Einige Monate nach dem Launch kämpfen die beiden Park-Apps um die Schweizer Nutzer und setzen dafür auf Kooperationen. Eines der Startups plant bereits den Start in Deutschland.

Wettbewerb der Park-Apps

Es ist immer interessant, wenn Startups auf der Tagesordnung der Politik landen: Ein Indiz, dass man ihnen etwas zutraut.

Im aktuellen Fall geht es um die Park-Apps park it und parku. Die Idee: Parkplatzbesitzer vermieten ihre Plätze per App unter. Geschäfte oder Privatpersonen, die ihre Parkplätze nicht voll nutzen, können für diese eine Online-Parkuhr aufstellen. In Zürich stösst das Konzept aber nicht nur auf Gegenliebe. Der Zürcher Stadtrat und Gemeinderat Markus Knauss sind nicht gut auf die Park-Apps zu sprechen. Sie haben die Startups im Verdacht, sie sorgten für Mehrverkehr, was beide Jungunternehmen von sich weisen.

«Im Gegenteil, wir reduzieren den Suchverkehr», sagt Ertan Wittwer von parku, «man kurvt weniger lange auf Parkplatzsuche herum.» Auch Jasmin Samsudeen von park it sieht in der Leitung zum Parkplatz nur Vorteile. «Es geht darum, bestehende Parkplätze besser zu nutzen, statt Kapazitäten zu verschwenden.» Sie verstehe darum den Aufruhr nicht und ist sich sicher, dass die Bevölkerung den ökologischen Sinn der Apps sieht. 

Schützenhilfe erhalten die Startups von Avenir Suisse. Die Denkfabrik erhofft sich von den Apps ebenfalls weniger Verkehr, ausserdem weniger Falschparker.

Gratiswerbung

Wie sich herausstellt, war die Kritik vonseiten der Stadt aber das beste, was den Startups passieren konnte. Die Kontroverse in Zürich löste ein beträchtliches Medienecho aus.

Aus anderen Städten ist übrigens keine Kritik an den Park-Apps zu hören. Beide Startups sind nun in jeweils sechs Schweizer Städten am Start und werben um Nutzer und Parkplatzanbieter. Der First-Mover park it von Jasmin Samsudeen setzt vor allem auf Community und studentische Hilfskräfte, der Wettbewerber parku nutzt auch Werbung. Bei der blossen Anzahl der registrierten Parkplätze hat parku momentan die Nase vorn, mit rund 1’000 gegenüber etwa 500. Das nach park it lancierte parku wird inzwischen von Ex-Groupon-Kader Ertan Wittwer geführt. Für den Aufbau hatten die deutschen Gründer zunächst Biognosys-Co-Founder Philipp Antoni an Bord.

Gefragt nach konkreten Zahlen zur Nutzung, sagt COO Wittwer, er wolle nicht zuviel preisgeben – man sei kurz vor der Bekanntgabe einer grösseren Partnerschaft. Das Startup vermeldete vor wenigen Tagen bereits einen Deal mit Samsung: Die parku-Android-App sei künftig auf den neuen Schweizer Handys des Herstellers vorinstalliert. Umkehrt wird es für eine Weile keine frei verfügbare Android-App geben.

Grosse Pläne

Zugeknöpft gibt sich auch park it. Jasmin Samsudeen hat für ihr Startup als Partner die Universität Zürich, m-way und SBB im Boot. Bislang gibt es noch keine Informationen dazu, wie die Zusammenarbeit mit den SBB aussehen soll. Vorerst sorgen diese im Rahmen eines Coworking Space für park its Arbeitsplatz. Ein gemeinsames Pilotprojekt sei auch schon geplant. Dass beide Startups nur zurückhaltend kommunizieren, ist verständlich. Sie stehen im direkten Konkurrenzkampf um jeden Nutzer und wollen sich nicht in die Karten schauen lassen.

Trotzdem zu erfahren: parku will nach Deutschland und in den nächsten Monaten in mehreren grösseren Städten starten. Eine überraschende Wendung, war doch das Startup in der Schweiz gestartet, weil die hiesige Marktsituation attraktiver ist als die in Deutschland. Parkplätze sind in Schweizer Städten knapper, die Parkbussen höher. Ertan Wittwer begründet den Deutschlandstart so: «Das Problem ist zwar kleiner, aber der Markt viel grösser.» Im Zuge davon will das Startup auch das Hauptquartier in Berlin ausbauen und den Standort Zürich personell zurückfahren.

Park it hat laut Jasmin Samsudeen zurzeit nicht vor, ins Ausland zu gehen: «Die Schweiz bleibt unsere Basis.» Zurzeit treibt park it Kooperationen mit Parkhäusern voran. Diese hätten einen grossen Bedarf, sichtbarer zu werden, besonders wenn sie nicht an ein Parkleitsystem angeschlossen seien. Bisher zeigt park it laut eigenen Angaben etwa 100 Parkhäuser in der App an.

Wie in San Francisco

Beide Jungunternehmen sehen viel Potential für ihre Applikationen. Dereinst könnten diese dabei helfen, den Verkehr effizienter und verträglicher zu dirigieren, sind sie überzeugt. Wie das aussehen könnte, machen andere Städte vor, die bereits komplexe Verkehrsleitsysteme nutzen. Angesicht massiver Verkehrsprobleme passt etwa San Francisco die Preise von Parkplätzen dynamisch an, um den Verkehr zu lenken. Bevor die Park-Apps allerdings solche Funktionen realisieren können, stellt sich die Frage: Reicht die Nachfrage, um das Geschäftsmodell langfristig profitabel werden zu lassen?

(Artikelbild: radcliffe dacanay auf flickr.com, CC BY)