Die Venture Leaders Alumnus und TOP 100 Swiss Startups 2015-2017 haben nach Erhalt einer zweiten Tranche eine Seedfinanzierung von CHF 3,1 Mio. abgeschlossen. Das Unternehmen, das eine neue Klasse biologisch abbaubarer Glykoplymer-Behandlungen für Autoimmunerkrankungen konzipiert, wird den Erlös nutzen, um sein führendes „Antibody-Catch™“-Programm in die Klinik zu bringen. Ruben Herrendorff, CEO und Mitgründer von Polyneuron Pharmaceuticals, teilt seine Begeisterung und beantwortet die Fragen Venturelab.

Was bedeutet das für Ihr Unternehmen und wie haben Sie die Finanzierungsrunde mit Investoren vorbereitet?
Die Finanzierung wurde von der EVA Basel geleitet und umfasste die Zürcher Kantonalbank und private Investoren. Der Erlös wird verwendet, um unser wichtigstes Kapital, PN-1007, in die klinische Entwicklung zur Behandlung der seltenen Nervenerkrankung, der Anti-MAG-Neuropathie und weitere Anwendungen unserer Technologieplattform Antibody-Catch™ voranzutreiben. Diese Technologie ermöglicht das chemische Design von injizierbaren, biologisch abbaubaren Glykopolymeren, um Autoimmunkrankheiten verursachende Autoantikörper zu eliminieren, während das Immunsystem intakt bleibt. Seit der ersten Seed-Finanzierungstranche haben wir mehrere wichtige Meilensteine erreicht, wie z.B. den präklinischen Grundsatznachweis mit PN-1007, den Abschluss eines wichtigen Lizenzvertrages mit der Universität Basel und die Erweiterung des Teams, darunter die Ernennung von Dr. Gerhard Müller zum Chairman und Dr. Michael Wacker zum Chief Business Officer. Wir glauben, dass unser Ansatz zur Behandlung verheerender Autoimmunkrankheiten des Nervensystems, bei denen die pathologische Rolle von Anti-Kohlenhydrat-Autoantikörpern gut etabliert ist, ein großes Potenzial hat und in Kürze die nächste Runde des Fundraising beginnen wird, um wichtige Vermögenswerte zum klinischen Beweis des Prinzips voranzubringen.

Was ist die Antibody-Catch-Plattform und was macht sie einzigartig?
Antibody-Catch™ ist eine von der Polyneuron Pharmaceuticals AG entwickelte Plattformtechnologie zur rationellen Entwicklung von Medikamenten, die krankheitsverursachende Autoantikörper bei Autoimmunerkrankungen binden und eliminieren. Die Wirkstoffkandidaten sind chemisch hergestellte, biologisch abbaubare, hochmolekulare Glycopolymere, die den Autoantikörpern eine Vielzahl von Epitop-Nachahmungen bieten. Nach der Injektion dient das Medikament als Köder für den Autoantikörper, der dann abgesondert und aus dem Körper ausgeschieden wird. Dieser hochspezifische Behandlungsansatz ist grundlegend neu und könnte Behandlungsoptionen für bisher unheilbare Krankheiten ermöglichen. Polyneuron konzentriert sich derzeit auf Autoimmunerkrankungen, die Autoantikörper gegen Kohlenhydratepitope beinhalten.

Was hat Sie dazu inspiriert, zuerst an Autoimmunerkrankungen zu arbeiten und was war Ihr erster großer Durchbruch?
Die Geburtsstunde oder erste Inspiration für die Technologie von Polyneuron war im Wesentlichen in den Jahren 2010 und 2011, als ich im Labor von Prof. Beat Ernst Masterstudent war. Ich arbeitete an möglichen therapeutischen Molekülen zur Behandlung einer Autoimmunerkrankung des Nervensystems (genannt Anti-MAG-Neuropathie). Am Ende dieser Arbeit hatten wir ein interessantes Molekül, aber es mussten noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Nach einigen zusätzlichen Monaten harter Arbeit sprang ich vor Freude ins Labor: Wir hatten ein sehr wirksames Molekül, das das Potenzial hatte, diese Autoimmunerkrankung zu behandeln. Mein Professor und ich wussten, dass es eine wichtige Entdeckung war. Wir haben früh erkannt, dass der gleiche Ansatz, therapeutische Moleküle zu entwickeln, auch auf andere Autoimmunerkrankungen des Nervensystems und möglicherweise auf viele andere Autoimmunerkrankungen angewendet werden kann. Das verstehen wir unter Technologieplattform.

Im Jahr 2015 haben Sie das Venture Kick Finale im Jahr 2015 gewonnen, was hat Ihnen die Erfahrung gebracht?
Das Venture-Kick-Programm hat uns geholfen, unseren Business Case zu gestalten und zu verfeinern, wodurch wir erste Investoren gewinnen konnten. Der Gewinn des Venture Kick Finales war sicherlich eine wichtige externe Validierung des Business Case und sorgte auch für Medienberichterstattung, beides ist entscheidend für das Fundraising.

Im Jahr 2015 haben Sie auch am Venture-Leader-Programm teilgenommen. Was waren die Highlights und was haben Sie gelernt?
Die Zeit mit den Top 20 Venture Leaders aus der Schweiz in Boston und New York war eine wunderbare Gelegenheit, die sehr gute Erinnerungen weckt. Die Auseinandersetzung mit der pulsierenden US-Start-up-Szene, der Austausch mit den anderen Unternehmern, das Gespräch über individuelle Herausforderungen, die Entwicklung und Gestaltung von Ideen/Konzepten sowie die Motivation und Herausforderung des einen oder anderen, waren nur einige der Merkmale des Programms und trieben alle zum Erfolg an. Ein persönliches Highlight war der Besuch der Bio-Konferenz in Philadelphia mit den anderen Life Sciences Venture Leaders, es war meine erste Partnering-Konferenz. Es war eine aufregende Erfahrung. Auch die Treffen mit US-Investoren aus dem Bereich Life Sciences waren für mich ein Highlight.

Zwischen 2015 und 2017 gehörten Sie zu den 100 besten Schweizer Startups. Was bedeutet diese Anerkennung für Ihr Unternehmen?
Es ist für uns natürlich eine Ehre, als eines der Top 100 High-Tech Startups in der Schweiz anerkannt zu werden.

Quelle: Venturelab