Knapp 12’000 Unternehmen werden jedes Jahr in der Schweiz gegründet, dabei hat in absoluten Zahlen der Kanton Zürich die Nase vorn. Gemessen an der Bevölkerung liegt allerdings die Zentralschweiz an der Spitze.
Jede der jährlich rund 12’000 Neugründungen in der Schweiz sorgt im Schnitt sofort für zwei Arbeitsplätze. In absoluten Zahlen hat der Kanton Zürich (2391 Startups) die Nase vorn, und die Waadt (1067) landet auf Platz zwei. Das ist das Ergebnis der vom Bundesamt für Statistik vorgelegten Daten aus einer Befragung im letzten Jahr.
Diese Zahlen haben allerdings nur eine geringe Aussagekraft. Wichtiger ist die Neugründungsrate, mit der die Zahl der Startups in Beziehung zur Anzahl der Einwohner gestellt wird. Im Schweizer Durchschnitt liegt sie bei 3,5. Weit darüber liegen die Innerschweizer Kantone Zug und Schwyz mit Raten von 6,5 bzw. 4,4. Zusammen mit Zürich, den beiden Basel und dem Südwesten der Romandie bilden sie die Spitzengruppe. Das Espace Mittelland liegt zurück, genauso wie die Ostschweiz.
Die Gründe sind vielfältig:
Eine Rolle spielt wahrscheinlich die Tatsache, dass Neugründungen vor allem im Dienstleistungsbereich stattfinden. Für die sind die Zentren überproportional interessant, während das Marktpotential im eher durch ländliche Strukturen und produzierendes Gewerbe geprägten Raum zwischen Bodensee und Lac Léman eher gering ist.
Diese Zahlen bestätigen ältere Analysen, die unter anderem auf Daten des Global Entrepreneurship Monitor basieren. Das Forschungsprojekt, das von der London Business School und dem amerikanischen Babson College 1997 gestartet wurde, untersucht, welchen Stellenwert Gründungen in verschiedenen Ländern haben. Für die Schweiz wird unter der Leitung der Universität St. Gallen und des IMD in Lausanne analysiert, welche Regionen der Schweiz besonders attraktiv für Startups sind. Heiko Bergmann und Thierry Volery von der Universität St. Gallen haben sich in «Die Volkswirtschaft» schon 2006 mit dem Thema beschäftigt (PDF). Sie kommen zu dem Schluss, dass wirtschaftlich erfolgreiche Regionen mehr Gründer haben als solche, die ihn Schwierigkeiten stecken.
International liegen übrigens die USA mit einer Neugründungsrate von 12 an der Spitze, deutlich vor der Schweiz. Die kann sich allerdings im europäischen Vergleich sehen lassen: Sie liegt knapp vor Frankreich und Deutschland und weit vor Italien.
Die Schweizer Kantone geordnet nach ihrer Neugründungsrate:
Kanton | Startups | Neue Stellen | Gründungsrate |
Zug | 679 | 1225 | 6,5 |
Genf | 942 | 1914 | 4,7 |
Schwyz | 318 | 552 | 4,4 |
Waadt | 1067 | 2030 | 3,9 |
Zürich | 2391 | 4869 | 3,8 |
Nidwalden | 61 | 95 | 3,8 |
Basel-Stadt | 328 | 813 | 3,8 |
Fribourg | 350 | 748 | 3,6 |
Tessin | 595 | 1153 | 3,6 |
Basel-Landschaft | 349 | 727 | 3,5 |
Schweiz | 11’595 | 22’553 | 3,5 |
Appenzell-Innerrhoden | 27 | 37 | 3,4 |
St. Gallen | 647 | 1290 | 3,4 |
Thurgau | 328 | 595 | 3,2 |
Neuchâtel | 253 | 470 | 3,2 |
Schaffhausen | 105 | 172 | 3,1 |
Aargau | 695 | 1192 | 3,1 |
Glarus | 40 | 81 | 2,9 |
Appenzell-Ausserrhoden | 57 | 109 | 2,9 |
Luzern | 400 | 744 | 2,8 |
Solothurn | 266 | 502 | 2,7 |
Wallis | 406 | 841 | 2,7 |
Jura | 66 | 112 | 2,7 |
Bern | 897 | 1631 | 2,5 |
Graubünden | 212 | 443 | 2,3 |
Uri | 28 | 44 | 2,2 |
Obwalden | 88 | 164 | 1,9 |
Quelle: Bundesamt für Statistik |
Da scheint die Creditreform von etwas anderen Zahlen auszugehen als unser liebes Bundesamt für Statistik. Warum ist dort die Zahl mit 36’861 Neugründungen alleine für das Jahr 2008 gerade mal um Faktor 3 höher?
Die Creditreform zählt einfach die Neueintragungen im Handelsregister. Das ist nicht wahnsinnig zuverlässig, weil der Grossteil der Neueintragungen Umfirmierungen sind oder sich rein steuerlichen Gründen verdanken. Das Bundesamt für Statistik nervt viele KMU zwar wegen seiner ständigen Umfragen, ist aber wahrscheinlich deutlich näher an der Realität. Es erfasst wirklich nur Firmen, mit denen ihre Gründer neu starten. Die Zahl ist dadurch kleiner, aber ja immer noch beeindruckend genug. Mehr als 20 000 Arbeitsplätze, das ist eine ganze Swisscom, die Gründer da aufbauen. Und das Jahr für Jahr.
@Stefan: Du hast recht mit Deinem Einwand: Bei den neu eingetragenen Firmen im HR ist in der Tat ein Teil inaktiver Briefkästen und Tochterfirmen darunter. Aber auch die Zahlen vom Bundesamt für Statistik sind mehr als zweifelhaft. Wer es ganz genau wissen will, der hält sich an Prof. Meyer und seine Studien (Jungunternehmen als Jobmaschine): Pro Jahr werden in der Schweiz aktuell rund 20’000 effektive Jungunternehmen gegründet. Diese generieren pro Jahr 40’000 neue, nachhaltige Jobs. Nachhaltig deshalb, weil die Wachstumsrate der überlebenden die Mortalitätsquote der aufgebenden Jungunternehmen überkompensiert!
Zwei Stellen pro Jungunternehmen ist ja auch die Schlussfolgerung des Bundesamtes. Ich bin vielleicht etwas staatsgläubig – aber mein Vertrauen in die Weisheit der Bürokratie ist unerschütterlich, wenn es um Daten geht. Always remember Churchill: Never trust a statistic unless ….