Die Schweiz belegt im Global Competitiveness Report des WEF die Spitzenposition. Doch auch das wettbewerbsfähigste Land der Welt kann sich noch verbessern.
In ihrer Onlineausgabe berichtete die NZZ am 8. September über die Verschiebungen im WEF-Ranking (Artikel auf NZZ-Online, WEF-Report). Die Schweiz hat die USA überholt und auch das (vom 5. auf den 3. Rang) aufstrebende Singapur hinter sich lassen können. Die Spitzenposition verdankt das Land seinem effizienten Arbeitsmarkt und der makroökonomischen Stabilität. Gelobt werden auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung.
Die NZZ wäre nicht die NZZ, wenn sie nicht auch pflichtbewusst darauf hin wiese, dass die Schweiz nicht in allen Disziplinen an der Spitze liegt: Als Beispiel wird der relativ tiefe Anteil von Akademikern an der Gesamtbevölkerung genannt.
Wer die Printausgabe vom 9. September aufschlägt, findet ein paar kritische Bemerkungen zum Ranking – online ist der Artikel des Wirtschaftsressortleiters Gerhard Schwarz (G.S.) leider nicht zu finden. „Ein klassisches Beispiel ist die fixe Idee des WEF, je mehr junge Leute eine Universitätsausbildung genössen, umso besser sei das.“
Auch beleuchtet G.S. die vom WEF monierten Schwachpunkte der Schweiz etwas genauer. Dabei dürfte dem Jungunternehmer ins Auge stechen, dass in der Schweiz der Zeitaufwand, um ein Unternehmen zu gründen recht hoch ist; die Schweiz belegt hier nur Platz 60!
Woran liegt das? Sind die administrativen Hürden trotz zahlreicher Institutionen, die den Gründern zur Hand gehen, zu hoch? Oder brauchen Jungunternehmer relativ lange für eine Gründung, weil ihnen das nötige betriebswirtschaftliche Wissen im Studium nicht vermittelt worden ist? In unserem Artikel über Schweizer Jungunternehmer, die im Ausland gründen, kamen die Schweizer Behörden jedenfalls relativ gut weg. Wie also ist diese Placierung zustande gekommen?
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Selbständigkeit in der Schweiz immer noch irgendwie etwas anrüchiges hat. Wieso streben laut GUESSS Studie nach dem Studium nur rund 35% in eine Selbständigkeit. In anderen Ländern ist dieser Wunsch viel Ausgeprägter. Laut GEM sind es in den Niederlanden 85%, in Deutschland 56%.Das liegt wohl kaum an den Behörden sondern eher am gesellschaftlichen Bild des Unternehmers /der Unternehmerin.
http://www.guesssurvey.org/publikation_national.html
http://www.gemconsortium.org/download.asp?fid=849
Und für alle die es sich doch Überlegen: http://www.betriebsgruendung.ch
Die Quelle des WEF, «Doing Business» der Weltbank, gibt Auskunft darüber, wobei für die Schweiz die Gründung einer GmbH bewertet wurde. Viel Zeit in Anspruch nehmen demnach die notarielle Beglaubigung der Statuten und die Eintragung im Handelsregister (sieben und neun Tage). Allerdings kann man in dieser Zeit ja andere Tätigkeiten erledigen …
Bei den Schritten zur Unternehmensgründung ist die Schweiz durchschnittlich, bei den Kosten attraktiv. Vergleichsweise hoch sind hingegen die Anforderungen an das Eigenkapital.
http://www.doingbusiness.org/ExploreTopics/StartingBusiness/Details.aspx?economyid=182
Ich glaube nicht, dass die Zeit, die eine Firmengründung in der Schweiz braucht, der Attraktivität des Standortes gross schadet. Entscheidender sind da die Kosten und schliesslich auch der administrative Aufwand, den eine Firma weiter mit sich bringt. Und wie Martin schon erwähnt hat, schneidet die Schweiz hier nicht schlecht ab.
Aus meinen Gesprächen mit Jungunternehmern (siehe auch den im Artikel verlinkten Text) schliesse ich, dass vor allem die hohen Standortkosten in der Schweiz den Jungunternehmen zu schaffen machen. Insbesondere gut ausgebildete Mitarbeiter, die bereit sind, für einen tiefen Lohn zu arbeiten, sind hier nur schwer zu finden.