Kurze Fragen, kurze Antworten – jede Woche stellt sich ein Startupper unserer Fragerunde. Diesmal mit der Gründerin einer Startup-Bäckerei.

Edith Meier (Bild: zvg)Edith, was ist die Idee hinter deinem Startup?

Oh! sweetest thing ist eine Startup-Bäckerei, welche auf spielerische Weise Design mit Essbarem verbindet.

Wie bist Du darauf gekommen?

Ich habe schon lange mit der Idee gespielt, ein eigenes Cafe zu eröffnen. Erste konkrete Formen nahm diese Idee erst nach einer Städtereise nach Paris an. Da entdeckte ich eine Bäckerei mit diesen leckeren Cheesecakes und Cupcakes, die zu diesem Zeitpunkt in Zürich nicht oder nur schwierig erhältlich waren. Die Cupcakes reizten mich dabei am meisten, da sie gestalterisch sehr vielfältig sind.

Gab es eine Idee beim Vermarkten, die besonders gut funktioniert hat? 

Ich habe beim Konzept von Oh! sweetest thing zwei meiner Passionen verbunden: Backen und die 50er Jahre. Es stellte sich heraus, dass beides perfekt zusammenpasst. Ganz allgemein würde ich sagen: Konsistenz und Liebe zum Detail. Ich kreiere alles bewusst und konsequent. Dabei muss jeder Aspekt des Geschäftes ins Grundkonzept passen. Das gilt nicht nur fürs Logo und die Produkte, sondern auch für die verwendete Tischdecke, bis zur Präsentation des Ladenkonzeptes in der Firmenuniform. Ich glaube, die Kunden schätzen genau das, wenn sie mit Oh! sweetest thing in Kontakt kommen. Die Erfahrung ist kohärent und abgerundet. So kann ein einmaliger Eindruck entstehen.

Was war die grösste Herausforderung mit der Du zu kämpfen hattest und wie hast Du das Problem gelöst?

Es war nicht ganz einfach, eine Bäckerei zu überzeugen, mich zur Untermiete bei sich aufzunehmen. Ich habe zig Bäckereien in der Stadt angerufen, einige waren regelrecht misstrauisch, und den Satz «Was, Sie haben gar keine Lehre als Bäckerin?» habe ich sehr oft zu hören bekommen. Da hat nur Durchhaltevermögen geholfen. Nach unzähligen Telefonaten konnte ich mir tatsächlich zwei Bäckereien anschauen, und bei einer backe ich nun, wenn ich einen Auftrag erhalte.

Auch als ich mich dazu entschieden habe, den Traum vom eigenen Laden zu realisieren: Natürlich sollte er zahlbar und gut gelegen sein. Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist, weiss wie schwierig das in Zürich ist. Fündig geworden bin ich bei der Genossenschaft Kalkbreite. Ich musste mein Ladenkonzept einer Jury präsentieren und habe tatsächlich die Zusage erhalten. Dass ich die Möglichkeit erhalten habe, mich zu beweisen, ist nicht selbstverständlich.

In welchem Bereich fehlte Dir bei der Gründung am meisten Know-How, wo musstest Du Dir noch zusätzliches Wissen aneignen?

Puh, da gab es so einige: Buchhaltung, Marketing, Ablaufplanung, Self Management. Als Quereinsteigerin habe ich ohne Vorkenntnisse angefangen. Klar, Kuchen backen konnte ich. Aber alles andere musste ich mir aneignen, was nicht immer einfach war. Diese Lücken habe ich mit einem Praktikum bei Crumbs&Doilies in London geschlossen. Es gibt immer noch viel zu lernen. Jede neue Bestellung macht Spass und Angst gleichzeitig. Und mich überkommt immer wieder ein Gefühl, dass meine Arbeit nicht genügt. Dann überlege ich mir aufs Neue, was ich tun muss, damit ich zufrieden bin, lerne neue Techniken und verwirkliche neue Ideen. Dies ist ein sehr positiver und erwünschter Prozess. Ich werde mich wohl nie zurücklehnen und mich mit dem bereits Erreichten zufrieden geben können.

Warum bist du Unternehmerin geworden und was wäre deine Alternative im Berufsleben?

Vor meiner Selbstständigkeit habe ich verschiedene Bürojobs gehabt. Ich habe mich nie bewusst für meine nächsten Schritte entschieden, bin immer von einem ins nächste gerutscht und war nicht glücklich dabei. Bis jetzt ist es der einzige Job, der mich in jeder Hinsicht fordert, und es fühlt sich richtig an. In diesem Sinne gibt es für mich keine Alternative im Angestellten-Berufsleben. Diese Tatsache spornt mich immer wieder aufs Neue an.

Bei welcher Geschäftsidee ärgerst du dich, dass du sie nicht als erste hattest?

Es ist keine Geschäftsidee, aber wenn ich meine Berufung früher endeckt hätte, wünschte ich, ich wäre eine so erfinderische Köchin geworden wie Ferran Adria (Leiter vom elBulli, Spanien). Ich hätte meine Ausbildung eher in diese Richtung gesteuert. Ich bewundere sein Schaffen: er hat sich ganz dem Kreieren von Emotionen verschrieben und auch er fordert diese kindliche, spielerische Seite der Menschen heraus.

Was ist dein Tipp für angehende Gründer?

Mir hilft es immer wieder, mich einfach nur auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, und nicht zuviel zu studieren, sondern vor allem einen Anfang zu machen. Und wie schon in anderen Interviews erwähnt wurde: nicht zuhören, wenn einem gesagt wird, dass etwas nicht geht; dass es zuviel Konkurrenz gibt usw. Es ist wichtig, dass man sich an inspirierenden Leuten orientiert, und ein positives Umfeld kreiert.

Welches Startup sollen wir als nächstes in dieser Rubrik bringen?

Bitforge ist sehr erfolgreich in der Handygames-Industrie, vor allem wenn man bedenkt, dass sich die Schweizer Szene erst langsam etabliert.