startupdiary logo 100px1Im heutigen Startup-Diary geht es um den Reality Check: Ist die eigene Idee mehrheitsfähig oder findet man sie bloss selber gut?

Von Christoph Seitz, Gründer Spontacts

Christoph Seitz, Mitgründer von Spontacts

Start-ups sind innovativ. Sie suchen Kundenbedürfnisse, die noch nicht befriedigt sind. Sie entwickeln Produkte, die es noch nicht gibt. Sie wenden „Guerilla“-Strategien im Marketing an. Sie erproben neue Geschäftsmodelle. Die Begeisterung für Innovation zeichnet den Enterpreneur aus. In seiner Euphorie läuft er aber Gefahr, von sich auf andere zu schliessen und so am Markt vorbei zu produzieren

Realitätstests sind wichtig

Ob Kundenbedürfnis, USP, Benutzerfreundlichkeit, visueller Auftritt, Geschäftsmodell oder Marketinggeschenk – überall lauert die Gefahr, eigene Ansichten für mehrheitsfähig zu halten. Besonders tückisch ist die „positive Verstärkung“: Man fühlt sich in seiner Ansicht sofort bestätigt, wenn ab und zu positive Feedbacks eintreffen. Zurückhaltende oder gar negative Rückmeldungen blendet man dagegen schnell aus.

Bei unserem Projekt „Spontacts“ versuchen wir, keine vorschnellen Schlüsse zu ziehen. Wir haben kein grosses Budget, deshalb setzen wir kostengünstige „Realitätstests“ ein. Dazu ein paar Beispiele aus verschiedenen Bereichen:

  • Produktentwicklung. Mit Spontacts wollen wir lokale Freizeitpartner für Aktivitäten zusammenbringen. Die Idee dazu ist aus einem eigenen Bedürfnis entstanden. Vor Entwicklungsstart wollten wir testen, ob eine kritische Anzahl an Leuten überhaupt Freizeitpartner und Aktivitäten suchen. Weil eine eigene Marktstudie zu teuer war, hängten wir uns an eine Omnibus-Studie von www.marketagent.ch an und prüften die These bei 500 Schweizern und Schweizerinnen. Das Resultat war positiv und bestärkte uns darin, das Produkt so zu realisieren, wie wir es ursprünglich geplant hatten.
  • Marketing. Ob Werbetexte oder Visuals bei der Zielgruppe ankommen, ist nicht klar. Statt vom eigenen Geschmack auf den Geschmack der Kunden zu schliessen und wirkungslose Marketingmaterialien zu produzieren, versuchen wir die Wirkung vorgängig zu testen. Facebook Ads sind ein ideales Mittel dazu. Kampagnen sind sehr billig, lassen sich genau definieren und nachverfolgen. Wir spielen verschiedene Text- und Bildvarianten gegeneinander aus und vergleichen die Klickzahlen. Für einen Einsatz von 15 Franken pro Tag bekommt man Hunderttausende von Impressions mit entsprechenden Statistiken. Das hilft extrem, ein Gefühl für die richtige Marketingsprache zu entwickeln.
  • Geschäftsmodell. Für die Spontacts iPhone App und unsere Webseite kommen Einkommensquellen wie Werbung, Sponsoring, Buchungen oder Premium Accounts in Frage. Es gibt unzählige Wege, Geld zu verdienen. Es gibt aber wesentlich weniger Kombinationen, die sich auch effektiv rechnen. Hier sind wir auf die Expertise von Personen angewiesen, die Erfahrung mit Internet-Geschäftsmodellen haben. In wenigen Wochen werden wir die verschiedenen Varianten mit einer Expertengruppe durchleuchten. Den detaillierten Business-Plan verfassen wir dann, wenn wir die grobe Stossrichtung kennen.

Das richtige Bauchgefühl entwickeln

Es gibt also zahlreiche Methoden, um den Schluss von sich auf andere zu verhindern. Gerade der Startup-Unternehmer sollte die eigenen Ansichten einem objektiven Test aussetzen. In vielen Fällen fällt das nicht leicht. Oft muss er aus dem Bauch heraus entscheiden. Es gehört dazu, dass ein Enterpreneur dabei ab und zu die falsche Wahl trifft. Die Checks mit der Realität helfen ihm aber, den Bauch so zu kalibrieren, dass er in der Hitze des Gefechts eher die richtigen Entscheidungen trifft.