Es ist wieder passiert: Ein Jungunternehmen eifert dem US-Startup Pinterest nach. Das Zürcher Jungunternehmen Thingle will sich aber mit Zusatzfunktionen vom Vorreiter absetzen.

Thingle sieht wie das Vorbild aus: Bilder aus dem Netz lassen sich per Browserbutton auf ein virtuelles Pinbrett heften. Nutzer können einander folgen, worauf ihre angepinnten Bilder auf dem eigenen Homebereich erscheinen – ähnlich dem Prinzip von Twitter.

Zwei Ideen sollen Thingle von Pinterest unterscheiden, einerseits das Versehen von Bildern mit Schlagworten, andererseits das kollaborative Erstellen von Inhalten. Letzteres funktioniert so, dass Nutzer Beiträge anderer ergänzen können, mit Bildern oder Beschreibungen. Der ursprüngliche Veröffentlicher bleibt dabei Kurator der Ergänzungen. Das ist ein interessanter Ansatz, der aber noch einen klaren Usecase braucht.

Trendthema Bildersharing

Facebook, Instagram, Pinterest: das Teilen von Bildern ist und bleibt das Trendthema im Social Web. Pinterest ging vor drei Jahren an den Start, mit der Idee, das Teilen von Bildern aus dem Netz so einfach wie möglich zu machen. Die Idee schlug ein und hat auch den Onlinehandel voll erfasst, siehe etwas fab.com oder das neue eBay-Layout. Pinterest selbst ist einer der bis dato meistkopierten Webdienste. Die Motivation, eine bildbasierte Plattform zu machen ist verständlicherweise gross. Und der Markt ist alles andere als aufgeteilt. Trotz beträchtlichen Wachstums – vor allem in den USA – ist noch Spielraum vorhanden.

Der Attraktivität des Pinterestmodells ist zweiseitig. Einerseits zapft der Dienst als einer der ersten hauptsächlich weibliches Publikum an. Pinterest schafft damit das, woran sich andere Webdienste so oft die Zähne ausbeissen – nicht nur männliche Techies anzusprechen. Zweitens hat Pinterest mit seiner Nähe zum Onlinehandel eine ganze Palette von Möglichkeiten zum Geldverdienen. Der Dienst ist schliesslich zu weiten Teilen ein visueller Shoppingkatalog. Ensprechend leicht ist, mit Affiliatelinks Einnahmen hereinzuholen. Daneben geben die Nutzer eine Menge ihrer Interessen preis; und zwar nicht nur allgemeine à la Facebook. Auf Pinterest listet man seine Produktwünsche auf und stellt sich als Konsument dar. Data Mining, also das Auswerten dieser Interessen für Marketingzwecke, wäre eine Goldgrube.

Konzept angepasste Werbung

Auf diese will Thingle allerdings verzichten. Nutzer müssten sich keine Sorgen machen, dass ihre Informationen für Werbezwecke weitergegeben würden, so Sam Plecic von Thingle. Stattdessen setzt das Startup auf Werbemodelle. Zum einen blendet Thingle gesponserte Artikel auf passenden Boards an. Beispiel: Eine Bacardiflasche unter den Fotos zum Thema «Drinks». Die Stärke des Konzepts sei, dass Nutzer nur thematisch passende Produkte angezeigt bekommen, so Plecic: «Das ist Werbung ohne Streuverlust». Als weiteres Standbein sollen Kunden später einzelne Teile der Plattform branden können. Weitere Ansätze seien in Planung.

Hinter Thingle steht das Gründertrio Vladimir Petek, Christopher Neely und Jon Turnes. Die Entwicklung läuft seit 2011, vor einige Wochen ging die Website online. Das Startup setzt von Anfang an auf den internationalen Markt und leistet sich eine Filiale in New York, wo man sieben Mitarbeiter beschäftigt, zusätzlich zu den acht in Zürich.

Thingle steigt relativ spät in den Wettbewerb ein und hat viel aufzuholen. Ob hierbei einige Zusatzfeatures helfen, muss sich zeigen. Die Marktanteile bestehender Bildsharing-Diensten können sich zwar wieder ändern. Wer das Rennen macht, hängt aber davon ab wer die engagiertesten Benutzer anzieht und das beste Geschäftsmodell präsentiert.