Am Berner Startup Weekend am vergangenen Wochenende im Stufenbau Ittingen arbeiteten rund 60 Teilnehmer zwölf Ideen für Startups aus. Sie wurden dabei von von erfahrenen Coaches begleitet. Die Gewinneridee ist aber ausnahmsweise keine Applikation, sondern das modulare Möbelsystem Pixl.

Teilnehmer am Startup Weekend Bern © Franziska ScheideggerDas Startup Weekend Bern, das vom  Freitag, 15. November bis Sonntag, 17. November dauerte, war das letzte von einer Serie von Startup Weekends in der ganzen Schweiz. Das Konzept war wie auch in Zürich, St.Gallen oder Luzern gleich: Gründungswillige hatten zwei Tage Zeit, eine Geschäftsidee auszuarbeiten, erste Prototypen zu entwickeln und einen überzeugenden Pitch zu liefern. Die Siegeridee war in Bern aber kein App oder mobile Anwendung, sondern ein physisches Produkt: Pixl ist ein nachhaltiges und modulares Möbelsystem. Mit den flexiblen Elementen kann der Kunde selber seine individuellen Möbel kreieren und über eine Anwendung zusammenstellen. Die Idee von Stefan Miesch, Elena Paiuc, Julian Frey, Gabriel Frey, Corinna Rutschi und Thomas Heuberger basiert auf einem simplen Stecksystem von Klötzen, ähnlich dem Prinzip von Lego-Bausteinen.

Am Freitagabend stellten die Teilnehmer 28 Ideen aus, von denen schliesslich zwölf Ideen im Laufe des Wochenendes ausgearbeitet wurden. Als Highlight vom Wochenende hatte das Basecamp4Hightech ein Failure Assembly organisiert. Bei diesem Treffen erzählten gestandene Unternehmer offen, wie sie aus ihren Fehlern lernten. Mit dabei war auch Grégory Holzapfel, Geschäftsführer von TN Sunglasses, der von seiner gescheiterten Expansion in die USA berichtete. Auch Dominic Senn, ehemaliger CEO der Basisnote AG. Seine Duftsets wollte niemand kaufen und er setzte tausende von Franken in den Sand.

Kreativrunde am Startup Weekend Bern © Franziska Scheidegger

Kreativrunde am Startup Weekend Bern © Franziska Scheidegger

Christian Hirsig, CEO der Brainstorming-Plattform Atizo erzählte von einem Erlebnis in den USA, als er einem Investor sein Startup präsentierte. Der Financier habe ihn gefragt, ob dies sein erstes Startup sei. Als Hirsig bejahte, winkte der Investor ab und meinte: „Ich investiere nie in ein erstes Startup eines Jungunternehmers. Ich will doch nicht für die Anfängerfehler bezahlen.“ In der Schweiz sei die Fehlerkultur jedoch ein Problem, selten die Fehler selbst. Hirsig weiter: „In den USA muss du mindestens ein Startup an die Wand gefahren haben, damit du überhaupt ernst genommen wirst. In der Schweiz sollten wir auch weniger Angst vor dem Scheitern haben und Leute anerkennen, die es wenigstens versuchen“.

Am Sonntag ab 15 Uhr wurde am Startup Weekend Bern schliesslich gepitcht, präsentiert, verteidigt und bewertet. Jedes Team hatte einige Minuten Zeit hatte, ihre Idee auf den Punkt zu bringen, die nötigen Zahlen und Prototypen zu zeigen und Fragen der achtköpfigen Jury zu beantworten. Um 18 Uhr waren die Gewinner schliesslich bekannt: Stefan Miesch, Elena Paiuc, Julian Frey, Gabriel Frey, Corinna Rutschi und Thomas Heuberger punkteten mit einer überzeugenden Präsentation zu ihrem modularen, nachhaltigen Möbelsystem Pixl. Mit den flexiblen Pixl-Elementen kann jeder seine Möbel individuell zusammenstellen.

Gewinnerteam von Pixl © Franziska ScheideggerDen zweiten Platz gewann dieSpeisekarte.ch Das Team hatte sich zum Ziel gesetzt, Gastronomen ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Tool anzubieten, bei dem sie zudem auch übersichtliche und kundenspezifische Rapports erstellen können. Die digitale Speisekarte soll künftig noch mehr Restaurants erreichen und ist bereits online zu sehen. Den dritten Platz belegte schliesslich Titrax, das die Erfassung der Arbeitszeit ins 21. Jahrhundert bringen möchte.. Die App von Titrax soll via GPS und WLAN erkennen, wann der Arbeitnehmer  das Gebäude betritt und seine Arbeit aufnimmt. Verlässt er seinen Arbeitsplatz am Abend wieder, zeichnet die App automatisch auf.

Mario Schwery, Mitorganisator des Startup Weekends Bern zog gestern Abend eine durchwegs positive Bilanz und blickt auf auf ein dynamisches Wochenende zurück, bei dem die Teilnehmer weiter gedacht und gegangen seien als im Jahr zuvor. „Die Teams haben Prototypen gezeigt und erste konkrete Marktfeedbacks präsentiert. Die Präsentationen waren von einer beeindruckenden Qualität. Eine Teilnehmerin meinte, sie habe in diesen zwei Tagen mehr gelernt als in einem ganzen Semester“, sagt Schwery.