Ohne Risiko kein Gewinn. Hier ein einfaches Gedankenexperiment, das zeigt, wie ein mit Risiko behaftetes Geschäft funktionieren kann.
Denke mal über folgendes Angebot nach: Wir werfen eine Münze. Bei Kopf kriegst du zwei Franken, bei Zahl verlierst Du einen Franken. Würdest Du diesen Deal eingehen?
Die meisten von uns erkennen sofort, dass sie doppelt soviel gewinnen wie verlieren können. Da die Chance für Verlust und Gewinn in etwa gleich ist, ist das ein gutes Geschäft, wenn Du es oft genug spielen darfst.
Nehmen wir mal an, wir werfen die Münze und Du kriegst bei Kopf zwei Millionen Franken, aber bei Zahl musst Du eine Million Franken einzahlen. Würdest Du das auch noch spielen? 50 Prozent Chance für ein angenehmes Leben und erstmal ein mordsmässig fettes Jahr Urlaub. Auf der anderen Seite aber 50 Prozent Chance, die nächsten 20 Jahre verschuldet zu sein. Kaum ein Mensch, ausser beispielsweise Londoner Exil-Russen, die sich vor Gericht um sechs Milliarden Euro streiten, würden bei diesem Spiel mitspielen. Zwar sind die Chancen identisch zum obigen Beispiel, aber der Verlust im Falle einer Niederlage wäre für die meisten von uns fatal.
Das Risiko verteilen?
Wie wir mit solchem Risiko umgehen, ist eines der Kennzeichen unternehmerischen Denkens. Wie gesagt, die Chancen sind dieselben wie beim ersten Beispiel – und da würde jeder von uns aufgrund der glänzenden mittelfristigen Aussichten mitmachen. Beim zweiten Beispiel schreckt uns das Risiko des Verlustes ab.
Wie können wir mit diesem Risiko umgehen? Eine Versicherung wird schwerlich bereit sein, Glücksspiel abzudecken. Ideal wäre es, das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. Wir könnten die Million, die wir im Verlust zahlen müssen, splitten. Sagen wir, wir suchen 999 Mitspieler, die im Verlustfall jeder 1’000 Franken einzahlen (und bei Gewinn 2’000 Franken einstreichen). Der Verlust von 1’000 Franken ist nicht so fatal und für alle erträglich, die Chancen auf Gewinn sind immer noch vorteilhaft. OK, das Risiko haben wir verringert – bleibt nur die Aufgabe, 999 Mitspieler zu finden. Und natürlich der Fakt, dass wir beide nur noch 1’000 Franken verdienen können für unseren einen von 1’000 Anteilsscheinen.
Na klar, wir kaufen einfach mehrere Anteile – aber dann müssen wir auch mehrfach einzahlen im Verlustfall.
Das Risiko unternehmerisch in den Griff kriegen
Ein besserer Weg, so scheint mir, wäre folgender: Wir splitten unseren Einsatz in 1’000-Franken-Anteile. Aber wir verkaufen nicht 1’000 davon, sondern 1’200. Zwar reduziert sich im Falles eines Gewinns die Auszahlung auf 1’666,67 Franken (anstelle von 2’000 Franken), aber selbst das ist immer noch ein Spiel, bei dem langfristig alle gewinnen. Falls wir beim Münzwurf aber verlieren, profitieren wir als Organisatoren von den 200 «überverkauften» Anteilen. Für jedes Mal «Zahl» behalten wir 200’000 Franken. Für jedes Mal «Kopf» kriegen wir aber nur soviel, wie viele Anteile wir haben. Da wir aber auch beim falschen Ergebnis genug Profit machen, können wir natürlich einfach mehr Anteile kaufen – und so auch bei «Kopf» ordentlich abkassieren. Das ist eine Lösung, bei der alle profitieren – und am meisten wir als Organisatoren. Das Risiko ist ausgemerzt.
Nur ein einfaches Beispiel
Das hier ist natürlich kein Beispiel dafür, wie im wirklichen Leben Geschäfte gemacht werden. Die Spielbank, die sich auf diesen Unsinn einlässt, muss erst gefunden werden. Aber dieses Beispiel zeigt ganz gut, worauf es ankommt als Unternehmer: Gute Chancen identifizieren sowie die dazugehörigen Risiken analysieren. Dann musst Du einen Weg finden, mit diesen Risiken möglichst positiv umzugehen – das ist eine Denkweise, die man trainieren kann.
Und genau darauf kommt es als Unternehmer/in an: Wie gehst Du mit Risiken um?