Nathalie Manac’h, Gründerin von Nat Coffee und ehemalige Diplomatin in Westafrika, über ihr Unternehmen und wie aus ihrer Leidenschaft zu Kaffee und Myanmar ein Startup entstand.

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Nathalie, bevor wir uns über Nat Coffee unterhalten, stell dich kurz unseren Lesern vor. Was hast du studiert und gemacht, bevor du deine Firma gegründet hast?
Ich wurde in Frankreich geboren und wuchs in der Schweiz auf. Mein Bachelor of Arts erhielt ich in Osteuropäische Studien an der Universität Basel, mit Spezialisierung in Russischer Literatur. Nach dem Master-Abschluss am Europäischen Institut in Genf wechselte ich in den diplomatischen Dienst. Die erste Mission führte mich nach Westafrika (Ghana/Togo/Benin). Nach einem weiteren Posten beim Aussenministerium in Bern verliess ich die Diplomatie, um mich ganz dem Kaffee, meiner Leidenschaft, zu widmen. In der Handelsabteilung von Volcafe in Winterthur lernte ich von der Pike auf den Kaffeehandel kennen und entwickelte ein Gespür, was die Qualitätskriterien von gutem Kaffee ausmachen. Nach einer Kaffee-Entdeckungsreise in Myanmar in 2015 beschloss ich selber unternehmerisch tätig zu werden. Es entstanden Prisma Coffee Ltd in London (Rohkaffee) und Nat Coffee GmbH (gerösteter Kaffee) mit Sitz in der Schweiz.

Stell in ein paar Sätzen Nat Coffee vor.
Nat Coffee ist das erste Startup, welches Spezialitätenkaffee aus Myanmar in die Schweiz importiert. Unser Kaffee wird in Partnerschaft mit dem artisanalen Röster Boréal in Genf geröstet und kann ab dem 11. Januar über Kickstarter bestellt werden. Mit der Aufhebung der internationalen Sanktionen im vergangenen Jahr wurde es möglich, Kaffee aus Myanmar zu importieren. Rund 80% des Myanmar Kaffee’s ist Arabica. Dieser wird hauptsächlich in den folgenden drei Regionen angebaut: Shan State, Chin State, und Mandalay. Ywar Ngan (Shan State) ist die Wiege für Spezialitäten-Kaffee. Bis jetzt exportiert Myanmar erst wenig qualitativ hochwertigen Kaffee.

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Nathalie Manac’h, Gründerin von Nat Coffee.

Wie bist du darauf gekommen, das zu machen?
Nach meiner Myanmar-Reise musste ich nicht zweimal überlegen, ob ich dieses kalkulierte Abenteuer eingehen möchte oder nicht. Der Kaffee schmeckt hervorragend und beflügelt durch unverhüllte, blumige Noten. Das Potenzial für hochqualitativen Kaffee ist wegen des von Chemikalien unbelasteten Bodens riesig. Südostasien. Insbesondere Myanmar, wirkten durch den spürbaren Hunger auf Zukunft wie ein Magnet auf mich, der mich bis heute nicht loslässt. So habe ich letztes Jahr auch beschlossen, während fünf Monaten (Erntemonate) in Myanmar zu leben, wo ich derzeit arbeite, die Sprache und Kultur erlerne. Ich würde mal behaupten, dass es kein spannender Arbeitsort in der Welt gibt.

Wie sieht es mit der Konkurrenz aus?
Für unser Startup-Unternehmen nehme ich es mit der Konkurrenz eher gelassen und freue mich, zu sehen, dass die Kaffeeindustrie allmählich auch Geschmack an asiatischen Kaffees, namentlich auch Myanmar-Kaffee, entwickelt.

Ihr startet eine Kickstarter-Kampagne. Erzähl uns mehr darüber.
Wir haben eine aufregende Kickstarter-Kampagne gestartet. Sie widmet sich voll und ganz dem neuen Myanmar-Kaffee. Zwei Wochen nach der Lancierung unserer super motivierten Kaffeekooperative „Chin Litaï“ wollen wir alles geben, damit die Kooperative schon während dieser Ernte Kaffee produzieren kann. Die Kaffeeernte in Myanmar hat soeben begonnen. Nebst himmlischem Kaffee gibt es viele weitere attraktive Goodies.

Myanmar ist eines der ärmsten Länder in Südost-Asien. Wieso ausgerechnet dort?
Als blühenden Hochkultur und zugleich auch Wachstumsmarkt ist das Land aber hochinteressant. Das Business-Klima wird zunehmend entspannter. Eine jüngst erschienene Umfrage von Roland Berger hat ergeben, dass 73% der befragten ausländischen Unternehmen in Myanmar mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung für die nächsten kommenden 12 Monate rechnen. Auch Nat Coffee sieht der nahen Zukunft positiv entgegen.

Um dein Wissen als Unternehmerin zu vergrössern, hast du diverse IFJ Anlässe besucht. Was hast du dort gelernt?
Meine Erfahrung mit IFJ ist sehr positiv. Gleich zu Beginn meiner Geschäftsidee nahm ich an einer rund zweistündigen Abendveranstaltung zum Thema “Erstellen eines Businessplans” teil. Während 90 Minuten hat uns ein junger und motivierter Berater vom PWC mittels praktischem Leitfaden durch den Abend geführt.

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Nathalie Manac’h lebt während den Erntemonaten in Myanmar.

Wie haben diese dir geholfen, um die Firma voranzutreiben?
Gerne möchte ich hier eine kurze Anekdote teilen: An der besagten Veranstaltung reichte die Zeit leider nicht mehr aus für meine Frage. So machte sich der Veranstalter eine Notiz. Eine Woche später meldete er sich bei mir persönlich telefonisch zurück und nahm sich gut 30 Minuten Zeit, um auf mein Problem am Geschäftsmodell einzugehen. Auch später hat mir das IFJ während des Gründungsprozess bei Fragen zur Vorgehensweise der Gründung geholfen. Darüber hinaus wurde ich eine regelmässige Leserin von Startwerk, welches mich immer auf den letzten Stand der Schweizer Startup Szene bringt.

Seid ihr auf Investoren-Suche?
Wie es die Russen sagen, werden wir versuchen, beim Kaffeeprojekt in Chin State eine “leichte Hand” zu haben, damit die Pionierarbeit Früchte tragen wird. Wir hoffen natürlich sehr, dass die Kickstarter-Kampagne ein grosser Erfolg wird und wir werden, sollten sich interessante und günstige Opportunitäten ergeben, eine offene Haltung gegenüber Investoren einnehmen.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Ende Januar werde ich mit frisch geernteten Kaffee aus Myanmar in die Schweiz zurückfliegen, um diesen am legendären “Coffee Friday Event” im Kaufleuten bei einer öffentlichen Degustation zu präsentieren. Sollte die Kickstarter-Kampagne nach Plan laufen, werde ich zusammen mit meiner Geschäftspartnerin von Prisma Coffee aus London vom 21.- 25. Februar einen 2. Kaffeeworkshop in Chin State organisieren. Im Fokus der Workshops wird nicht nur die Aufbauarbeit der neu lancierten Kaffeekooperative sein, sondern auch die Verarbeitungsprozesse des Kaffees. Wir wünschen uns sehr, dass die 50+ Kaffeeunternehmer und -unternehmerinnen von Chin Litaï bald ihr eigenes Einkommen aus dem geernteten Kaffee erwirtschaften können.