Bootstrapping heisst, mit begrenzten Ressourcen ein Unternehmen hochzuziehen. Fünf konkrete Tipps aus dem Tagesgeschäft von connex.io.

von Marcus Kuhn, Gründer connex.io


Startup-Tagebuch connex.io

Connex.io ist bis heute, abgesehen von unserem Venture Kick Preisgeld, komplett eigenfinanziert. Das heisst, dass wir mit unseren Ressourcen haushalten müssen. Unser Ziel ist ja, mit eigenen Mitteln bis zu einem nutzbaren Produkt zu gelangen und es schaut so aus, als wäre uns dies gelungen.

Wir sind der Meinung, dass unsere Schritte dahin einfach und einleuchtend waren, wir wollen sie hier trotzdem aber gern mit Euch teilen – vielleicht sind unsere Vorschläge als Anregung ein Hilfe.

1. Lebenskosten der Gründer

Die Hauptmassnahme, um unsere Burn-Rate im Zaum zu halten ist, dass wir unsere Lebenskosten gegen Null reduziert haben. Die Gründer wohnen beide wieder bei den Eltern (eine Massnahme die relativ schmerzlos umzusetzen ist, da man sowieso immer arbeitet). Und als Gründer wird halt auf einiges verzichtet. Keine Partynächte jedes Wochenende, öfters mal Spaghetti, und so weiter. Als junge Jungunternehmer, die anschliessend ans Studium ihr erstes Unternehmen starten, ist uns das relativ leicht gefallen. Klar ist, dass dies nicht in jeder Situation möglich ist, allerdings muss man die Situation nutzen, in welcher man ist.

2. Mitarbeiter als Kostentreiber

Mittlerweile (nachdem man als Startup nicht einmal mehr für Microsoft-Software Lizenzgebühren bezahlen muss) sind Lohnkosten der mit Abstand grösste Kostenfaktor. Und ganz dem Prinzip folgend, zuerst die tief hängenden Früchte (low-hanging fruit) zu ernten war es unser Ziel, die Lohnkosten zu minimieren. Unser Weg dazu: auf talentierte Praktikanten setzen. Unser Glück ist es dabei natürlich, ein global aufgestelltes Startup zu sein. Das hat es uns ermöglicht, Praktikanten in Turkmenistan zu finden – wo auch mein Mitgründer sitzt – welche naturgemäss ein wenig günstiger sind als Schweizer Praktikanten.

Um Praktikanten zu finden setzen wir auf kreative Job Posts welche uns gut verkaufen. So zum Beispiel bei unserer aktuellen Suche nach einem (Marketing) Intern.

3. Externe Dienstleister für die Geschwindigkeit

Um die Geschwindigkeit – ein essentieller Faktor für Webstartups – hoch zu halten, setzten wir auch auf externe Dienstleister. Zusätzlich war in einigen Belangen externe Hilfe unabdinglich, so in Rechtsfragen. Externe Dienstleister haben meist Verständnis für die Situation von Startups und sind zu Kompromissen bereit, zudem hat uns hier wieder unsere Organisationsform geholfen: Wir waren bei der Auslagerung der Arbeiten nicht geographisch gebunden (ausser wieder bei der Rechtshilfe) und konnten hier Geld sparen.

Wichtig ist es bei alledem, die Qualität der Arbeit nicht aus den Augen zu lassen. Die Grundlagen, die am Anfang geschaffen werden, ebnen den Weg für später – oder eben nicht.

4. Günstige Infrastruktur durch Kreativität

Weiter geht es darum, kostengünstig eine Infrastruktur aufzubauen, die off- und online den Betrieb ermöglicht. Um Kosten zu sparen, haben wir so lange wie möglich mit der Miete eines eigenen Büros gewartet. Erst als es an eine erste Anstellung ging, bin ich von den „frei“ verfügbaren Tischen an der ETH in ein eigenes Büro umgezogen. Die Kosten auch dann noch tief zu halten, erfordert es ein wenig Phantasie und Glück. So sind wir momentan Untermieter bei einem anderen Startup im Technopark, was für beide Startups ein Vorteil ist. Wir „wohnen“ günstiger und ihre ungenutzte Bürofläche bringt ihnen ein wenig Geld.

Wie wir Geld bei den Servern ausgegeben haben, kann man in einem früheren Diary-Beitrag nachlesen. Hier habe ich inzwischen einen Nachtrag: Um Kosten zu sparen bei unserem Staging System, emulieren wir unsere live-Cloud-Umgebung auf einem virtualisierten dedicated Server, den wir bei Hetzner gemietet haben. Ebenfalls auf diesem Server laufen unsere Website und ein paar andere Systeme, wodurch wir zwei Linode Slices einsparen konnten. Damit bezahlt sich der dedicated Server schon fast von selbst.

5. Marketing

Internetstartups spielen ein Vermarktungsspiel. Neben der Notwendigkeit, ein ausserordentliches Produkt auf den Markt zu werfen ist es mindestens so wichtig für den Erfolg, dieses auch entsprechend zu vermarkten.

In der Rubrik Startup-Diary schildern Jungunternehmer wöchentlich, mit welchen praktischen Problemen sie in ihrem Gründeralltag konfrontiert werden und welche Lösungsansätze sie gefunden haben.
Um die Marketingkosten im Rahmen zu halten gibt es bei connex.io vor allem eine Regel: Keine Bezahlwerbung bis wir den Customer Lifetime Value kennen und so die Aquisitionskosten kleiner halten können als diese Zahl.

Wie man sieht: Alles in allem sind es viele kleine Dinge, die dazu beitragen, die Kosten tief zu halten und mit dem eigenen Geld hauszuhalten. Kreativität hilft natürlich.