Merksätze in Listenform sind höchst beliebt und überall, gerade in den Startupmedien. Weshalb sie nichts taugen – in Listenform.

    Die Frage nach der Beliebtheit dieser Ein-Satz-Weisheiten ist leicht zu beantworten. Wer eine Firma gründet, betritt immer Neuland, das ist eine Binsenweisheit. Alles andere, was es beim Starten einer Unternehmung zu lernen gibt nicht – schliesslich ist jeder Fall ein bisschen anders. Woran soll man sich also halten?

    Die Vermittlung von Wissen und Erfahrungswerten in der Startupszene und den angeschlossene Medien hat darum einen grossen Bedarf nach Daumenregeln und best-pratice-Beispielen. Und am einfachsten lassen sich diese halt nunmal in einzelnen Merksätzen formulieren, wie zum Beispiel den Folgenden (nicht von mir erfunden, sondern alle von einschlägigen Webseiten!):

  • Starte immer mit: „Was ist das Problem?“
  • Folge nie Deinem ersten Instinkt.
  • Setze enge Deadlines, konzentriere Dich auf die simplen Probleme.
  • Sich verlassen auf das Erprobte und Bewährte kann schiefgehen.
  • Behandle unterschiedliche Kunden unterschiedlich.
  • „Viral“ schlägt teures, traditionelles Marketing.
  • Erster sein hilft kurzfristig, langfristig braucht es mehr.

Und so weiter. Es lassen sich mühelos hunderte dieser Möchtegern-Weisheiten für Startups im Web finden. Auch wenn ihre Beliebtheit in keinem Verhältnis zum Nutzen steht. Bei welcher wichtigen, strategischen Entscheidung sollten die abgedroschenen Sätze auch helfen – ich kann mir keine nächtliche Krisensitzung vorstellen, die der Satz „Make sure you understand the problem“ auf magische Weise zum glücklichen Abschluss bringt.

Das gleiche gilt für die anscheinend unvermeidlichen Präsentationen, die als Startup-Einführungen ganz oft anzutreffen sind. Auch hier ist selten Nützliches oder Originelles dabei und die meisten könnten von Captain Obvious persönlich stammen. Das ganze wird angereichert von den ewig gleichen müden Clipart-Klischees. Hier ein Negativbeispiel, das vom prominenten US-VC und früheren Unternehmer Mark Suster stammt, der eigentlich besseres zustande bringen müsste.

Als parodistischer Protest hier darum fünf Gründe, warum diese Merksätze niemand etwas nützen – in Listenform.

  1. Wer seine Erfahrungswerte auf einen Satz zusammendampft, verliert dabei vielleicht das Wichtigste.
  2. Das Offensichtliche zu formulieren hat noch nie einen Denkprozess gestartet.
  3. Ohne Kontext ist der beste Rat komplett wertlos.
  4. Der Wert von ein-Satz-Weisheiten lässt sich ziemlich genau am Aufwand messen, eine zu produzieren.
  5. Zu jeder Ein-Satz-Weisheit gibt es eine mögliche Situation, in der das genaue Gegenteil wahr ist.

Mein Wunsch drum: Wer sich überlegt, ganze Seiten mit solchen Twitter-freundlichen Miniweisheiten zu füllen – lieber stattdessen eine davon nehmen und ausformulieren. Das gibt mehr her.