Das Dietiker Unternehmen Optotune hat sich als Pionier einen Namen in der adaptiven Optik gemacht und bietet eine Reihe von optischen Geräten an. Das „Startup“ behauptet sich nun schon sechs Jahre auf dem Markt – Gründer Mark Blum sagt im 9-Fragen-Interview: „Unsere Technologie funktioniert, die Märkte sind real und die Produktion läuft“. Wie sein Fazit nach den Jahren als Unternehmensgründer ist, erzählt er im Interview.

Mark Blum with lens (2832x4256)Wie lautet dein Fazit nach sechs Jahren Optotune?

Optotune ist zu einem anerkannten Namen im Bereich „tunable optics“ geworden und wir dürfen viele namhafte Firmen zu unseren Kunden zählen. Unsere Technologie funktioniert, die Märkte sind real und die Produktion läuft. Nun geht es darum unsere Produkte an die jeweiligen Marktbedürfnisse anzupassen und die Produktverkäufe zu skalieren. Mit momentan 33 Mitarbeitenden sind wir zu einem tatkräftigen interdisziplinären Team gewachsen, das eine solide Basis für die zukünftige Entwicklung bildet. 

Welche Ziele habt ihr euch für 2014 gesetzt?

Detaillierte Umsatzzahlen möchte ich nicht nennen. Aber es geht insbesondere darum, die Produktumsätze zu erhöhen. Das bedeutet, die Anzahl der Key Accounts zu erhöhen und neue Märkte anzugehen. Zudem werden wir unsere Produktionskapazitäten ausbauen, den Yield verbessern und neue Produkte entwickeln, die spezifischen Bedürfnissen einzelner Märkte entsprechen.


Wie ist die Entwicklung des Unternehmens in den letzten Jahren voran geschreitet?

Alle unsere Kennzahlen (Mitarbeiter, Umsätze, Lieferungen, Patente) sind stetig gewachsen. Wir sind also auf gutem Wege. Klar wünschte man sich manchmal, die Dinge würden schneller voran kommen. Optotune hat eine neue Grundlagentechnologie entwickelt. Diese hat Zeit gebraucht hat, bis sie marktreif war. Wir liefern kritische Komponenten in oftmals konservative industrielle und medizinische B2B Anwendungen. Da ist es normal, dass Kunden Zeit brauchen, um unsere Komponenten zu integrieren, ihre Produktion hochzufahren und die neuen Produkte zu vermarkten. Wenn man aber diese Eintrittsbarrieren überwunden hat, darf man sich andererseits auf stetige Umsätze freuen, die sich über Jahrzehnte erstrecken können.

Welche Herausforderungen stehen noch an? Gab es Rückfälle in den sechs Jahren?

Die grösste Herausforderung ist, Produkte zu liefern die in ihren Spezifikationen genau dem entsprechen, was die einzelnen Märkte brauchen. Wir haben seit dem Eintritt viel gelernt. Aber damit sich die Produkte „von alleine verkaufen“ müssen sie zu hundert Prozent Anforderungen entsprechen – und auch preislich attraktiv sein. Schwere Rückfälle hatten wir zum Glück keine. Allerdings haben wir uns auch schon bei gewissen Produkten verschätzt. z.B. waren wir von der starken Preissensitivität im Beleuchtungsmarkt überrascht.

Wie verlief das Gründungsjahr damals?

Gestartet sind wir an der EMPA als erste Firma im Inkubator des glaTec. An erster Stelle stand der Businessplan, mit dem wir dank wir einige Wettbewerbe gewinnen konnten  wie beispielsweise. Venture Kick. Diese Gelder haben uns im Gründungsjahr unterstützt und ermöglicht rasch gute Prototypen zu bauen. Das hat die Suche nach grösserem Kapital stark vereinfacht. Zudem habe ich die Kicker’s Camps geschätzt, um am Businessplan zu feilen und mich mit anderen auszutauschen.

Welche Tipps und Tricks hast du für Startups und Jungunternehmer?

Geht raus und sprecht früh mit den Kunden. Es ist absolut essentiell zu verstehen die Märkte funktionieren und was sie brauchen. Sonst riskiert man Produkte zu entwickeln, die schlussendlich niemand braucht. Manchmal sind die Kunden sogar so begeistert, dass sie die Entwicklungskosten übernehmen!

In welchen Anwendungen werden eure Komponenten eingesetzt?

Ein paar schöne Beispiele sind: Dentalkamera, Barcodelesegeräte oder Gesichtsfeldmessgeräte in der Ophthalmologie. Viele Kundennamen darf ich leider aus Vertraulichkeitsgründen noch nicht bekanntgeben.

Überlegt ihr euch, eure Produktion auszulagern?

Die Produktion befindet sich im Moment noch zu hundert Prozent in Dietikon. Das ist für hochmargige Märkte in Ordnung ist. Aber in gewissen Märkten herrscht ein starker Kostendruck. Das könnte uns zur Automatisierung und/oder Auslagerung zwingen. Wir haben schon einen Produktionspartner in der Slowakei gefunden, der gewisse einfache Subkomponenten in diesem Jahr übernehmen wird und in etwa einem Jahr vielleicht schon die Gesamtproduktion gewisser Produkte.

Bezeichnet ihr euch selbst überhaupt noch als Startup?

Intern sehen wir uns durchaus noch als Startup, allerdings „later stage“. „Seed stage“ ging bei uns etwa zwei Jahre, „early stage“ nochmals drei Jahre. Von dem her denke ich ist diese Entwicklung ganz normal. Es freut uns, dass wir die ersten zwei kritischen Phasen gut überstanden haben. Richtig stolz sind wir aber erst, wenn Optotune schön skaliert („expansion stage“). Wir haben das Startup Image sehr schnell abgelegt. Kunden sind zwar interessiert an neuster Technologie, möchten allerdings dann von einem zuverlässigen Hersteller mit langjähriger Erfahrung beliefert werden. Entsprechend haben wir rasch erfahrene Personen in Schlüsselpositionen eingestellt, und im letzten Jahr viel in Qualitätsmanagement investiert. Wichtig ist aber dabei die Kreativität und Freude an der Arbeit beizubehalten. In dem Sinn hoffe ich, dass wir immer ein wenig „Startup“ bleiben werden.