Erika Puyal Heusser ist Leiterin für Startup Finance bei der Zürcher Kantonalbank. Die Grossbank beteiligt sich immer wieder an Startups und investiert pro Jahr zwischen zehn und 15 Millionen Franken. Puyal Heusser erklärt im Interview, wie die Strategie der ZKB für Startups lautet und wie man sich am besten dafür bewerben kann.

Erika Puyal Heusser, Leiterin Startup Finance bei der ZKB

Erika Puyal Heusser, Leiterin Startup Finance bei der ZKB

Was ist ihre genaue Funktion bei der ZKB?
Ich leite das Team Start-up Finance der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Wir finanzieren innovative Jungunternehmen aus dem Wirtschaftsraum Zürich in Fällen, wo gängige Fremdkapitalinstrumente nur bedingt in Frage kommen.

Was kann die Bank denn nicht abdecken?
In dem Bereich, wo wir finanzieren, braucht es noch lange Entwicklungszyklen. Dort reichen auch ein paar hunderttausend Franken Kontokorrent nicht. Diese Projekte benötigen spezielle Finanzierungsinstrumente, die wir sprechen können. Oder wir beteiligen uns direkt an der Firma.

Machen Sie nur Early Stage- Finanzierungen?
Unser Fokus liegt auf der Seed-Phase. Von der Entwicklung her sollte bereits ein Prototyp vorhanden sein. Wir unterstützen in der Folge die Fertigentwicklung und den Markteintritt.

Welche Art von Startups finanzieren sie?
Das wichtigste Kriterium für uns ist Innovation: Es muss eine neuartige Technologie oder Verfahren in Verbindung mit einem überzeugenden Businessmodell sein. Unsere Vergabekriterien sind nicht an bestimmte Branchen gekoppelt. Die Vergangenheit zeigt aber, dass rund die Hälfte aus dem Bereich der ICT-Startups sowie aus den Bereichen Bio- und Cleantech stammen.

Welches sind erfolgreiche Cases?
Bei GetYourGuide sind wir beispielsweise dabei. Ein anderes Beispiel ist EspaTech, eine Biotechfirma aus Schlieren, die heute zu Novartis gehört. Oder auch beim Music-TV-Sender Rayneer, wo uns ein sehr spannendes Projekt überzeugt.

Sie arbeiten auch mit anderen Venture Capitalists zusammen. Weshalb?
Wir investieren in einer ersten Phase nicht so viel, dass der gesamte Finanzierungsbedarf eines Startups gedeckt ist. Deshalb streben wir Finanzierungsrunden mit anderen Investoren, wie Business Angels und Venture Capitalists, an. Wir greifen auch nicht strategisch ins Alltagsgeschäft der Startups ein, da unser Portfolio rund 100 Firmen umfasst. Das überlassen wir anderen.

Wie hoch sind die Investitionen der ZKB?
Das variiert zwischen 300‘000 bis zu einer Million Franken. Wir möchten die Anfangsphase eines Startups unterstützen, haben aber nicht den Anspruch, eine Firma komplett zu finanzieren. Auch wollen wir keine Aktien-Mehrheit an einem Startup übernehmen.

Warum engagiert sich die ZKB für Startups?
Es gibt mehrere Überlegungen. Wir haben selbst ein Interesse, dass die Wirtschaft innovativ bleibt. Als Bank des Kantons Zürich fühlen wir uns für die wirtschaftliche Leistung im Kanton verantwortlich. Zudem wollen wir auch in einer früheren Phase Partner sein. Daneben müssen wir als Bank aber auch betriebswirtschaftliche Kriterien berücksichtigen, weshalb wir selektiv investieren. Die Schweizer Wirtschaft lebt von Innovation und Nischen, auch speziellen Branchen, die sich bilden. Diesen müssen wir Sorge tragen. Innovation kommt von den Startups. Sie unterstützt unsere Wirtschaftsleistung.

Wie viel Geld investieren Sie pro Jahr für Startups?
Wir investieren jährlich zwischen 10 und 15 Millionen Franken an Risikokapital.

Wie läuft die Bewertung von Startups bei der ZKB konkret ab?
Unser Team besteht aus vier bis fünf Leuten, alle mit einem wirtschaftlichen Background. Nach der Sichtung des Businessplans, laden wir das Management hinter dem Startup ein, um dieses näher kennenzulernen. Sind wir vom Projekt überzeugt, ziehen wir zusätzlich noch einen externen Experten bei. Das ist besonders bei hochtechnologischen Projekten im Rahmen der Diligence ein wichtiger Prozess. Die Prüfung der Finanzen und weitergehende Marktanalysen machen wir selber.

Wie komme ich als Startup an die ZKB heran?
Sie können uns jederzeit anrufen oder uns via E-Mail kontaktieren. Wir freuen uns über einen aussagekräftigen Businessplan oder ein zweiseitiges Management Summary. Auf dieser Basis ist eine erste Diskussion möglich. Wir erhalten rund 200 bis 300 Finanzierungsanfragen pro Jahr. Im vergangenen Jahr haben wir rund 18 davon realisiert.