die USA für Schweizer Startups bereithalten.

Gestern drehte sich alles um den Weg nach Osten. Während die USA ein scharfes Profil haben, ist der Fall bei Indien nicht so klar. Zwar sorgen die Wachstumsraten des Schwellenlands regelmässig für Aufsehen, trotzdem kennen Schweizer das Land zumeist als Urlaubsdestination. Aber der Subkontinent mit 1,2 Milliarden Einwohnern hat viele Gesichter.

Margrit Leuthold von Swissnex India empfahl Indien als Chance für Unternehmer. Gerade jetzt sei man in einem Zeitfenster, wo sich viel bewege. Zudem sind die Konditionen bei Swissnex India momentan offenbar günstig. Die Supportorganisation coacht kostenlos Jungunternehmer, die den Einstieg in Indien suchen und bietet Vernetzung und Arbeitsplätze in ihren Räumlichkeiten.

Von Lausanne nach Bangalore 

Mindestens ein Schweizer Startup hat den Weg nach Indien bereits gewagt. Wer schon etwas länger in der Startupszene unterwegs ist, wird sich an Minsh erinnern. Barbara und Jonathan Maim gründeten ihr Unternehmen 2008, während ihres Doktorats an der ETH. Ihr erstes Produkt war eine Visualisierung, in der sich Twitterer als Fische im Ozean wiederfanden. Das Lausanner Startup gewann venture kick und KTI-Unterstützung. Allerdings hob der Dienst nie ab. Als nächstes entwarfen die Gründer ein Social Game für Facebook. Diesmal stimmten die Nutzerzahlen, aber mit der Monetarisierung von «Happy Lagoon» haperte es.

Ende 2010 gingen Minsh die Mittel aus. Die Maims suchten den Neuanfang – und entschieden sich dafür, auch gleich ihr bisheriges Leben zurückzulassen. Ihr Ziel: Bangalore, Indien. Die niedrigen Lebenskosten und der Ruf als IT-Hub gaben den Ausschlag. Das Paar gab seine Wohnung auf, verkaufte seine Möbel und buchte zwei Flugtickets nach Indien – ohne Rückflug. Mit zwei Rucksäcken ging es an einem Junitag 2011 los. Die Ankunft war zunächst einmal ein Schock.

Lebendige Tech-Szene

Die Megastadt Bangalore hat 8,4 Millionen Einwohner und steht im Zeichen eines enormen – mitunter chaotischen – wirtschaftlichen Booms. Man brauche einige Zeit, um sich an das Land zu gewöhnen. Dann würden sich aber schnell die Chancen zeigen: Barbara Maim beschreibt die Stadt als Eldorado für Techies. Bangalore hat eine lebendige Startupszene mit einer Fülle an Tech-Events und Konferenzen. Während Startups sonst kaum Entwickler auftreiben können, finde sich hier ein gewaltiger Talentpool: Die bekanntesten Hackathons ziehen gut und gerne 800 Teilnehmer an. Daneben hat Indien auch andere boomende Branchen zu bieten, etwa die Autoindustrie, Med- und Biotech oder die Nahrungsmittelindustrie.

Barbara und Jonathan Maim gründeten ihr Webstartup neu. Zwei Jahre nach dem Reboot ist ihr Fazit zuversichtlich. Ihr Team ist auf sechs Mitarbeiter angewachsen. Um stets cashflow-positiv zu sein, subventionieren sie ihre Eigenentwicklungen mit Consulting für Webprojekte. Ihr eigenes Flaggschiffprojekt, eine Smartphone-App, soll im Juni starten.

Die Veranstaltung war kein reiner Werbespot für den bengalischen Tiger, zur Sprache kamen auch die schwierigen Seiten. So stehen Stärken wie günstigen Lebensbedingungen oder der Vielzahl an IT-Spezialisten Nachteile wie Bürokratie, Umweltverschmutzung oder eine oft rückständige Infrastruktur gegenüber. Ausserdem müssen sich Schweizer auf einige kulterelle Unterschiede gefasst machen, so Ashwin Merchant, der für das EDA den Schweizer Business Hub in Mumbai leitet. Dass ein Wackeln mit dem Kopf hier «ja» bedeutet, sei da noch das Wenigste.

(Bild: friar’s balsam auf flickr.com, CC BY)