Unternehmerische Antworten auf soziale Fragen: Dieser Idee folgt der SEF-Award und zeichnet zum zweiten Mal Startups aus dem Social Entrepreneurship aus.

Für Social Entrepreneurship gibt es hierzuland seit vergangenem Jahr einen neuen Preis, gestern wurde er zum zweitem Mal vergeben. Bilanz: 56 eingereichte Projekte (acht mehr als 2011), von denen 26 vor einer Fachjury präsentieren durften. Die vier Preisträger wurden nun am SEF-Swiss Award gekürt.

Tri care jobs landete den Hauptpreis, drei Spezialpreise gingen an Attract and Kill, BoxTango und Eaternity. Die Gewinner erhalten je 10’000 Franken Starthilfe. Hier die Startups:

Integration per Job Factory

Tri care jobs, vertreten durch Gründer Beat Fasnacht, will die Integration von arbeitslosen Jugendlichen fördern. Gesundheitliche, schulische oder psychosoziale Probleme sorgen oft dafür, dass Jugendlichen eine Lehrstelle und damit ein Einstieg ins Berufsleben verwehrt bleibt. Gleichzeitig bleiben jährlich viele Stellen unbesetzt. Mit rund 3,5 Prozent oder 20’000 jungen Menschen ohne Arbeit liegt die Jugendarbeitslosigkeit in der Schweiz im internationalen Vergleich zwar recht tief. Abhilfe tut trotzdem Not.

Hier ist das Projekt dabei, in Zusammenarbeit mit den Kantonen ein Betreuungs- und Vermittlungsangebot aufzubauen, mit dem in sogenannten Ateliers Praktikumsstellen angeboten werden.

Eine Falle für Blutsauger

Attract and Kill – was sich gefährlich anhört, ist ein Projekt, das ein Alltagsrisiko senken soll: nämlich das eines Zeckenbisses. Dies aus dem Grund, dass Zecken Krankheitserreger übertragen können.

Das Problem will dieses Startup an der Wurzel packen: Mit einer neu ausgetüftelten Zeckenfalle soll die Population der Blutsauger reduziert werden. Die von Thomas Hufschmid konzipierte Falle soll dereinst via kommerzielle Verteiler und in der Direktvermarktung angeboten werden. Sie soll biologisch abbaubar sein, so dass das Gerät problemlos in der Natur aufgestellt werden kann. Zurzeit ist das Team noch dabei, einen wirksamen Lockstoff zu entwickeln, der die Zecken zuverlässig in die Falle gehen lässt.

Container mobil machen

Zwei Jahrzehnte nach Annahme der Alpeninitiative, die das Ziel «von der Strasse auf die Schiene» in der Verfassung verankert hat, ist die Verlagerung des Güterverkehrs weit vom Ziel entfernt. Nur zwei Drittel des alpenquerenden Güterverkehrs gehen per Bahn, Tendenz rückläufig. In den Nachbarländern ist der Anteil der Schiene am Gütertransport noch massiv kleiner.

BoxTango will hier nicht politisch, sondern technisch Fortschritte provozieren. Eine neue Umschlagtechnik, die bisher erst auf dem Reissbrett besteht, soll den Containerverlad einfacher und damit wirtschaftlicher gestalten. Das Umladen der Frachtcontainer vom Last- auf den Bahnwagon möchte Gründer Martin Burkhardt damit künftig ohne zusätzliche Maschinen möglich machen. Die nötige Vorrichtung befindet sich auf dem LKW und verschiebt die Fracht waagerecht auf einen Güterwagon.

Einmal etabliert, soll das System damit den umweltschonenden Schienentranport fördern. Ein mutiges Projekt, ist doch das weitere Schicksal der Güterverlagerung weitgehend vom politischen Willen abhängig.

Grüner essen via Webapp

Eaternity hat sich bereits Anfang 2012 den ersten Platz beim WWF Fellowship Wettbewerb am Hub Zürich geholt. Das von Manuel Klarmann initiierte Projekte möchte klimafreundliches Essen popularisieren. Will heissen: Essen, dessen Herstellung möglichst wenig Treibhausgase produziert.

Eaternity kocht oder liefert aber nicht selbst, sondern betreibt Customer Education. Dazu will man Informationen zur Klimabilanz von Lebensmitteln und eine Datenbank mit Hintergrundinfos bereitstellen. Geplant ist auch eine Webapp mit CO2-Rechner. So soll es für den Einzelnen einfacher werden, seinen ökologischen Fussabdruck beim Essen im Auge zu behalten und seine Gewohnheiten zu ändern. Um schnell Resultate zu haben, richtet sich Eaternity an Personalkantinen als erste Adressaten. Bei ihnen wollen die Gründer vorstellig werden, unter anderem mit Menuvorschlägen, die auf Saisonalität und Regionalität fokussieren.

SEF-Swiss ist eine Stiftung, die unternehmerische Projekte mit sozialem Hintergrund fördert. Dazu bietet sie das SEF Professional Program an, ein Coaching, das Grundlagen in Businessfragen vermittelt.