Andere Werte, Risikobereitschaft und der ausgeprägte Wunsch, den eigenen Weg gehen zu wollen: Das sind laut unsere Umfrage einige der Eigenschaften die Startup-Crews prägen.

Ein Profil des typischen Gründers lässt sich also durchaus ausmachen. Woran liegt es aber, dass viele, die Spass am eigenen Unternehmen und die nötigen Fähigkeiten mitbringen würden, den Schritt in die Selbständigkeit nicht wagen? Unserer Umfrage zufolge gibt es mehrere Gründe. Da ist zum einen der Mangel an Risikobereitschaft, die Sicherheit gegen die Möglichkeit zur eigenen Gestaltung eintauscht.

Zum anderen ist es aber auch das Fehlen positiver Fallbeispiele, die vorführen was man als Unternehmer alles auf die Beine stellen kann. Vor allem bei Letzerem sehen viele Gründer Verbesserungspotential.

Wie lässt sich Unternehmertum fördern?

Carlos Bravo, Gründer Coguan
„Der Unterschied zwischen Gründern und Nicht-Gründern liegt in den unterschiedlichen Werten. Ein Gründer legt grundsätzlich keinen grossen Wert auf Sicherheit, weil er insbesondere die ersten Jahre jeden Tag sich überlegen muss, ob es sein Unternehmen noch geben wird. Ein weiterer Unterschied ist meines Erachtens der Optimismus und die Vorstellungskraft grosse Schwierigkeiten überwinden zu können. Bei zwei Menschen mit ähnlichen Begabungen, wird der derjenige mit wenig Sicherheitsbedürfnis, viel Optimismus und Leidenschaft eher zum Gründer. Ich glaube nicht, dass man viele Massnahmen treffen kann, um dies zu ändern. Man kann zwar ein Umfeld schaffen, welches Unternehmertum fördert, letztlich liegt jedoch viel an der Persönlichkeit des Einzelnen.“

Remo Uherek, Gründer Trigami

„Vielleicht fehlt der Mut. Vielleicht gibt es Zweifel. Vielleicht soll es einfach nicht sein. Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen nicht dazu entscheiden, unternehmerisch aktiv zu werden. Es ist keine einfache Entscheidung und dieser Weg ist sicherlich auch nicht für jeden geeignet. Meine diesbezüglichen Prinzipien sind „Follow your Heart“ und „Just do it!“. Aber nicht jeder soll, kann oder will Unternehmer werden. Dies ist völlig in Ordnung.“

Dominik Grolimund, Gründer Wuala

„Ein Problem in der Schweiz ist sicher die geringe Risikobereitschaft. Erfolgsbeispiele könnten hierbei helfen, um aufzuzeigen, dass es möglich ist, selber etwas zu erreichen.“

Dorian Selz, Gründer Memonic

„Die Angst vor dem Scheitern ist sicher ein zentrales Element. Die Ungewissheit am Anfang einer jeden unternehmerischen Tätigkeit schreckt viele davon ab, den Schritt zu wagen. Unternehmertum ist mit Risiko verbunden. Das lässt sich nicht ändern. Es gibt keine Erfolgs(losen)versicherung. In der eigenen Umgebung und in professionellen Gründungsnetzwerken (KTI, Venturelab, lokale Technoparks) Rat holen, nützt sicher. Sich einfach von all den Ratschlägen nicht beirren lassen und den eigenen Weg gehen.“

Myke Naef, Gründer Doodle

„Zwei der wichtigsten Gründe sind aus meiner Sicht: 1) Fehlende Risikobereitschaft: viele SchweizerInnen (ich inklusive) befassen sich stärker mit den Risiken als mit den Chancen eines Vorhabens. 2) Startups sind keine Option: Die meisten Hochschulabgänger bewerben sich auf Stellen in etablierten Firmen; nur wenigen kommt es überhaupt in den Sinn, dass sie in einem Startup anheuern oder sogar selber eines gründen könnten.

Wie man das ändern kann? Vorbilder schaffen! Die Gründerstimmung wächst mit Startups, die es wagen und erfolgreich werden und auch mit solchen, die scheitern. Eine Unternehmensgründung sollte als attraktive Option für Hochschulabgänger kommuniziert werden. Startups müssen unterstützt und gefördert werden. Glücklicherweise werden alle diese Dinge bereits getan — aber es liegt sicher noch mehr drin.“

Gilles Florey, Gründer Keylemon

„I have been to US and when I tell them my idea I get feedbacks like (that is great what you are doing. That is amazing, I love that). When I tell the same story to Swiss people they say to me (Why you don’t work as a bank officer. Is that no easier and less risky? Why you do that).
The hole story is actually a culture thing. To change it, we have to start early, education…“

Florian Kowalke, Gründer Aiducation International

„Startup-Initiativen leisten hier bereits heute vorbildliche Arbeit, indem sie einerseits qualitativ hochwertige Kurse anbieten, Jungunternehmer miteinander vernetzen und sogar den Kontakt zu Investoren schaffen. Um noch mehr junge Leute auf die Chancen des Unternehmertums aufmerksam zu machen, könnte ich mir vorstellen, dass es sinnvoll wäre Programme für Gymnasien zu entwickeln, in denen beispielsweise die Jungunternehmer von morgen schon in kleineren Projekten zeigen können, was „in ihnen“ steckt. Ein wenig versuchen wir das übrigens auch im Rahmen unserer „Mentorship Academies“: Jährlich treffen sich unsere AiduFellows (Stipendiaten), um Ideen zu entwickeln, wie sie ihr Talent für die Entwicklung Ihres Landes nutzen können. Jungunternehmertum spielt auf diesen Academies eine grosse Rolle!“

Jan Lichtenberg, Gründer Insphero

„Vorab: Die Selbständigkeit ist nicht der einzige Weg, eine eigene Idee an den Markt zu bringen. Ich denke, dass es in vielen Fällen prüfenswert ist, einen potenten Lizenznehmer zu finden, mit dem die Idee kommerzialisiert werden kann. Nicht jede Innovation muss sich über ein Startup in ein Produkt kristallisieren. Wenn die Idee jedoch genügend Potential hat, eine ganze Firma dauerhaft florieren zu lassen, und wenn das Team stimmt, dann ist der Weg in die Selbständigkeit eine Lebensentscheidung, die ich jedem mit unternehmerischem Drang empfehlen kann. Den braucht es aber unbedingt: Unternehmer können zwar durch Förderorganisationen zu besseren Unternehmern werden, Nicht-Unternehmer werden jedoch keine Unternehmer.“

In der Rubrik Gründer-Fragerunde lässt Startwerk die Leute zu Wort kommen, die am besten wissen, was Startups bewegt: die Jungunternehmer selbst. Hier geht es regelmässig um Themen und Fragen, mit denen alle Startups früher oder später konfrontiert sind.