Die Cyber-Attacken auf Computer der deutschen Bundeskanzlerin und des US-Aussenministers sorgten in den letzten Wochen für Schlagzeilen. Eine innovative Software-Entwicklung von dem Startup xorlab könnte bald Angriffe von Cyber-Kriminellen und Geheimdiensten effektiver verhindern. Die Idee überzeugte kürzlich die Venture Kick Jury.

Xorlab000©TinaSturzenegger

Antonio Barresi arbeitete mehrere Jahre in der IT Branche und beschäftigte sich schon als Jugendlicher mit Computer-Sicherheit. Er erkannte sehr früh, dass der Schutz gegenüber Cyber-Attacken erhöht werden muss. «Das Problem ist aktueller denn je», sagt er. Und wie wollen sie das Problem lösen? «Wir detektieren Dateien, die unbekannte Software-Schwachstellen ausnützen», sagt Barresi. «Nehmen wir das klassische Beispiel: Der User erhält eine E-Mail mit einer Datei angehängt. Diese könnte einen schädlichen Anhang beinhalten. Unsere Software scannt diese Dateien und detektiert, ob sie bösartig sind oder nicht.» Das Produkt sei letztendlich eine Hardware-Appliance, die man ins Netzwerk des Kunden integriert. «In dieser Appliance werden die Dateien mit unserer Software gescannt», sagt Barresi.

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Das Firmenlogo gibt es länger als die Firma, denn diese wurde erst kürzlich am 23. Juli 2015 gegründet.

Es sei zwar kein neues Business-Modell, aber das Potenzial ist längst nicht ausgenutzt: «Unser Produkt sucht nicht nach bösartigem Verhalten oder Mustern in den Dateien. Es gibt konventionelle Lösungen, die das machen. Diese sind einfach zu umgehen.» Der Angreifer passe das Verhalten oder die Datei an, so dass es die Erkennungsmuster umgeht. «In unserem Fall kann dies vom Angreifer nicht gemacht werden», sagt er. «Neben Dateien wie PDFs, Word, Excel Dokumenten usw., scannen wir auch Webseiten und schauen, ob diese versuchen einen Besucher anzugreifen.» xorlab schützt gegen sogenannte «Client-Side Attacks, Spear Phishing, Watering Hole, Drive-By Infections». «Das sind die Angriffe, die wir verhindern. Dies ist üblicherweise der erste Schritt, um ein Unternehmen anzugreifen, wobei diese Techniken vor allem von sehr ausgeklügelten Angreifern verwendet werden», sagt er.

Dank Venture Kick den nächsten Schritt gewagt
Auf Papier betrachtet ist die Firma blutjung, denn sie wurde am 23. Juli 2015 gegründet, aber die Idee geisterte schon ein Weilchen umher. Nachdem sie ausgearbeitet wurde, benötigte das Startup Geld, um sie voranzutreiben. «Ein Bekannter aus unserem Umfeld glaubte daran und investierte in unser Projekt», sagt Barresi. Daraufhin nahmen sie zunächst an Workshops und Wettbewerben teil, um sich ein breites Wissen über die Startup-Szene anzueignen. Beispielsweise machten sie bei dem Businessplan-Wettbewerb venture.ch mit und schafften es bis in die Top 10.

Barresi sagt: «Wir haben dadurch einiges gelernt. Aber nicht so viel, wie bei Venture Kick.» Vor allem zwei Sachen schätzte er am Programm besonders. Erstens seien die direkten Rückmeldungen der Coaches in den Kickers Camps sehr lehrreich gewesen. Zweitens verspürte man einen gewissen Druck. «Wir waren gezwungen, den nächsten Schritt zu wagen und für die Veranstaltungen bereit zu sein. Schliesslich werden von der Venture Kick Jury konkrete Achievements verlangt. Spätestens dann sollte man alles in die Waagschale werfen», sagt Barresi.

Dieses Vorhaben ist gelungen, denn xorlab hat die ersten zwei Runden und 30‘000 Franken gewonnen und steht nun im Venture Kick Finale, wo weitere 100‘000 Franken zu holen sind. Barresi hofft natürlich, auch die letzte Runde zu gewinnen. «Es wäre klar hilfreich, denn wir haben bereits zwei Pilotkunden für nächstes Jahr – einen dritten und letzten Slot haben wir noch frei. Jetzt muss nur noch das Produkt fertig entwickelt werden.» Da käme ein Sieg bei dem prestigeträchtigen Venture Kick Programm gelegen.