Mehr Raum für Unternehmensgründer – es gibt neue Coworking-Angebote in der Schweiz, unter anderem mit dem betahaus in Zürich.

Das Coworking-Prinzip hat zwei Zielgruppen: Grundsätzlich zielt das Angebot der flexiblen Arbeitsplätze ja auf Micropreneurs, also Selbständige und Einzelunternehmer, besonders wenn sie Teilzeit arbeiten. Für ein Startup in Gründung kann ein solches Angebot aber genauso interessant sein. Räume nach Anforderung, keine Vertragsbindung, flexible Infrastruktur – auch für den ab und zu mal grösseren Bedarf – z.B. wenn man für ein Meeting ein Sitzungszimmer braucht.
Das ist für Jungunternehmen während einer Übergangszeit oftmals ein attraktives Angebot, gerade solange noch eine Menge Unwägbarkeiten bestehen und die spätere Organisation noch nicht in Stein gemeisselt ist.

Wir hatten vor einem Jahr hier einen Blick auf die junge Schweizer Coworking-Szene geworfen. Seither haben mehrere neue Anbieter ihre Pforten geöffnet – Zeit für ein Update.

In Zürich war Jürg Rohners Citizen Space an der Heinrichstrasse lange der einzige genuine Coworking Space. Seither hat sich der Hub Zürich als Coworking Space für Sozialunternehmer und Nonprofit-Organisationen positioniert. Nun startet ein neuer Versuch, das Berliner betahaus in die Schweiz zu holen. Beim ersten Anlauf im Juni 2010 blieb das betahaus Zürich noch im Organisatorischen stecken. Diesmal soll es klappen: Ab dem ersten Juli bietet man in einem Pilotprojekt für zwei Monate 12 Arbeitsplätze an. Die Idee dahinter: Den Bedarf für weitere Coworking-Angebote in der Stadt prüfen und gleichzeitig eine Promo für das Modell zu haben. Sollte das Interesse da sein, so Olivier Schneller vom betahaus, dann würde man sich um eine möglichst nahtlose Fortsetzung bemühen – in Form eines dauerhaften Standorts. Die Schwelle setzen die Organisatoren hoch an: volles Haus sei Bedingung damit das Projekt weitergeführt werde. Der Space wird im Ausstellungsraum Peripher an der Zweierstrasse, nahe der Schmiede Wiedikon beheimatet sein.

Als erste Zielgruppe möchte man die Homeoffice-Arbeiter mobilisieren. Ausserdem hofft man, einigen der Residents vom nur noch bis zum Herbst bestehenden Basislager Binz ein neues Zuhause zu bieten. Als Preismodell hat man längerfristig 30 Franken pro Tag oder entsprechend günstigere Monatsangebote im Blick. Für die Promo will man Nutzer aber fürs erste mit 20 Franken Tagespreis locken, ausserdem mit einem Monatstarif von 320 Franken.

Standorte im Überblick

Auch in anderen Schweizer Städten gibt es neue Coworking-Projekte, seit kurzem erstmals auch in der Ostschweiz. Neu ist hier der in St. Gallen eröffnete Coworking Space des Fördervereins Ostsinn.

Seit einer Weile nennt ausserdem Biel mit Dufour West einen flexiblen Arbeitsort sein eigen, an dem Startups explizit willkommen sind und „regelmässig oder ab und zu administrative Unterstützung“ geboten wird.
In Luzern ist seit Sommer 2010 die Coworking Box von Startupper Lukas Fischer aktiv. Hier stehen 9 Arbeitsplätze für Residents, Drop-Ins oder Coworking Light Arbeitsplätze zur Verfügung, ausserdem ein Sitzungszimmer. Ein Unternehmertreff soll Jungunternehmer mit neuen Geschäftskonzepten vernetzen.

Ebenfalls in Zürich hat der Anbieter Performance Buildings einen neuen Shared Officespace aus dem Boden gestampft, der nach Bedarf Sitzungsräume und Büros vermietet.

In der Genfersee-Region sind mir nach wie vor primär zwei Spaces bekannt: In Lausanne ist das der Eclau (Espace Coworking Lausanne) aktiv und bietet Arbeitsplätze für 300 Franken pro Monat an. In Genf gibt es das eher informelle Angebot von La Muse, einer Art Ateliergemeinschaft.

Ergänzung: In den Kommentaren wird noch eine weitere Lokalität mit Coworking-Charakter erwähnt, das unternehmen mitte in Basel. Im einem ehemaligen Bankgebäude haben die Initianten eine Einrichtung lanciert, die inzwischen einer ganzen Reihe von Selbständigen und Unternehmen Unterschlupf bietet.