Biologische Attraktivität hängt vom Erbgut ab. Voraussage und Vergleich mittels Tests hat das Startup Genepartner als Geschäftsmodell für sich entdeckt.
Das Zürcher Startup Genepartner wertet die Gene von Singles auf Kompatibilität aus. Die Idee: schon auf der Onlinedating-Plattform feststellen können, ob man sich beim persönlichen Treffen „riechen können“ wird. Studien in der Humangenetik vertreten nämlich die Ansicht, dass der unbewusst wahrgenommene Geruch von Menschen ein enscheidender Faktor für gegenseitige Attraktivität ist.
Die chemische Zusammensetzung dieses olfaktorischen Fingerabdrucks hängt ab von der DNS einer Person. Dabei sind besonders die Sequenzen von Interessen, welche die sogenannten HLA-Moleküle kodieren. Diese für die Immunabwehr wichtigen Proteine werden über die Nase wahrgenommen und beinflussen gemäss Genepartner subtil unsere Partnerwahl. Hier kommt das Labor ins Spiel: Anhand einer DNS-Probe können Profile erstellt werden, die biologistisch eingestellte Singles ihrer Kompatibilität online vergleichen lassen. Wer einen Test kauft, erhält ein Kit zur Entnahme einer Speichelprobe, die er einschickt kann, und einen Code zum Login auf der Webseite von Genepartner. Dort lässt sich nach der Analyse das Profil einsehen.
Outsourcing des Laborbetriebs
Joelle Apter und Tamara Brown haben Genepartner im Februar 2008 gegründet. Das Unternehmen ist momentan noch sehr überschaubar, mit drei Stellen, darunter die beiden Gründerinnen. Die Arbeit lässt sich darum mit so wenig Personal stemmen, weil Genepartner die Genanalysen auslagert: Die eingeschickten Proben werden von einer Firma in den USA bearbeitet. Die Resultate der Analyse werden dann nach Zürich retourniert, wo sie per Computer nach einem vom Unternehmen entwickelten Algorithmus ausgewertet und als Onlinevergleich anzeigbar werden.
In der 2006 gegründeten Firma Igenea, die Genanalysen im Hinblick auf Ahnenstammbäume anbietet, haben beide Gründerinnen schon vorher erste Startup-Erfahrung sammeln können, Joelle Apter ist dort auch nach wie vor in beratender Funktion tätig. Gegenwärtig sind die Gründerinnen auf der Suche nach Investoren für Genepartner, um die Dienstleistung bekannter zu machen. Sie ist bisher erst auf einigen Datingplattformen direkt eingebunden.
Marketing via Medienberichte
Genepartners Konzept des Partnermatching via Gentest ist für die meisten eine kontrovers aufgenommene Idee. Ob man dem Gendating etwas abgewinnen kann oder nicht; es handelt sich um ein klassisches Aufregerthema und ist damit für die Medien interessant. Darum kam Genepartner bislang auch ohne Marketing aus, erzählt CEO Joelle Apter. Nach etwas „normaler Medienarbeit“ am Anfang sei die Berichterstattung sehr schnell ein Selbstläufer geworden. Das belegt auch die Vielzahl an archivierten Medienberichten mit Titeln wie „Willst Du mit mit Gen?“ oder „Liebe – alles nur DNA?“ und zeigt, wie dankbar ein solches Thema gerade in den Printmedien aufgenommen wird.
Dass die Berichte im Fall von Genepartner nicht rundum positiv sind, sondern die erwartbare Kritik am „Ende der Romantik“ meistens hineinspielt, ist klar. Trotzdem kann man sich für die Sichtbarkeit seines Unternehmens kaum etwas besseres wünschen als so breite Berichterstattung. Genepartner führt vor, was an Medieninteresse möglich ist wenn ein Unternehmen ein wenig kontrovers aufgestellt scheint.