Wer eine überzeugende Idee hat, muss nicht mehr auf reiche Verwandte und Business Angels hoffen: In Politik und Kultur schon länger bekannt, könnte Crowdfunding auch für Startups zur Chance werden.

Vielen Gründern mangelt es in erster Linie an Geld. Oft bräuchte es keine grossen Summen, um eine Idee auf den richtigen Weg zu bringen. Trotzdem ist dieses erste Kapital für viele Gründer und ihr Umfeld schwierig aufzubringen. Crowdfunding könnte ein einfacher Weg sein, diese Hürde zu überwinden.

In Politik und Kultur ist diese Finanzierungsmethode schon länger verbreitet. Barack Obama konnte für seine Wahlkampagne grosse Summen durch viele kleine Spenden einnehmen. Auch hierzulande gibt es erste Versuche, durch Crowdfunding zu Geld zu kommen. Wie Startwerk am Montag berichtete, will The Hub einen Teil der Baukosten so finanzieren. The Hub fragt aber immer noch nach relativ grossen Beiträgen (1000-3000 Franken). Ausserdem sollen die Unterstützungswilligen ihr Geld nicht spenden, sondern leihen. Ganz im Gegensatz zu den Amerikanischen Websites. Es ist möglich, Kleinstbeträge zu spenden und die Gegenleistung ist meist eher Symbolischer Natur. Im Vordergrund steht entsprechend eher die Crowd als das Funding. Durch die Transparenz, die diese Plattformen bieten, kann auch ein gewisser Schneeballeffekt ausgelöst werden: Die Leute mögen, was andere Leute auch mögen. Wenn also der gespendete Betrag für ein Projekt einen gewissen „Tipping Point“ erreicht hat, ist das Erreichen des benötigten Betrags vermutlich nicht mehr schwierig. Und dieses Erreichen des gesteckten Ziels ist wichtig. Denn wenn die minimal benötigte Summe nicht zusammenkommt, erhält das Projekt gar nichts.

Ein grosser Teil der Projekte auf Plattformen wie Kickstarter.com sind klein gehalten und kommen aus dem kulturellen Bereich. Es ist aber durchaus möglich, auch grössere Summen zu erhalten, wie dieses Fallbeispiel zeigt. Wie allgemein im Web 2.0, scheinen vor allem diejenigen Projekte gute Chancen zu haben, mit denen sich die User identifizieren können. Zum Beispiel ist Kiva.org auf Microfinance für Arme spezialisiert. Im Unterschied zu Kickstarter bekommt man dort auch sein Geld zurück.

Wer sind die Nutzer von Crowdfunding? Nach einem Interview mit Perry Chen, dem CEO von Kickstarter, ist es für diejenigen einfacher, die ein leicht zu erklärendes Produkt haben und die schon bestehende Netzwerke nutzen können. Gerade für Tüftler, deren Produkt das Leben der Leute einfacher oder besser machen soll, denen aber noch das Geld für den Prototypen fehlt, bietet Crowdfunding also grosse Chancen.

Abgesehen von den erwähnten Plattformen gibt es noch eine Unmenge weiterer Möglichkeiten, das Internet für Crowdfunding zu nutzen. Auf CrowdsourcingDirectory finden sich Artikel und Hinweise auf viele davon. Spezifisch für Startups dürfte Grow VC interessant sein. Man darf gespannt sein, wie Crowdfunding das Leben von Gründern beeinflussen wird.

Update: Eine lesenswerte, skeptische Analyse zum Thema findet sich auf dem Blog von Business Angel Jan Fülscher.