Der Gründer des EPFL-Spinoffs Routerank, Jochen Mundinger, wollte nach sieben Jahren Studium in Cambridge noch was anderes sehen – und kam so nach Lausanne.

Von Mathias Vettiger

Jochen Mundinger, Gründer RouteRANK (zvg) „Spannend“ findet Jochen Mundinger das Startup-Leben. Sicherlich spannender als das Umfeld eines Bankers: Das war eine seiner Optionen, über die er intensiv nachgedacht und die er dann „zum Glück“ habe fallenlassen.

„Letzten Endes schien mir Routerank am spannendesten“.

Routerank ist ein Online-Dienstleister, der die beste und umweltfreundlichste Verbindung zwischen zwei Orten in Europa findet – und zwar auf der Strasse, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und auf Flugrouten. Berechnet nach Reisezeit und CO2-Footprint, neutral bezüglich der Verkehrsmittel, aber ideal sowohl für den Reisenden als auch für die Umwelt.

Die Idee für Routerank kam Mundinger, als er für einen Professor der EPF Lausanne und sich eine eine Reise nach Polen buchen wollte: Alles, was es für die ideale Reisreroute und die besten Reisemittel braucht, sei im Internet zu finden, sagt Mundinger heute. Aber es dauert Stunden, die Verbindungen zu finden. Also setzte sich Mathematiker Mundinger hin und suchte eine automatisierte Lösung – Routerank war geboren.

Mundinger hatte sich Wissen über das Gründerleben beschafft: Er hat die Venture Challenge absolviert, einen 14-teiligen Kurs für Jungunternehmer. Dort erfuhr er von Venture Leaders, dem Programm, an dem er sich 2007 beteiligte und mit 19 anderen die Gelegenheit zu einer Informationstour nach Boston erhielt. „Das war sehr eindrücklich, weil ich dort Unternehmer und ihre Philosophie, aber auch die anderen Schweizer Teilnehmer näher kennen lernen konnte.“ Mit seiner Idee für Routerank schrieb er sich beim Programm Venture Kick des IfJ ein und kam zum Zug.

Management-Erfahrung hatte er bis zu diesem Zeitpunkt lediglich aus dem Zivildienst, wo er in einem Krankenhaus im Management und in der IT-Abteilung arbeitete. Darüberhinaus hatte er seine Karriere im Studium und danach an der EPFL mit Senior Research verbracht. „Mittlerweile ist Routerank drei Jahre alt – da stellt sich schon die eine oder andere Erfahrung ein.“

Zuallererst natürlich die, dass das Startup-Leben sehr intensiv ist und harte Arbeit verlangt. „Eine interessante Erkenntnis für mich ist die Langfristigkeit: Am Anfang denkt man, nach sechs Monaten sei klar, obs klappt oder nicht – und wenn nicht, macht man halt was anderes.“ Die Realität sei völlig anders. Sich auf ein Startup einzulassen, sei kein kurzfristiges Engagement.

Allerdings hatte sich Mundinger auch nicht auf eine akademische Karriere eingestellt. „Ich habe mein ganzes Studium in England gemacht, war fast sieben Jahre in Cambridge. Eine super Stadt, allerdings auch etwas klein.“

Er wollte auch noch etwas anderes sehen, und nachdem er auf einer Konferenz einen einen Professor und zwei Studenten der EPFL kennen lernte, die an ähnlichen Problemen arbeiteten, wurde er für ein halbes Jahr an die EPFL eingeladen. „Das war 2004, mein erster längerer Aufenthalt in der Schweiz. Nach dem halben Jahr bin ich wieder nach England und habe meine Promotion fertig gemacht. Danach schob ich eine Weltreise ein – und nahm eine Stelle an der EPFL an.“

In Lausanne kam ihm die Idee für routerank, und zugleich spürte Mundinger die Startup-Förderung in der Westschweiz: „Es gibt da zum Beispiel die Innogrants, die macht Hervé Lebret, der vorher bei Index war (einer Venture Capital Firma). Seine Expertise war mir wichtig: Dass nicht irgendein Akademiker sagt: ‚Ok, hier hast du den Innogrant, mach mal irgendwas‘, sondern dass jemand mit Lebrets Expertise und Erfahrung an mein Projekt glaubt.“

Mundinger hat allgemein einen guten Eindruck von der Startup-Atmosphäre in der Schweiz. Ausserdem bot die EPFL ein ideales Informatik-Umfeld – viele der aktuellen Routerank-Mitarbeiter sind irgendwie mit der Lausanner Hochschule verbunden.

Die Westschweizer Stadt sei aber nicht nur wegen des Recruitings ein guter Standort. „Wir haben zumindest auf der Consumer-Seite den Fokus auf Europa, wo das Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut ist. Wir können hier noch mehr Wert hinzufügen, als das vielleicht in den USA und anderswo der Fall wäre. Die Schweiz liegt ausserdem sehr zentral in Europa. Und Lausanne passt auch von den Werten ganz gut: Die Schweiz hat den Ruf für Exaktheit und Präzision, um die auch wir uns bemühen. Zudem sind wir wie die Schweiz unabhängig und neutral. Wir bevorzugen nicht das Flugzeug oder das Auto oder die Bahn, sondern streben einen objektiven Vergleich an. Das alles passt zusammen.

RouteRank

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