Die neunte Ausgabe des Technopark Talk Plus stand unter dem Zeichen Risikomanagement. Die Gründer der Unternehmen Joiz, Atizo, Kooaba und Brauerei Luzern verrieten, mit welchen Risiken sie zu kämpfen hatten.

Der Technopark Talk Plus findet jährlich im Technopark Luzern statt und bringt vier Schweizer Unternehmerpersönlichkeiten zu einem Gespräch zusammen.

Stand das letztjährige Event unter dem Motto «Kundennutzen treffen» ging es diesmal um Risiken im Unternehmertum.

Im Podiumsgespräch gaben die Gäste angehenden Gründern fünf Merkregeln auf den Weg.

  • Ein heterogenes Team ist wichtig – auch für die Wahrnehmung unterschiedlicher Risiken
  • Ein Produkt soll so früh wie möglich am Markt getestet werden – eine Präsentation reicht aus
  • Perfektionismus kann problematisch sein. Startups sollten kein perfektes Produkt an den Markt bringen wollen, sondern dieses lieber nach und nach verbessern
  • Gründen kann sich sich auszahlen, auch wenn konventionelle Jobs weniger risikobehaftet sind
  • Erfolg gibt es nicht ohne Risiken

Neuer Medienmix als Wagnis

Die Marktsituation in den Branchen der vier Unternehmen während sind sehr unterschiedlich; dementsprechend waren die Gründer mit verschiedenen Risiken konfrontiert. So baute das Team von Joiz einen netzaffinen Fernsehsender auf und betrat damit mediales Neuland. Zwar war der Trend Social Media bereits ersichtlich, aber inwieweit das Format wirklich erfolgreich sein würde, war bei der Gründung nicht klar.

Zu früh sein

Das Unternehmen und App-Produkt Kooaba lag beim Start weit vor der Innovationskurve – den angezielten Markt gab es zum Zeitpunkt der Gründung noch nicht. So war im Gründungsjahr 2006 die Smartphone-Ära noch kaum eingeläutet – das iPhone kam erst 2007. Interessanterweise hatte im Fall Kooaba die Konkurrenz einen positiven Effekt: Google Goggles sowie weitere grosse Player haben den Markt aufgebaut und belebt.

Übermächtige Konkurrenz

Ganz anders sieht es bei der Brauerei Luzern aus. Bereits bei der Gründung war deutlich, dass der überfüllte Markt mit grossen, etablierten Marken das Hauptrisiko darstellt. Im Gegensatz zu Kooaba handelt es sich hier um eine altgediente Branche ohne grosse Innovationen. Das Luzerner Bier verwendet vor allem Restaurantbetriebe als Vertriebskanal, wobei dieser Distributionskanal durch die Verträge der Betriebe mit Grossbrauereien wie Heineken oder Carlsberg erschwert wird. Die Positionierung als lokales Produkt ist dafür umso wichtiger.

Gefahr durch Nachahmer

Die Open Innovation Plattform Atizo hat – wie auch die anderen Unternehmen – das Risiko der Copycats, sprich die Kopie des Konzepts durch ein anderes Unternehmen. Aber vor allem Atizo ist davon betroffen, da Webplattformen nicht per se geschützt werden können. Dies zeigt auch die Anzahl Ideenplattformen, die im deutschsprachigen Raum existieren.

Die Unternehmen

Joiz. Auf Sendung seit März 2011 (analog, digital und im Web), hat der Jugendsender Joiz ein tägliches Publikum von 120‘000 Personen. USP von Joiz ist die webgestützte Interaktivität, die Gründer Kurt Schaad als Fernsehen für die Digital Natives beschreibt.

Atizo ist eine Innovationsplattform, auf welcher Unternehmen Marktforschung und Ideensuche über Internet betreiben können. Ideen auf der Website können von Nutzern bewertet und diskutiert werden, die besten Ideen werden entlöhnt. Atizo hat zurzeit über 15’000 Nutzer und konnte bereits Firmen wie die Migros, BMW oder die SBB als Auftraggeber gewinnen.

Kooaba. Mit dem Smartphone ein Foto aufnehmen und zusätzliche Informationen wie beispielsweise Produktvideo erhalten? Mit der Software von kooaba ist dies möglich. Das Startup betreibt um diese Technologie ein klassisches Business-to-Business-Geschäftsmodell. Die erste Finanzierung des 2006 gegründeten Unternehmens lief über ein Darlehen in der Höhe von 50‘000 Franken. Daraus sind inzwischen sechs Millionen Franken Investitionsgelder geworden.

Das aktuelle Flaggschiffprodukt ist die Applikation «kooaba Paperboy». Printmedien können damit Artikel um weitere Informationen ergänzen.

Brauerei Luzern. Das Luzerner Bier entstand als Gegentrend: Nach der Übernahme der traditionsreichen Brauerei Eichhof durch Heineken 2008 wollte man einen Akzent setzen. Die Produktion und der Vertrieb des Luzerner Biers befindet sich ausschliesslich in Luzern, was den regionalen Charakter der Biermarke verstärkt. Die Brauerei Luzern AG hat vorwiegend Kleinaktionäre. So halten circa 650 der 750 Aktionäre nur eine Aktie. CEO David Schurtenberger führte vor der Gründung der Brauerei eine eigene Buchhandlung.