Junge Schweizer sind laut einer internationalen Studie nicht besonders positiv gegenüber der Selbstständigkeit eingestellt – trotz der hohen Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Die Herausforderung für die Zukunft ist, potenziellen Jungunternehmern die Angst vor dem Scheitern zu nehmen

Im Impact Hub in Zürich versammeln sich Leute, die der Selbständigkeit positiv gegenüber positiv eingestellt sind. (Bild: David Torcasso)

Im Impact Hub in Zürich versammeln sich Leute, die der Selbständigkeit positiv gegenüber positiv eingestellt sind. (Bild: David Torcasso)

Das Resultat der «Entrepreneurship-Studie 2013» des amerikanischen Direktvertrieb-Anbieters Amway zeigt auf, dass Schweizer der Selbständigkeit kritisch gegenüber stehen. Nur noch 65 Prozent der Schweizer haben dem Entrepreneurship gegenüber eine positive Einstellung- im Vorjahr waren es noch 70 Prozent. Nur ein Drittel der rund 1000 befragten Personen hierzulande können sich den Schritt in die Selbstständigkeit vorstellen. 2012 waren es immerhin noch 42 Prozent.Sogar bei den 20- bis 29-Jährigen sind nur noch knapp 60 Prozent positiv gegenüber der Selbstständigkeit eingestellt. Ein Jahr zuvor waren zwölf Prozent mehr positiv eingestellt. Die Studie basiert auf einer Umfrage in 24 Ländern mit rund 26 000 Personen, darunter 1000 in der Schweiz.

Die Studie zeigt auch regionale Unterschiede auf: Potenzielle Unternehmer versammeln sich insbesondere in der Westschweiz. Dort können sich knapp die Hälfte der Befragten vorstellen, selbstständig zu werden. In den Alpen- und Voralpenregionen sind es nur knapp 20 Prozent. Obwohl die Zahl derjenigen, die sich vorstellen können, ein eigenes Business zu führen, gesunken ist, sei das Klima in der Schweiz gegenüber der Selbstständigkeit dank Bildung und Forschung nach wie vor gut, wie zwei Drittel der Befragten aussagen.

Die grösste Hürde auf dem Weg zur Selbstständigkeit sei die Angst vor dem Scheitern. 80 Prozent der Befragten nennen in der Schweiz diesen Grund, kein eigenes Business aufzuziehen. Dieser Fakt steht im Widerspruch zur Schweiz als Innovations-Weltmeister. Kein Land ist so wettbewerbsfähig und kompetitiv wie die Schweiz – und belegt in Sachen Innovation seit Jahren einen Spitzenplatz. Doch Innovation nährt sich bekanntlich aus neuen Ideen, die  auch von Startups entwickelt werden. Wird die Einstellung gegenüber Selbstständigkeit, Startups und Unternehmertum in der Schweiz zunehmend negativ, wird sich diese Skepsis irgendwann auch auf diese Wettbewerbsfähigkeit auswirken.

Was in der Schweiz (noch) fehlt ist ein Spirit für Entrepreneurship. Nach wie vor steht die breite Öffentlichkeit Jungunternehmern und Selbstständigen oft zu kritisch gegenüber:  Scheitern ist ein immer wieder genanntes Killer-Argument, das Jungunternehmer die Lust am Gründen vermiesen kann. Ganz anders in den USA: Dort ist Scheitern auf dem Weg als Jungunternehmer sogar erwünscht, um daraus zu lernen und es dann beim zweiten oder dritten Mal besser zu machen. Zahlreiche Success Storys haben erst im zweiten Anlauf geklappt. In der Schweiz gibt es derweil Initiativen, um Jungunternehmer diese Angst zu nehmen und eine Kultur des Scheiterns hierzulande in den Köpfen zu verankern.

„Wir müssen das unternehmerische Verhalten auf allen Stufen des Bildungssystems fördern und dabei auch das Scheitern entstigmatisieren.“, sagt Dietmar Grichnik, Professor für Entrepreneurship und Technologie-Management an der Universität St. Gallen gegenüber 20 Minuten.  Zudem sollte man die Rollenmodelle für Jungunternehmer und vor allem Jungunternehmerinnen in der Öffentlichkeit prägen und stärken, so Grichnik.