Das Startup Urban Games entwickelt eines der ambitioniertesten Schweizer Videospiele bisher. Dafür sucht das fünfköpfige Team aus Schaffhausen 300’000 Euro Finanzierung – per Internet.

Wirft man einen Blick auf den Videospielesektor, findet man eine ausgewachsene Startup-Szene mit einem eigenen Ökosystem vor.

Hierzulande noch in den Kinderschuhen, ist die Spielebranche weltweit eine der innovativsten Branchen. Am Puls der Technik, was Hard- und Software-Plattformen angeht, ringen hier stetig neue, junge Unternehmen mit etablierten Playern um Marktanteile. Titel grosser Publisher, die mit Hollywood-Budgets operieren, stehen neben den Spielen unabhängiger Entwickler, die mit wenig Mitteln Erfolgstitel für Smartphones landen.

Ein Grund dafür liegt bei den Finanzierungs- und Vertriebsmodellen, die sich in den letzten Jahren etabliert haben. Sie haben dafür gesorgt, dass auch Spieleentwickler ohne kapitalkräftige Verleger im Rücken ihr Publikum finden können. Das sind zum einen Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter, die 2012 in der Spielerszene für Aufsehen sorgten. Das Modell: Die Käufer eines Titels finanzieren dessen Entwicklung vor. Zum anderen sind es Vertriebswege wie App Stores oder Steam, die Entwickler vom Detailhandel unabhängig machen und zudem höhere Margen erlauben.

Schweizer Spiele-Startup

Auf diese neuen Waffen setzt auch das Schaffhauser Spiele-Startup Urban Games. Das fünfköpfige Team von Urban Games entwickelt «Train Fever», ein Aufbauspiel rund um den Bau eines Transportimperiums. Die Simulation steht in der Tradition des Spieleklassikers Transport Tycoon aus den 90er-Jahren. Eine animierte 3D-Welt wartet darauf, vom Spieler mit Bahn,- Bus- und Tramlinien erschlossen zu werden. Auf der Projektseite erklärt Urban Games, wie die Spielmechanik von Train Fever funktioniert und liefert in Demovideos einen Eindruck vom Spielgeschehen.

Geleitet wird Urban Games von Basil Weber, der bis 2011 beim Zürcher Startup Procedural arbeitete, das dann von Esri übernommen wurde.

Schon 2009 gestartet, war Train Fever bislang ein Hobbyprojekt der Gründer. Nun möchten sie ihr Projekt unter Volldampf setzen. Ermöglichen soll das eine Crowdfunding-Finanzierung via Gambitious, eine Plattform, die sich auf Investments in Videospiele spezialisiert hat. 300’000 Euro möchte Urban Games sammeln, um eine Firma zu gründen und das Spiel 2014 zu veröffentlichen. Gambitious unterscheidet sich dabei von anderen Crowdfunding-Angeboten. Während Unterstützer bei Kickstarter und Co mit dem fertigen Produkt und weiteren Goodies entlohnt werden, geht es bei Gambitious um eine Rendite auf das investierte Geld – ein neues Modell. Für potentielle Investoren stellt Urban Games auf der Projektseite einen Businessplan bereit.

Genügend Buzz erzeugen

Trotz neuer Plattformen: Ein Projekt finanziert zu erhalten ist nicht einfach. Das zeigt auch das jüngst gescheiterte Run for money.

Ein Projektteam muss für genug Sichtbarkeit seines Vorhaben sorgen und auf Mundpropaganda und Berichterstattung in der Spielercommunity hoffen. Und es muss das Vertrauen der Unterstützer gewinnen: Was allgemein für Startups auf Geldsuche zählt, spielt auch im Crowdfunding. Stichwort Track record – Investoren bevorzugen Gründer mit Erfahrung und einem Leistungsausweis. Wer Branchen-Know-How oder Startuperfahrung mitbringt, hat einen besseren Stand. Bei Crowdfunding für Spieleprojekte ist es ähnlich; je eher ein Team seine Kompetenz früher schon bewiesen hat, desto kleiner ist das Risiko für Fans, ihr Geld in blosse Luftschlösser zu investieren. Zwar schafften es 2012 auf Kickstarter mehrere grosse Spieleprojekte, Millionen einzusammeln. Nur hatten sie eines gemeinsam: Prominente Designer standen hinten den Projekten und brachten ihre Fangemeinden mit.

Ein Welt mit gleichen Chancen für alle bietet Crowdfunding also doch nicht. Diese müssen sich kräftig anstrengen, um potentielle Unterstützer zu erreichen. Basil Weber: «Der Aufwand, ein Projekt bekannt zu machen, ist für unhängige Entwickler schwierig zu bewältigen.» Ob Urban Games es schafft, genügend potentielle Unterstützer zu finden, ist denn auch völlig offen. Weber selbst schätzt die Chancen der Crowdfunding-Kampagne auf fifty-fifty. Sollte die Finanzierung ausbleiben, will er aber nicht aufgeben und sein Spiel auf anderem Weg herausbringen.