Nicolas Berg ist Gründer von acht Startups und hat in 16 investiert, darunter Xing. Wir fragen nach, worauf man bei der Investorensuche achten sollte.
Herr Berg, Sie haben mehrere Unternehmen selbst gegründet, andere finanziert und mit aufgebaut. Bei welchem haben Sie am meisten gelernt und warum?
Aus Fehlern lernt man als Unternehmer wie als Sportler oft mehr als bei Erfolgen, das heisst, ich habe beim Startup-Betreuer Venturix, der 2000 mit zu viel Euphorie und zu hohen Kosten gestartet wurde am meisten gelernt bis zum Scheitern 2001. Bei Erfolgen wie Borsalino oder XING Schweiz habe ich eher eine gute Motivation abgeholt als viel gelernt.
Wenn Sie in ein Startup investieren, inwiefern nehmen Sie Einfluss auf operative Fragen?
Als Verwaltungsratsmitglied und Investor sollte man auf operative Dinge nur Einfluss nehmen in Notfällen, d.h. wenn ein Startup schneller wächst als erwartet oder auf mehr Probleme stösst als erwartet. Ansonsten beschränkt sich die Einflussnahme auf VR-Sitzungen, Strategieworkshops, Coaching, Türöffnerdienste (bei Kunden, Lieferanten, Jobkandidaten oder Investoren) und Support bei der Exitstrategie.
Woher kommt Ihr Deal Flow? Werden Sie gewöhnlich direkt kontaktiert, über RedAlpine oder über Ihr Netzwerk? Was ziehen Sie vor?
Ein Teil des Dealflow resultiert aus pro-aktiven Recherchen, die wir zu bestimmten Themen oder Personen tätigen. Es gelangen darüber hinaus täglich bis zu fünf Anfragen per Email, Telefon und via Social Networks wie Xing an mich oder Redalpine, ob direkt oder via Referenzen aus dem Netzwerk erfahre ich nur, wenn der Gründer die Referenz nennt. Gründer, die uns via unser Netzwerk kontaktieren und dabei eine Person unseres Vertrauens als Türöffner einschalten, erarbeiten sich sicher den Vorteil einer erhöhten Aufmerksamkeit.
Können Sie einen kurzen Überblick geben über Ihre Investmentkriterien?
Eine verständliche, einzigartige und hoch skalierbare Geschäftsidee, ein klares Geschäftsmodell (wer zahlt wem wie viel wofür?) und ein fähiges, ausdauerndes und hoch engagiertes Umsetzungsteam (mindestens zwei). Weitere Kriterien findet man auf unserer Homepage.
Ist es im Moment schwieriger, einen Investor zu finden als noch vor zwei Jahren, sind Investoren vorsichtiger geworden? Es häufen sich ja die Berichte, dass das Venture-Kapital in der Krise stecke.
Klar, auch Investoren unterliegen Stimmungen. Aber rational gesehen ist der Einstiegszeitpunkt für Investoren in schlechten oder mässigen Wirtschaftslagen besser als in Euphoriephasen. Wirklich gute Venture-Investoren investieren auch jetzt, so wie wirklich gute Teams auch jetzt Startups gründen.
Sie haben einmal gesagt, potentielle Investoren – nämlich vermögende Menschen – gebe es eigentlich genug. Einen Investor zu finden sei darum in erster Linie ein Suchproblem. Haben Sie einen Tipp, wie man einen nicht institutionalisierten Investor aufstöbern kann?
Ja, es gibt in der Schweiz rund 200’000 Millionäre, von denen allerdings vom Wissen und von der Risikobereitschaft her bloss etwa 5 Prozent als Angel-Investoren in Frage kommen. Einem wirklich guten Gründer muss man eigentlich diese Recherche- und Detektivaufgabe nicht näher erklären, nur so viel: Business Social Networks und Gespräche mit vielen anderen Gründern sind eine gute Informationsquelle, dafür muss man auch etwas in die Community des Branchensektors eintauchen und deren Events. Und Mitmachen bei Trainings- und Förderprogrammen wie Venturelab und Venture Kick ist eh eine Selbstverständlichkeit.
Können Sie uns drei oft übersehene Deal-Killer nennen, die einem einen Pitch unnötigerweise verhageln können?
Da gibt es viele Möglichkeiten, und Investoren ticken da recht unterschiedlich: Die meisten mögen keine zu hohen Gehälter der Gründer, keine Gründer die selber zu wenig finanzielles Risiko nehmen, keine Unehrlichkeiten oder Inkonsistenzen in den Unterlagen, sowie keine bestehenden Kredite oder frühere Investoren, die mit dem neuen Geld auszuzahlen sind. Weitere solche Dealkiller sind nachzulesen bei Guy Kawasaki von The Art of Start und garage.com.