Ein Innovationsschub für die Reisebranche: Das Startup 3BaysOver aus Genf will per Webplattform das Alltagsgeschäft im Tourismus umkrempeln.
Die 3BaysOver-Gründer haben für ihre Startup-Idee eine These: «Manchmal lässt sich ein komplexes Problem mit einem einfachen Produkt lösen.» Ihr Fokus dabei ist das Tourismusgeschäft.
Disruption setzt das Verstehen einer Branche voraus. Nicht ohne Grund gilt: Wenn du eine Industrie umkrempeln willst, lern sie zuerst in- und auswendig kennen. Dann tritt einen Schritt zurück und überleg dir, was fehlt.
Das machte Andy Ryan, als sich seine Idee konkretisierte, ein Tourismusstartup zu gründen. Er versenkte sich in gängige Prozesse, Mechanismen und die «Pain Points» der Menschen, die hier arbeiten. Dabei machte er eine überraschende Erfahrung: die Tourismusbranche ist alles andere als internetaffin. Während das Buchen von Reisen bereits seit den 90ern ins Internet abwandert, laufen Kontakte zwischen den Akteuren gleich wie seit Jahrzehnten; für das B2B-Geschäft setzt man auf Messen und persönliche Treffen. Technisch gesehen bewegt man sich im Mittelalter.
Andy Ryan: «Hier geben nach wie vor Telefon, Fax und Broschüren den Ton an». Weite Teile der Wertschöpfungskette sind offline. Gleichzeitig sind Beziehungspflege und Kontakte für das Tagesgeschäft unentbehrlich. In einer Branche, die so international ist, ist das aufwändig und zeitraubend.
Marktplatz für Tourismus
Mit dieser Erkenntnis im Gepäck und nach Gesprächen mit Anbietern und Fallstudien haben die beiden Gründer eine Webplattform für Tourismusakteure gebaut.
Schon eine Reihe von Internetstartups hat sich vorgenommen, die Branche zumindest zum Teil auf das Internet zu bringen, zum Beispiel GetYourGuide oder Trekksoft. Während diese aber als Buchungsplattformen Kunden und Anbieter über das Netz zusammenbringen möchten, will 3BaysOver ein reines B2B-Werkzeug bauen.
Das Konzept: Die zahlreichen Player, die an jedem Geschäft beteiligt sind, online auf einer Plattform vernetzen. Also: Tourismusverbände, Reiseveranstalter, Touranbieter, Tourvermittler, Reisebüros und so weiter. Dafür will 3BaysOver – technisch gesehen – das Rad nicht neu erfinden. Stattdessen setzen die Gründer auf eine vergleichsweise einfache Lösung, 3BaysOver ist nämlich ein soziales Netzwerk für die Tourismusindustrie. Die Gründer nennen es einen «globalen B2B-Marktplatz». Über die Plattform sollen Firmen netzwerken, Leads generieren und ihre Produkte vorstellen.
Modell Freemium
3BaysOver, das 2011 von Andy Ryan und Diego Giol in Genf gegründet wurde, ging im letzten September in einer Betaversion online und hat erste Finanzierung erhalten. Als Geschäftsmodell visiert das Startup Freemium an. Kunden können kostenlos ein einfaches Profil auf der Plattform unterhalten, für mehr Funktionen wird eine Gebühr fällig.
3BaysOver ist in Genf ansässig, laut Andy Ryan überlegen sich die Gründer aber einen Umzug nach Zürich – nicht zuletzt in der Hoffnung, hier ein Tech-Talent für die CTO-Rolle zu finden.