Seit Dezember sind in Deutschland über zehn Groupon-Klone gestartet oder angekündigt worden. Gibt es auch hierzulande einen Markt?

Groupon vs. eine seiner AdaptionenBei unseren nördlichen Nachbarn groupon-t es sehr. Es ist der grösste Hype der Deutschen Startup-Szene im noch jungen Jahr mit einer dazu passenden Medialisierung. Unter anderem hat Deutsche Startups mehrfach berichtet (Übersicht), Gründerszene ebenso, Ecommerce hat gleich eine Serie draus gemacht und die Kollegen von Netzwertig.com haben sogar schon den ersten dokumentierten Fall von Groupon-Satire angetroffen.
Jetzt fragt sich natürlich, ob das Geschäftsmodell mit den lokalen Rabattaktionen auch für den Schweizer Markt kopierbar ist. Oder handelt es sich um eine kurzzeitige Mode, die die Schweiz links liegen lassen wird?

Kurz zum Prinzip: Die Geschäftsidee von Groupon ist die einer lokalen Einkaufscommunity. Täglich präsentiert ein Anbieter ein Sonderangebot auf der Seite, das in Kraft tritt, wenn eine ausreichende Anzahl Leute den entsprechenden Gutschein erstehen wolllen (siehe auch den Werbespot von Groupon). Per Social Media sollen dabei die Kaufinteressierten selber weitere Kunden auf die Plattform bugsieren, um das Limit zu erreichen. Die Seite erhält dafür laut Mike Butcher von jeder Aktion einen stattlichen Anteil von 30-50%. Vorbild Groupon ist in den Staaten sagenhaft erfolgreich. Nachdem die Gründer Ende 2008 mit einer Million Dollar Seedkapital gestartet sind, haben sie mittlerweile 50 Städte im Angebot und konnten in einer zweiten Finanzierungsrunde vergangenen Herbst weitere 30 Millionen akquirieren. Das Unternehmen beschäftigt bereits über 120 Mitarbeiter.

In Deutschland ging es Anfang Dezember mit Heimatpreis.de in München los, seither folgten ein Dutzend weiterer Akteure in allen grösseren Städten. So viele, dass es sogar schon ein Aggregator-Blog gibt. Das Adaptieren ging dabei bisher immer mit einer grossen Ähnlichkeit vonstatten – bislang traut sich kaum jemand, Design- oder Feature-mässig wirklich neue Wege zu gehen. Der einzige weitergehende Take auf das Gutscheinmodell scheint zurzeit Coupies zu sein, das auf eine Iphone-App setzt.

Mit über zehn Angeboten im direkten Konkurrenzkampf ist eine baldige Aufgabe mehrerer Anbieter wahrscheinlich. Wer den längsten Atem haben wird ist völlig offen, aber sowohl Citydeal wie Dailydeal haben gerade Anschub in Form von Finanzierung erhalten.

Wie unterscheidet sich die Situation in Deutschland nun von der Schweiz? Während Deutschland die Schnäppchenjagd ja quasi erfunden hat, gibt es auch hierzulande sicherlich genug Konsumenten mit einem Faible für Sonderangebote. Allerdings ist – subjektive Einschätzung meinerseits – das Rabattheft-Prinzip in der Schweiz weit weniger ausgeprägt. Der einzige Coupon-Enthusiast  in meinem Bekanntenkreis erntet jeweils Augenrollen, wenn er aufgrund seiner Gutscheinvorräte für eine bestimmte Bar plädiert.

Wichtiger ist da der relative Grössenunterschied. Die rund ein Dutzend fraglichen Städte in Deutschland haben fast alle über eine halbe Million Einwohner, die Mehrzahl deutlich darüber. Eine kleinräumigere Adaption, zum Beispiel für die Stadt Zürich, müsste mit einer schmaleren Zielgruppe auskommen – ein massiver Nachteil, da ja genauso viel Kundenakquise nötig ist um das tägliche Angebot zu stemmen. Zudem ist natürlich das Volumen jeder Aktion tendenziell weniger gross.

Ein Anbieter in der Schweiz würde also kostenmässig schlank daherkommen müssen, eventuell sogar als One-Man-Show. Dann liesse sich aber wahrscheinlich auch für Zürich, Genf und Basel funktionierende Seiten etablieren, natürlich mit einem bedeutend kleineren Marktpotential als in den grösseren deutschen Städten.