Flurin Müller hat sein Unternehmen BuddyBroker zusammen mit Patrick Mollet 2013 gegründet. Mitte April wurde die Zürcher Firma und ihr Produkt eqipia von der XING AG gekauft. eqipia ist das führende intelligente und automatisierte Mitarbeiterempfehlungs-Programm in der Schweiz. Wir haben uns mit Müller über den Deal unterhalten.

Buddybroker Flurin Müller TinaSturzenegger

Flruin Müller zum Deal: «Unser Produkt eqipia wird in einem nächsten Schritt fest im Produktportfolio von XING verankert.» Bild: Tina Sturzenegger.

Flurin, bevor wir uns über BuddyBroker  unterhalten, stell dich kurz unseren Lesern vor.
Ich habe an der HSLU in Luzern Wirtschaftsinformatik studiert. Da habe ich auch als Bachelorarbeit den initialen Business Plan zu BuddyBroker geschrieben. Neben dem Studium arbeitete ich zudem als Freelance Webdesigner, um mein Studium zu finanzieren.

Stell in ein paar Sätzen deine Firma vor. Welches Problem löst ihr?
Mit unserem Produkt eqipia helfen wir Unternehmen dabei, mehr Stellen über Mitarbeiterempfehlungen zu besetzen. Wir digitalisieren und automatisieren diesen bereits existierenden Kanal. Publiziert ein Unternehmen eine Stelle als «Marketing Manager», findet eqipia automatisch die Mitarbeiter im Unternehmen, welche für diesen Job über ein relevantes Netzwerk verfügen (u.a. auf XING) und bittet diese den Job entsprechend weiterzuempfehlen. Mitarbeiter kennen die Kultur und die Ansprüche des eigenen Arbeitgebers am besten und sorgen so für qualifiziertere Bewerber. Auf diese Weise können Unternehmen dieses intern bereits vorhandene Potenzial der eigenen Mitarbeiternetzwerke optimal nutzen.

Du hast bei Venture Kick 2012 wichtige Erfahrungen sammeln können. Wie bist du gefördert worden?
Für mich war es von Beginn an essenziell, echtes und unbeschönigtes Feedback zu erhalten – dies können die Trainer Jordi Montserrat und Beat Schillig sehr gut. Es ist sicherlich hart, wenn das eigene Geschäftsmodell in diesem Ausmass kritisch hinterfragt wird. Dies hat uns aber geholfen Schwachstellen und Herausforderungen frühzeitig zu identifizieren.

Inwiefern haben dich die Trainings als Jungunternehmer weitergebracht?
Venture Kick hat mir in der Anfangsphase geholfen, Etappenziele zu setzen und mich darauf zu fokussieren – quasi Leitplanken für die ersten Schritte als Unternehmer. Viele Aufgaben waren für mich zu diesem Zeitpunkt neu. Die Trainings haben mir Inputs geliefert, wie diese adressiert werden können.

Ihr habt die erste Stage und somit 10‘000 CHF gewonnen. War es der erste Preis für euch?
Der Gewinn von Venture Kick Stage I war eine erste Mini-Bestätigung, dass das Geschäftsmodell auch von einer kritischen Audienz (Jury) verstanden wird. Für mich war es damals das erste wirkliche Erfolgserlebnis als Unternehmer und hat mich unter anderem dazu ermutigt, das Vorhaben weiter zu treiben.

flurin müller - buddybroker

Müller kann es sich gut vorstellen Serial Entrepreneur zu werden. Bild: zvg.

Im Sommer 2014 kam der Zusammenschluss mit eqipia. Wie kam es dazu?
Zu Beginn von BuddyBroker taten wir uns schwer damit, ein kommerziell erfolgreiches Geschäftsmodel zu etablieren. Das damalige Geschäftsmodell war zwar in der Theorie stimmig, in der Praxis aber nicht überzeugend. Bei Eqipia sah die Situation relativ ähnlich aus. Als ich mich Anfang 2014 mit Patrick Mollet (mein jetziger Geschäftspartner & Gründer von eqipia) zusammensetzte, wurde uns schnell klar, dass wir uns perfekt ergänzen. Gemeinsam haben wir dann ein neues Geschäftsmodel ausgearbeitet, quasi ein Best-of von beiden Welten.

Im letzten Jahr warst du im Rahmen der venture leaders Reise in den Staaten dabei. Wie war die Reise? Und was hast du dort erlebt?
venture leaders in Boston & New York war vor allem für mich persönlich bereichernd. Der stetige Austausch mit den anderen Teilnehmern hat viele neue Ideen für das eigene Geschäftsmodell beigesteuert. Zusätzlich war das Eintauchen in die Startup-Szene von New York wirklich inspirierend und erfrischend. So haben wir Investoren getroffen, Co-Working Spaces begutachtet oder die Büros von Uber, Foursquare und Artsy besucht.

Bald steht die Reise wieder an. Was empfiehlst du den neuen Gewinnern? Worauf müssen sie sich achten?
Es lohnt sich, die Reise im Vorfeld zu planen und interessante Geschäftspartner frühzeitig zu identifizieren. Vor Ort noch kurzfristig Meetings zu organisieren wird sehr hektisch. Abgesehen davon können sich die Teilnehmer auf eine aufregende und gut organisierte Reise freuen.

Vor Kurzem habt ihr verlauten lassen, dass BuddyBroker von XING gekauft wurde. Wie kam es dazu?
XING erkannte das Potenzial von digitalen Mitarbeiterempfehlungen schon seit längerer Zeit und bietet mit ihrem sozialen Netzwerk die ideale Grundlage, für dieses Geschäftsmodel. Nach ersten Gesprächen wurde schnell klar, dass wir sowohl hinsichtlich des Produkts als auch als Team gut matchen. Im Endeffekt war es für beide Parteien ein stimmiger Deal mit viel Synergiepotenzial, welcher uns ermöglicht, eqipia nachhaltig im DACH-Raum zu etablieren.

Was bedeutet das für BuddyBroker?
Unser Produkt eqipia wird in einem nächsten Schritt fest im Produktportfolio von XING verankert. Die damit zusammenhängende Produktmigration verantworte ich. Für mich ist dies eine willkommene und lehrreiche Herausforderung.

Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Derzeit gilt mein gesamter Fokus der erfolgreichen Integration von eqipia in XING. Weitere Zukunftspläne werden zu einem späteren Zeitpunkt geschmiedet.

Kannst du dir vorstellen nun Serial Entrepreneur zu werden?
Das kann ich mir gut vorstellen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das aber kein Thema.

Betrifft die neue Steuersituation in Zürich (#StartupSteuer) eure Firma?
Mit den steuerlichen Konsequenzen haben wir uns bisher noch nicht im Detail auseinandergesetzt – die entsprechende Einschätzung des Steueramtes steht noch aus. Es ist aber sicher im Interesse aller Startups, dass die momentane Steuerpraxis im Kanton Zürich wieder auf den Status vor 2012 zurückgeht. Wir wären sonst wohl tatsächlich gezwungen gewesen, den Sitz von BuddyBroker zu verlegen.

Business Angel Roland Zeller kämpft ja an vorderster Front bei diesem Thema. Wie hat er auf den Verkauf reagiert?
Roland Zeller war natürlich sehr happy über den Exit – schliesslich hat er als einer der Business-Angels, die uns seit der Gründung begleitet haben, neben Kapital auch viel Energie und Emotionen in BuddyBroker investiert. Umso schöner, wenn die Story dann für alle Beteiligten gut ausgeht.

Vor der venture leaders Reise veröffentliche venturelab ein Portrait-Video mit Flurin Müller: