Paul Graham wirbt für grosse Würfe – und verrät seine Methode für die Suche nach Startup-Ideen.

Grosse Startup-Ideen (Bild: istockphoto)Wie kommt man zum vielbeschworenen «next big thing»? Paul Graham, Business Angel und Gründer von Y Combinator, wirbt in einem Essay für die richtig grossen Geschäftsideen, die üblicherweise in der Schublade landen, weil man ihnen selbst keine Chancen einräumt.

Vom Angriff auf Google bis zu neuen Ausbildungsmodellen, Graham gibt darin eine Reihe von Startpunkten für künftige, disruptive Innovationen. Keine pfannenfertigen Ideen zwar, aber gute Denkanstösse. Seine Botschaft: Die besten Ideen scheinen beinahe unmöglich zu realisieren, aber dafür besteht ein echter Bedarf. Darum wird sie früher oder später wird jemand umsetzen – wenn es die Sache richtig angeht, auch ein Startup. Hier sind die Ideen, verpackt in sieben provokante Thesen:

  1. Google hat die anfängliche USP seiner Suchmaschine – einfache, gute, minimalistische Suche – aufgegeben. Wer ein heutiges Äquivalent zur ursprünglichen Googlesuche bauen kann, könnte sich einen interessanten Marktanteil sichern.
  2. E-Mail ist reif für einen Nachfolger. Beispielsweise ein Protokoll für To-Do-Items könnte die angegraute Technologie ablösen.
  3. Die Hochschulen werden ihr Monopol an der Spitze der Bildungspyramide verlieren. Das bedeutet Möglichkeiten für neue Ausbildungsmodelle, die früher oder später eine gleich relevante Alternative zum bisherigen System bieten werden. Die Ausbildung für Jungunternehmer, die in den Stundenplänen bisher vernachlässigt wird und von anderen Institutionen angeboten wird, zeigt jetzt schon, wie das gehen kann.
  4. Videos übers Netz werden dem Fernsehen über kurz oder lang den Rang ablaufen. Was für ein Plattform dem Medium den Todesstoss versetzen wird, ist aber noch nicht klar; Netflix, iTunes oder eben etwas radikal Neues?
  5. Das Unternehmen, das die nächste grosse Hardwareinnovation entwickeln wird, muss ein Startup sein. Bestehenden Unternehmen wie Samsung, HP oder Nokia fehlen die Visionen.
  6. Geschwindigkeits-Optimierung für Software ist eine Killer-Geschäftsidee. Seit sich die Geschwindigkeit von Computern nicht mehr laufend verdoppelt, die Anforderungen aber weiter steigen, wird die Optimierung von Code wieder wichtiger. Ein Marktplatz, wo man für seine Software Optimierung einkaufen kann oder ein Compiler, der Multithreading in Programme einbaut, wären spannende Produkte.
  7. Die Zukunft gehört Diagnose-Modellen, die präventiv funktionieren. Medizinische Checkups und Gesundheitstests für Zuhause sind ein Feld mit Zukunftspotential.

Der Kern von Grahams Essay: Gründer sollten vor solch grossen Ideen nicht zwangsläufig zurückschrecken. Denn hier liegen Chancen für die nächsten Game Changer. Zwar ist es naheliegend, dass jeder Gründer auf der Suche nach einer Idee unweigerlich vor solchen Beispielen die Flucht ergreift – sie wirken ja auch unbezwingbar. Darum rät Graham zur Methode Divide and Conquer: Such Dir zunächst ein Teilproblem aus, und konzentrier Dich darauf, dieses zu lösen.

Don’t try to construct the future like a building, because your current blueprint is almost certainly mistaken. Start with something you know works.

Zusammen mit seinen Inputs verrät Graham noch sein Rezept für sie Suche nach Startup-Ideen: «Überleg Dir, was zukünftige Generationen beim Blick auf heute als rückständig anschauen werden.» Denn das sei mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, was irgendwann einmal durch eine bessere Lösung ersetzt werde.