Wieder keine Zeit, um an der Generalversammlung teilzunehmen? OnlineGV ermöglicht die Stimmabgabe via Internet. Wir haben mit Mitgründer Roman Bühler gesprochen.

OnlineGV, das Flaggschiff-Projekt der Agilentia AG, möchte den Aktionären das Prozedere von Generalversammlungen erleichtern. Da eine physische Anwesenheit mit Reisekosten und Zeit verbunden ist, ermöglicht OnlineGV die Stimmabgabe per Internet.

Der Vorgang ist dabei leicht verständlich: Der Aktionär erhält beim Einladungsbrief zur GV einen Benutzernamen sowie ein Passwort. Mit diesen Logindaten wird ein Aktionärsaccount eröffnet. Den kann ein Nutzer auch für weitere Unternehmen auf OnlineGV verwenden. 

Sicherheitsfanatiker können übrigens aufatmen: OnlineGV verfügt über Sicherheitsmechanismen analog zum eBanking Standard. Zudem sind keine sensiblen Aktionärsdaten, wie zum Beispiel der Aktienbestand auf der Online-Plattform gespeichert.

Virtuell dabei

Was erhält der Nutzer über die Plattform? Zunächst natürlich die Ankündigung der nächsten GV sowie alle nötigen Materialien, beispielsweise Financial Statements. Schlüsselfunktion von OnlineGV ist die Möglichkeit, online über einen Stimmrechtsvertreter abzustimmen.

Auch die Teilnahme ist virtuell möglich, per gestreamten Webcast von der Veranstaltung. Allerdings nur passiv: Während der GV gibt es keine Kommunikation zwischen den Usern und den physisch Teilnehmenden geben. OnlineGV möchte den Dialog vor der GV fördern, da dort die Meinungsbildung stattfindet und nicht während der GV.

Bislang gibt es keine analytischen Tools auf OnlineGV, was sich aber in der Zukunft noch ändern kann. Wir wollten von Roman Bühler wissen, inwieweit die Interaktivität zwischen Onlineaktionären und der stattfindenden GV gefördert wird. «Wir sind an der Umsetzung von interaktiven Tools, z.B. einem Q&A-Tool für die Aktionäre, mit dem sie dem Verwaltungsrat im Vorfeld der GV zu den Traktanden Fragen stellen können», so Roman. Zusätzlich sei ein Aktionärsforum in Planung.

Geschäftsmodell & Expansion

Die Nutzung der Plattform ist für Aktionäre kostenlos. Für den Service leisten die teilnehmenden Unternehmen einen Preis pro GV, wobei der Beitrag aus drei Komponenten besteht. Neben den Fixkosten ist die Aktionariatsgrösse entscheidend sowie eine benutzerabhängige Komponente. Mitgründer Roman Bühler meint dazu: «Unser Preis für OnlineGV beträgt einen Bruchteil der heutigen GV-Budgetkosten, circa fünf Prozent.»

Verkaufsargument der Gründer gegenüber den Unternehmen ist denn auch die Kostenersparnis gegenüber der physischen GVs, die sich längerfristig ergebe. Zudem werde eine vorbildliche Corporate Governance zunehmend zum wichtigen Aushängeschild für Unternehmen.

Als erste Geschäftskunden konnten sie die Unternehmen Alpine Select, Nobel Biocare und Aryzte gewinnen. Bei der ersten GV von Aryzta, die durch OnlineGV unterstützt wurde, stimmten zehn Prozent der Aktionäre über die Plattform.

Die Schweiz eignet sich als weltweit bekannter Börsenplatz bestens als Markt für die Plattform. «Zudem muss die Schweiz alle Wettbewerbsvorteile ausnutzen, insbesondere ein zeitgemässes Mittel für die Aktionärspflege und Investor Relations», so Roman Bühler.

Das Ziel ist, längerfristig eine globale Plattform mit einer aktiven Investor Community aufzubauen. Zwar gibt es viele Herausforderungen bezüglich unterschiedlicher rechtlicher und kommunikationstechnicher Standards, aber es handelt sich um lösbare Herausforderungen.