Mit einer Erweiterung seines Konzepts will der crowdgesourcete Frage & Antwort-Service LocalUncle neue Wege gehen – und eine Antwort auf fast alles parat haben.

Mit einem neuen Claim – «Knowing the world in real time» -, einer frischen App und einem neuen Konzept stellen die Zürcher Gründer des in New York ansässigen Startups LocalUncle ihr Projekt neu auf. Die Idee im Kern: Informationen über reale Orte per Online-Dienst. Zahlreiche Webstartups beackern zurzeit dieses Feld in der einen oder anderen Form. LocalUncles Ansatz ist, dass Nutzer per Geolocation Fragen an spezifische Orte koppeln können.

Zu Beginn fokussierte der noch als loqize.me gestartete Service auf Reise- und Ausgehtipps, Fragen wie «Wo gibt es hier die beste Pizza?» konnten auf Städte bezogen gestellt werden. Neu ist das Modell viel granularer – Fragen sind zu einzelnen Locations (Foursquare-Checkins) möglich, womit die Gründer das Konzept radikal erweitert haben. Und ein grosses Potential erschliessen – ein Dienst für ortsbasierte Fragen in Echtzeit: Das Feld ist laut CEO Philip Reichen «mindestens so gross wie Twitter».

Die App dockt per Connect an den Checkin-Dienst Foursquare an. So können Fragen an die User geschickt werden, die sich gerade am jeweiligen Ort aufhalten und das per Foursquare kundtun: «Wie lange ist im Restaurant X gerade die Schlange?», «Was ist das Tagesmenu?» oder «Wie hoch sind die Wellen an diesem Strand?» Sie erscheinen per Push-Nachricht auf dem Smartphone der passenden «LocalUncles». Hält sich gerade niemand vor Ort auf, greift sich die App Leute heraus, die sich sich durch häufige Besuche an einem Ort besonders gut auskennen. Via die Checkin-History eines Nutzers weiss LocalUncle, wer sich wie oft an einer Location aufhält. Ausgehend davon schickt der Dienst die Fragen ersatzweise an diese «Experten». Ein Algorithmus sorgt im Hintergrund dafür, dass niemand Gefahr läuft, übermässig viele Fragen zu erhalten. Er passt auch anhand der Beantwortungsquote die Frequenz der eintrudelnden Fragen an. Ein antwortfreudiger Heavy-User wird demnach mehr Anfragen erhalten als jemand, der nur gelegentlich reagiert.

Begleiter für den Alltag

Laut Philip hat sich das Team nach einiger Überlegung und Konsultation von Zahlen und Feedback zum neuen Ansatz entschieden. LocalUncle als Reiseratgeber hätte das Problem gehabt, zu wenig Aktivitäten zu generieren. Stattdessen wollten die Gründer einen Dienst bauen, der auch im Alltag funktioniert und nicht nur bei ein paar Gelegenheiten im Jahr genutzt wird. «Wir wollen einen share of mind unserer User», meint Philip dazu.

Egal, wie man es dreht und wendet: Fragen beantworten ist Arbeit. Wie schafft man es, diese freiwillige Brainpower zu mobilisieren? Dafür zählt LocalUncle auf die im Social Web verbreiteten, üblichen Anreize. Für ihr Engagement erhalten aktive Nutzer als «Belohnung» Feedback, Zugang zu zusätzlichen Features, Moderationsmacht und eventuell auch Extra-Angebote, wobei man aber auf monetäre Anreize verzichten möchte.  Für den Aufbau der Community setzt LocalUncle als erstes auf die Foursquare-Poweruser. Sie haben die Gründer als Zielgruppe ausgemacht, die sich am ehesten als motivierte Antwortgeber hervortun will und die Basis der Community legen soll. In weiteren Wachstumsphasen soll die Plattform weiter geöffnet und mit zusätzlichen Diensten koppelbar werden – Facebook und Twitter zum Beispiel.

 Schnelligkeit zählt

Jetzt wird es darum gehen, schnell die Nutzerbasis aufzubauen, die den Dienst erst wertvoll machen kann. Hier drängt die Zeit: An Konkurrenz mangelt es nicht, so betreten stetig weitere Player die Location-Bühne, eben startete zum Beispiel der Dienst Locql. Mit LocalMind und Loquest existieren ausserdem zwei weitere Startups aus den USA und Frankreich, die in sehr ähnlichen Gefilden unterwegs sind. Das kürzlich finanzierte, anfängliche Stealth-Startup Hipster stellte sich hingegen nach langem Gemunkel um dessen Idee nun doch nicht als Konkurrenz heraus – der Dienst will location-basiertes Photosharing anbieten.

Neben dem Geld von den Gründern selbst und ihrem Umfeld hat das Startup eine Wandelanleihen-Finanzierung von rund 100’000 Dollar an Bord. Für den Frühling sucht das Team dann nach weiterer Finanzierung, entweder als Seed- oder direkt als Series-A-Runde. Den Schritt nach draussen mit der neuen Ausrichtung wagt LocalUncle zurzeit, mit einer gerade auch ausserhalb der USA gestarteten iPhone-App.