Ältere Firmengründer sind im Mainstream angekommen – aus gutem Grund.
Wenn von Jungunternehmern die Rede ist, stellen sich die meisten Menschen jemand vor, der kurz nach der Hochschule loszieht und sein eigenes Unternehmen startet. Dabei wird vergessen, dass inzwischen bereits ein Drittel der Neugründungen auf das Konto von Unternehmern 50+ geht. Gründen nach 50 entspricht dem Zeitgeist. Mit aktuellen Daten kann zum Beispiel die Studie Die neuen Selbständigen 2009 der FHNW aufwarten.
Ein Fazit: Startups werden zunehmend von älteren Semestern gegründet. Eine durchschnittliche Gründungsperson ist heute nämlich 45 Jahre alt – vor zehn Jahren waren es noch 42 Jahre. Tendenz steigend.
Das liegt auch an der Demografie – das Durchschnittsalter in der Schweiz nimmt bekanntlich zu. Darum müssten eigentlich, sollte die Altersverteilung bei den Gründern gleich bleiben, mehr ältere Gründer in die Bresche springen. Da das durchschnittliche Alter kontinierlich ansteigt, könnte es sonst in den nächsten Jahren einen Rückgang bei der Zahl neuer Startups geben – der Gesellschaft würden quasi die Jungunternehmer ausgehen.
Starkes Wachstum
Eine Verlagerung gibt es auf jeden Fall bereits. Nehmen wir zum Beispiel die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE) des Bundesamts für Statistik. Schaut man sich die Gruppe der der selbständig Erwerbenden an, so zeigt sich auch hier: Die beiden höchsten Altersgruppen in der Statistik verzeichnen seit den 90er Jahren ein kontinuierliches Wachstum.
Ob mit diesem Trend der Bedarf an Unternehmern fürs kommende Jahrzehnt gedeckt sein wird, lässt sich nicht schlüssig beantworten. Einig ist man sich aber darüber, dass die Zunahme bei den älteren Gründern wichtig ist und weiter gefördert werden sollte. Das älter Werden des Durchschnittsunternehmers ist schliesslich nichts Negatives, haben die über 50-Jährigen doch aufgrund ihrer längjährigen Erfahrung den Neustartern gegenüber oft einiges voraus. Diese schlägt sich übrigens auch in anderen Präferenzen nieder. Eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat einige Unterschiede feststellen können: „Während junge Gründer häufiger Software- und IT-Start-ups gründen, finden sich ältere Gründer eher in der forschungsintensiven Industrie. Ältere Gründer verfügen in der Regel auch über mehr Eigenkapital und wählen Rechtsformen mit beschränkter Haftung wie die GmbH; junge Gründer bevorzugen dagegen kostengünstiger zu gründende Rechtsformen und setzen auf flexible Beschäftigungsmodelle.“
Vorurteile verschwinden
Dass jemand über 50 an einem anderen Punkt seines Lebens steht als ein Hochschulabsolvent ist klar. Dass er darum nicht dieselben Vorstellungen von Arbeit und Lebensgestaltung hat, auch. Einen grundsätzlichen Vorteil für die Firmengründung hat aber keine der Altersgruppen. Die Idee, doch lieber in jungen Jahren grosse Projekte zu starten ist darum auch nur ein Vorurteil. Das sehen auch zunehmend Institutionen wie Banken ein, die früher bei Gründungskrediten eher jüngere Kandidaten bevorzugten. Darum sind es inzwischen vor allem noch mentale Hürden, die für eine Zurückhaltung bei der eigenen Existenzgründung eine Rolle spielen, nicht etwa objektive Nachteile. Das zeigen die Stärken, die ältere Gründer für sich beanspruchen können:
- Planungs- und Führungserfahrung
- Kenntnisse der Branche
- gefestigtes Selbstvertrauen
- realistische Risikoeinschätzung
- Erfahrung, Verantwortung zu tragen
- Kommunikations- und Teamfähigkeit
- vielfältige Kontakte zu potenziellen Kunden
- angespartes Eigenkapital für die Startfinanzierung
Ein Fazit darum ist sicher: Gründen ab 50 ist inzwischen etwas normales, auch wenn die Vorstellung vom typischen Jungunternehmer noch anders geprägt ist.