Kunden vom Walliser Startup MyAirSeat können einzelne Sitzplätze buchen und die Kosten mit anderen Passagieren teilen. Ausserdem bietet das Unternehmen kommerziellen Flugunternehmen eine Plattform, um freien Sitze  zu vermarkten. Wir haben uns mit CEO Alexander Burger über seine Firma, über die Teilnahme bei der Förderinitiative Venture Kick und über den Internationalisierungsprozess gesprochen

alexander burger - myairseat

Alexander, stell dich kurz vor und erzähl uns, was du gemacht hast, bevor MyAirSeat gegründet wurde.
Ich habe letzten Sommer den Bachelor in Aviatik am Technikum an der ZHAW in Winterthur abgeschlossen. Neben dem Studium fliege ich seit bald 4 Jahren bei der Air Zermatt als Helikopterpilot und bin zusätzlich noch Compliance Verantwortlicher der Flugoperation. In den letzten beiden Jahren absolvierte ich diverse Praktika in der Luftfahrtbranche unter anderem ein 3-monatiges Praktikum bei Lufthansa Consulting in Frankfurt. Letzteres hat meine betriebswirtschaftliche Neugierde geweckt.

Wie kam es zur Gründung?
Aus unserer persönlichen Erfahrung als Helikopterpiloten – Mitgründer Thomas Pfammatter ist ebenfalls Helikopterpilot bei der Air Zermatt – erfuhren wir, wie Flüge nicht durchgeführt werden konnten, weil es beispielsweise ein Paar gab, welches einen Rundflug durchführen wollte, das jedoch alleine den ganzen Heli hätten bezahlen müssen. Das können sich die wenigsten leisten. Somit dachten wir an ein Tool, mit welchem Gruppierungen vorgenommen werden könnten und man es so allen ermöglichen könnte, den Traum vom Flugerlebnis zu verwirklichen. Weiter fliegen täglich noch viele unbesetzte Sitze in der kommerziellen Luftfahrt herum. Diese wollen wir besser auslasten. MyAirSeat dient dazu als Plattform, um diese freien Sitzkapazitäten an die potentiellen Passagiere zu bringen. Zusätzlich können solche Flüge in Helikoptern, Kleinflugzeugen und Jets noch nicht einfach per App gebucht werden. Deshalb ist MyAirSeat zugleich auch in Buchungssystem für diese Firmen. Unser Team besteht momentan aus uns zwei Gründern, einen Partner und zwei externen Programmierern.

Was waren die ersten Meilensteine der Firmengeschichte?
Den «proof of concept» zu erlangen, sowie die ersten potentiellen Kunden an Bord zu holen. MyAirSeat existierte erst auf dem Papier und wir konnten mit dem Konzept fünf Firmen in der Schweiz und Österreich überzeugen. Weiter haben wir bereits die erste Buchung über die Plattform erhalten, nachdem die Plattform gerade mal zwei Wochen online war. Dies war ein erstes Indiz, dass die Bereitschaft, Flüge über eine solche App zu buchen, bei den Kunden vorhanden ist.

Wie ist die Zusammenarbeit mit den Flugunternehmen?
Sie sind sehr interessiert daran. Im Schnitt erhalten wir pro Woche eineinhalb Anfragen über unser Kontaktformular der Website von Flugunternehmen, welche gerne mehr Informationen zum System hätten. Während den Gesprächen erhalten wir dann auch wertvolle Inputs der Unternehmen, welche wir in die Weiterentwicklung direkt versuchen zu integrieren.

Ihr habt vor Kurzem bei dem Venture Kick Programm teilgenommen. Welche Erfahrungen hast du dort sammeln können?
Die Coaches Jordi Montserrat und Beat Schillig holen einen definitiv auf den Boden der Realität zurück, denn sie machen einen super Job und hinterfragen jedes noch so kleine Detail – sei es auf einer Folie oder Gesprochenes während des Pitches. Sie bringen konstruktive Kritik an und unterstützen bei der Lösungssuche. Genau das bringt ein Startup-Projekt weiter. Ich erinnere mich noch an den Satz von Jordi: «I will wake up when it comes to business», während der Einleitung eines Pitches im Kickers Camps. Er sagte, was wohl viele Leute nur denken würden, aber brachte es ziemlich auf den Punkt: Potentiellen Kunden wollen nicht gelangweilt werden. Kurz, knapp und prägnant die Sache auf den Punkt bringen, dies lernt man bei den beiden sehr gut! Ich kann Venture Kick nur empfehlen.

MyAirSeat hat in der ersten Runde 10’000 CHF gewonnen. Wie fühlt sich das an?
Natürlich sehr positiv. Man erhält ein erstes Feedback über die Idee und einem selber als Jungunternehmer. Weiter werden kritische Fragen gestellt, was ich begrüsse, denn schliesslich bringen einem die kritischen Fragen weiter.

Was nimmst du aus diesen Trainings mit?
Spätestens nach der dritten Folie muss der Zuschauer wissen, was wir als Startup, wem zu welchem Preis verkaufen! (lacht) Darüber hinaus habe ich gelernt, wie man gute Präsentationen für Pitches erstellt. Und wohl das Wichtigste: auch sich selber immer zu hinterfragen!

Wollt ihr mit eurem Produkt international gehen?
Absolut. Wir sind in der Schweiz gestartet, weil wir hier die Leute kannten. Eine solche Plattform muss jedoch global aufgezogen werden. Der Markt Schweiz wäre zu klein.

Wie sehen eure nächsten Schritte aus?
Wir sind gerade daran über die Schweizer Landesgrenzen hinaus zu expandieren und weitere Flugunternehmen zu akquirieren. Zusätzlich suchen wir nach einem jungen, ambitionierten Programmierer als Erweiterung für unser Team, welcher dann auch die Zusammenarbeit mit den externen IT-Partnern managt.