Vor wenigen Wochen fand im Zürcher Technopark das HackZurich 2015 statt, der grösste Hackathon Europas. Organisator ist Rasmus Rothe, der sichtlich zufrieden ist. Ob er den nächsten Event im Hallenstadion machen wird, erfahrt ihr im Interview.

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Rasmus Rothe am HackZurich 2015. (Bild: zvg.)

Rasmus, erzähl unseren Lesern kurz, wer du bist. Was hast du gemacht, bevor du mit HackZurich begannst?
Ich promoviere seit knapp über 2 Jahren an der ETH Zurich im Bereich Bildverarbeitung bei Prof. Luc Van Gool. In meiner Forschung arbeite ich zur Zeit an der Anwendung tiefer Neuronaler Netzwerke (Deep Learning) zur Vorhersage des Alters von Personen anhand von Fotos.

Nicht jedem ist der Begriff Hackathon klar. Kannst du uns aufklären?
Ein Hackathon ist ein Programmiermarathon für technikbegeisterte Studierende, Informatiker und Informatikerinnen. Ziel ist die Erstellung eines Prototypen einer funktionstüchtigen Anwendung in kurzer Zeit.

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Alle Teilnehmer und die Veranstalter auf einem Bild. Das sieht nach sichtlich viel Spass aus. (Bild: zvg.)

Was ist so speziell daran?
Die intensive Atmosphäre inspiriert die Teilnehmenden und bringt sie an Ihre Grenzen. Nirgendwo sonst haben IT­-Interessierte die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten in dieser Form auszutauschen und voneinander zu lernen.

Vor ein paar Wochen ist der Anlass HackZurich 2015 im Technopark Zürich über die Bühne gegangen, das du organisiert hast. Wie bist du darauf gekommen, einen solchen Event zu organisieren?
Während meines Studiums an der Princeton University in den USA habe ich an einigen Hackathons teilgenommen und grossen Gefallen daran gefunden. Als ich dann in die Schweiz gezogen bin, habe ich ähnliche Events vermisst.

Wie gross ist dein Team, das dir beim Organisieren hilft?
Wir sind neun Leute im Kernorganisationsteam. Die meisten Teammitglieder sind auch Studierende oder arbeiten in Startups. Zusätzlich hatten wir während des Events zirka weitere 15 Helfer.

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Die drei besten Ideen wurden nicht nur mit Geld honoriert, sondern es gab kleine Auszeichnungen. (Bild: zvg.)

HackZurich ist der grösste Hackathon Europas. Wo findet der grösste weltweit statt? Und wann wird es HackZurich sein?
Die grössten Hackathons in den USA haben über 1’000 Teilnehmer (i.e. PennApps, MHacks). Wir hatten in diesem Jahr schon über 1’000 Bewerbungen, also theoretisch ist es schon im nächsten Jahr machbar.

Wie lief der Veranstaltung dieses Jahr ab? Bist du zufrieden?
Das Feedback von den Teilnehmenden war durchweg positiv, aber das heisst natürlich nicht, dass man die Veranstaltung nächstes Jahr nicht noch besser machen kann. Wir haben schon einige Ideen, für den Ausbau im nächsten Jahr.

Die Teilnehmerzahl ist enorm angestiegen. Hast du damit gerechnet bzw. hat es deine Erwartungen übertroffen?
Wir haben schon damit gerechnet, dass die Anzahl steigt. Jedoch waren wir positiv überrascht, dass wir innerhalb von weniger als zwei Wochen schon die Anmeldung zumachen mussten, um nicht allzu viele Leute zu enttäuschen.

Hättest du überhaupt mehr Teilnehmer aufnehmen können? Es sieht nämlich so aus, als ob doppelt so viele hätten teilnehmen wollen.
Dieses Jahr war der Event nicht dafür ausgelegt. Im nächsten Jahr kann man die Veranstaltung sicher noch grösser machen. Jedoch ist es auch wichtig die Atmosphäre zu erhalten – und das wird schwieriger, je grösser HackZurich wird.


Sag uns kurz was über die Gewinner des HackZurich. Was haben sie in kurzer Zeit geschaffen, dass die Jury überzeugt hat?

Den Hauptpreis gewann das Team #nerdishbynature, welches eine App kreierte, die in der Nähe befindliche Personen bei Notfällen auch ohne Internetverbindung per Smartphone alarmiert und mobilisiert. Gerade die ersten Minuten sind in medizinischen Notfallsituationen oft entscheidend. Mit der App werden mögliche Helfer in der Umgebung direkt zum Betroffenen geführt und über dessen persönliche Nothilfehinweise aufgeklärt, wie zum Beispiel, wo dieser seine Insulinspritzen aufbewahrt.

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Den ersten Platz belegten #nerdishbynature, die das p2pkit von Uepaa! benutzt haben. (Bild: zvg.)

Die Gewinner haben das p2pkit von Uepaa! verwendet. Was sagst du zu dieser Technologie? Könnte das revolutionäre Ausmasse annehmen?
Ich habe die Technologie selbst noch nicht genutzt. Aber wie man auch beim Gewinner vom HackZurich sieht, gibt es einige sehr nützliche Anwendungen die ohne die Technologie nicht möglich wären. Ich bin gespannt, wie sich das p2pkit weiterentwickelt!

Wurden sogar gleich neue Firmen gegründet?
Das werden wir in den nächsten Wochen sehen ;).

Gibt es aus der Vergangenheit ein berühmtes Beispiel?
Optonaut, die Gewinner vom letzten Jahr sind in den Accelerator EntrepreneurFirst aufgenommen worden und haben dieses Jahr auf HackZurich ihre public beta offiziell angekündigt. Optonaut ermöglicht es, Virtual Reality Photos mit dem Smartphone aufzunehmen und darzustellen.

Die Sponsorenzahl ist ja auch angestiegen. Hast du da überhaupt noch etwas tun müssen, oder wurdest du mit Anfragen überhäuft?
Sicher war es in diesem Jahr einfacher die Sponsoren zu überzeugen. Jedoch benötigt die Ausarbeitung der Workshops der Firmen auch in diesem Jahr wieder sehr viel Zeit, um zu garantieren, dass sie perfekt für das Hackathon-Format zugeschnitten sind.

Neben Startups stellten auch Branchengrössen ihre Programmierschnittstellen und Datensätze zur Verfügung. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit diesen Konzernen?
Für die Firmen ist es eine attraktive Möglichkeit Feedback für ihre Schnittstellen zu bekommen und innovative Ideen zusammen mit Europa’s top Tech-Talenten auszuarbeiten.

Wie siehst du die Schweizer Startup-Szene im internationalen Vergleich?
Im Vergleich zum Silicon Valley hat die Schweizer Startup-Szene sicher noch einiges aufzuholen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass durch die guten Unis viel technisches Talent vorhanden ist. Nicht ohne Grund hat Google hier sein grösstes Engineering Office ausserhalb der USA.

Machst du dir schon Gedanken über nächstes Jahr?
Wir sind schon am Planen – mehr dazu Anfangs 2016 ;).

Reicht der Technopark noch aus oder hast du schon mal vorsorglich das Hallenstadion kontaktiert?
Der Technopark war bisher ein super Partner und wir werden schauen, wie es möglich sein wird, dort nächstes Jahr noch ein paar mehr Leute unterzubringen – aber ich bin da ganz zuversichtlich!