Diese Woche vertieft Eric Fischer das Thema seines letzte Posts: Welche Benutzergruppe darf wann was wie zu Gesicht bekommen?

Von Eric Fischer, Syndc

Startwerk.ch Startup-Diary.

In der Rubrik Startup-Diary schildern Jungunternehmer wöchentlich, mit welchen praktischen Problemen sie in der vergangenen Woche konfrontiert wurden und welche Lösungsansätze sie gefunden haben.
„Nachdem mein letzter Post, neben den allgemeinen Themen des Timings auch auf die Schwierigkeit der internen Meinungsfindung zu diesem Thema einging, möchte ich diese Woche auf etliche Leserfragen eingehen und die Frage „wer, wann, was und wie“ zu sehen bekommt etwas detaillierter aus unserer Sicht beantworten.

Wie letzte Woche berichtet, haben wir uns entschieden, gerade in der frühen Phase sehr detailliert zu planen, wen wir zu welchem Zeitpunkt in die Alpha. bzw. Beta-Testphase einbinden. Wir haben dabei unterschieden zwischen Personengruppen, die wir zu Testzwecken einbinden müssen und Personen denen wir aus strategischen Gründen zu einem gewissen Zeitpunkt einen Zugang geben möchten.

Aus hoffentlich verständlichen Gründen werde ich nicht auf die strategischen Personen eingehen, sondern darüber berichten wie wir unsere Testgruppen zusammengestellt haben. Wir haben diskutiert, ob wir die Vergabe von Zugängen immer mit einem Geheimhaltungsabkommen, NDA, koppeln sollten, uns letztlich jedoch dagegen entschieden. Wir denken, dass wir den ausgewählten Personen vertrauen können; sollte wirklich irgendjemand etwas kopieren wollen, könnten wir das auch mit einem NDA nicht verhindern.

Beta Gruppen und…

In einer ersten sehr frühen Alpha Phase haben wir einen überschaubaren Kreis von ca. 10 Personen zusammengestellt, zu denen wir einen direkten Kontakt haben und von denen wir das Feedback entsprechend einfordern können. Wir haben bewusst einen Mix aus unterschiedlich versierten Anwendern erzeugt; vom Informatiker, der sich mit Technik und Materie auskennt bis zum Enduser, der sich nur selten im Internet aufhält. Die Personen wurden direkt von uns angesprochen und das Feedback aktiv verfolgt. Mit dieser Gruppe haben wir einzig und allein das Ziel verfolgt, die gröbsten Fehler zu entdecken und zu beseitigen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das Produkt den User anspricht.

In einer zweiten, immer noch sehr frühen Phase haben wir diesen Kreis langsam erweitert und Zugänge an Personen gesandt, mit denen wir über Syndc.com gesprochen haben oder die uns unabhängig davon als interessante Testpersonen erschienen. Auch hier haben wir noch alle Zugänge akribisch dokumentiert. Das konkrete Vorgehen von zwei Usern haben wir überprüft, in dem wir neben ihnen sassen, und beobachteten, wie sie mit der Webseite umgehen. Dabei traten Verhaltensweisen auf, die uns selber nie in den Sinn gekommen wären.

… Kontrollverlust

In einer dritten und letzten Alpha Phase haben wir gerade begonnen Zugänge breiter zu verteilen. Beispielsweise hielten wir vor kurzem (Ende August. Red.) eine Präsentation in Zürich, in deren Anschluss wir 40 Karten mit Zugangscodes verteilt haben. Uns ist bewusst, dass wir mit dem Verteilen von Zugangscodes, die nicht mehr an eine bestimmte Person gekoppelt sind, auch die Kontrolle über den Personenkreis, der einen bestimmten Stand des Projektes sehen darf, abgeben. Dies nehmen wir bewusst in Kauf, da wir für die sehr nahe Zukunft planen den Stealth Mode zu verlassen und der Nutzen des User-Feedbacks uns zum jetzigen Zeitpunkt höher erscheint als das damit verbundene Risiko kopiet zu werden.

Wir planen im Moment noch eine „closed beta“ Phase in der wir eine grössere Liste ausgesuchter Personen einbinden werden, bevor wir uns in einer „public beta“ der breiten Kritik stellen.

Mit der Bereitstellung von offenen Zugängen gibt man automatisch ein Teil der Kontrolle ab. Vor diesem Zeitpunkt lohnt sich eine intensive und akribische Testphase. Ein weiterer Punkt sollte ebenfalls nicht aus den Augen gelassen werden: Jeder Benutzer ist nur genau einmal in der Situation ein Erstnutzer des Produktes zu sein. Das Verhalten von persönlich bekannten Anwendern kann man vielleicht bereits im Voraus abschätzen. Und so lohnt es sich, genau zu überlegen wann die einzige Chance für die Erstbenutzung bei dem kritischen, dem schwer-verständlichen oder bei dem versierten Techniker einzusetzen ist.“